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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Bickerson schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
    »Ich möchte lieber jede andere Sache behandeln als diese. Ein Zeuge mit Einbildungen ist wie Alpdrücken. Ich will Sie nicht beleidigen, aber ich kann Ihnen nicht glauben. Ist Major Amery da?«
    »Nein, ich glaube noch nicht«, antwortete sie und überging seine Andeutungen über ihre Zurechnungsfähigkeit. Sie versuchte die Tür zu öffnen. »Sie ist verschlossen!«
    »War sie gestern abend verschlossen?«
    »Ich weiß es nicht, denn ich bin vor Major Amery fortgegangen«, sagte sie ruhig. Sie bückte sich und schaute durch das Schlüsselloch.
    »Der Schlüssel steckt nicht. Ich glaube, ich kann die Tür mit meinem Schlüssel öffnen«, meinte sie und schloß auf.
    Amerys Büro war in genau demselben Zustand, in dem er es verlassen hatte. Im Kaminrost lagen einige Zigarettenenden und eine halbgerauchte Zigarre. Sie machte keine Bemerkung, und nachdem Bickerson sich umgesehen hatte, verließ er das Zimmer. Elsa folgte ihm.
    »Amery ist zwar ein geheimnisvoller Mensch«, bemerkte der Inspektor, »aber nicht ganz so . . .« Er konnte kein passendes Wort finden.
    »Unheimlich ist das Wort, nach dem Sie suchen«, half Elsa lächelnd.
    »Ja, das ist es. Nein, er ist nicht so unheimlich, wie ich dachte. Eigentlich . . .« Er schien noch etwas sagen zu wollen, änderte jedoch seine Absicht. »Was ist das für ein Buch?« fragte er und zeigte auf einen abgenutzten Lederband, der auf dem Tisch lag.
    »Das ist das Buch, in das der Nachtwächter seine Berichte einträgt. Er bringt es jeden Morgen herauf, damit Major Amery sehen kann, wer vorgesprochen oder angerufen hat, und welche Telegramme nach Büroschluß eingegangen sind.«
    Sie öffnete das Buch an der Stelle, wo das Löschblatt lag und unterdrückte einen Ausruf.
    »Mr. Tupperwill war zehn Minuten vor sechs da!«
    Einen Moment war sie so beeindruckt, daß sie die Anwesenheit des andern vergaß.
    »Tupperwill war hier?« fragte Bickerson ungläubig und schaute über ihre Schulter. »Das ist seltsam!« sprach er vor sich hin. »Heute morgen sagte mir Mr. Tupperwill, daß er von der Bank direkt nach Hause gegangen sie, nachdem er sich entschieden hatte, die Nacht in Brighton zu verbringen. Er ist mit dem Neun-Uhr-Zug fortgefahren.«
    Nachdem Bickerson noch einige Besuche gemacht hatte, rief er seinen Vorgesetzten an.
    »Die Sache wird immer verwickelter«, berichtete er. »Ich habe eben mit Mrs. Hallam gesprochen, die angibt, daß sie gestern abend von einem Einbrecher beinahe getötet worden sei. Wer es war, weiß sie nicht, aber die erste Person, die sie sah, als sie wieder zur Besinnung kam, war Major Amery. Anscheinend hat er das Haus mit dem Mädchen verlassen - ich meine Miss Marlowe.«
    »Das erhärtet ihre Angaben«, sagte der Kommissar nach einer Pause. »War er allein?« »Nein, sein chinesischer Geschäftsführer Feng Ho war bei ihm, und Dr. Hallam kam bald darauf hinzu.«
    »Ist sie mit Dr. Hallam verwandt?«
    »Sie ist seine Frau«, antwortete Bickerson, »aber sie sagt, er habe lange nach Amery die Wohnung verlassen. Ich wollte ihn aufsuchen, aber er war nicht zu Hause.«
    Es folgte abermals eine lange Pause.
    »Diese Sache wird ganz wunderlich. Behalten Sie das Büro im Auge, Bickerson!«
    »Ich werde noch mehr tun. Ich werde das Mädchen, beobachten. An diesem Büro ist etwas, was mir nicht gefällt.«
    Elsa war es ganz gleichgültig, ob sie beobachtet wurde oder nicht. Die Stunden wollten nicht vergehen. Bei dem geringsten Geräusch fuhr sie zusammen, und es mochte wohl fünfzigmal gewesen sein, daß sie die Tür zu Amerys Zimmer öffnete, um hineinzuschauen, ob er nicht etwa in seiner gewöhnlichen, verstohlenen Art hineingegangen war. Sie hoffte aber umsonst, denn jedesmal, wenn sie die Tür öffnete, sah sie nur seinen leeren Stuhl. Auch die Glocke über ihr blieb stumm. Er mußte aber entkommen sein - ohne Zweifel! Elsa war sehr erschöpft - trotzdem wollte sie das Büro nicht verlassen, da sie hoffte, daß er zurückkäme. Doch sie fuhr schnell noch zum Krankenhaus, um sich nach Feng Hos Befinden zu erkundigen. Zu ihrer Freude erfuhr sie, daß er außer Gefahr war und daß sie ihn sprechen könne.
    Elsa war begierig, alles über seinen Herrn zu hören, denn sie vermutete, daß dieser kleine Chinese mehr über ihn wußte als die gesamte Kriminalpolizei.
    Feng Ho begrüßte Elsa mit seinem gewohnten Grinsen, als sie sein Krankenzimmer betrat.
    »Trotz der Durchlöcherung des Thorax«, sagte er

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