029 - Hexenjäger aus dem Gestern
Bewegung wahrgenommen und verstummte.
»Farda!« rief Jack Crawford am anderen Ende. »Chuck, was ist denn? Warum sprechen Sie nicht weiter?«
Farda ließ den Hörer zitternd sinken. Er schob ihn in die Halterung. Sein Herz hämmerte wie von Sinnen gegen die Rippen, während er Yora entsetzt anstarrte.
Ein Blick in ihre Augen verriet ihm, daß er sein Leben verwirkt hatte. Sie würde ihn töten. Er hatte nur noch wenige Augenblicke zu leben. Das Seitenfenster war offen.
Selbst wenn die Tür verriegelt gewesen wäre, hätte Farda das nichts geholfen. Die Totenpriesterin holte den Seelendolch aus ihrem Gewand. Als Farda ihn sah, wich das Blut aus seinem Gesicht.
»Nein!« hauchte er. »Nein!«
Doch Yora kannte kein Erbarmen. Sie trat einen Schritt näher. In Chuck Farda lehnte sich der Lebenswille auf. Er wollte nicht sterben. Aber wie sollte er der Dämonin entkommen?
Blitzschnell griff er nach dem Startschlüssel, doch es gelang ihm nicht mehr, ihn zu drehen, denn im selben Moment stach die Totenpriesterin zu. Tief drang der Seelendolch ein.
Yora schnitt ihrem Opfer die Seele aus dem Körper. Kein Tropfen Blut floß dabei.
Leib und Seele trennten sich. Beide waren für kurze Zeit zu sehen. Dann schickte Yora die Seele mit einem kräftigen Magiestoß zur Hölle. Und von Chuck Farda blieb eine leere, aber nicht leblose Hülle übrig. Der Privatdetektiv wurde zum Zombie!
***
Es ist niemals ungefährlich für einen Menschen, sich in eine andere Welt zu begeben, doch ich zögerte nicht, Mr. Silver meine Hilfe anzubieten. Immerhin war Roxane in Gefahr, und ich wollte ihr ebenso beistehen wie der Hüne mit den Silberhaaren.
Aber es sollte anders kommen…
Das Telefon läutete noch einmal. Ich meldete mich wieder. Zum zweitenmal war Tucker Peckinpah am Apparat, und was er mir diesmal zu berichten hatte, riß mich beinahe von den Schuhen.
»Tony, ich erhielt soeben einen Anruf von Jack Crawford«, sagte der Industrielle.
»Crawford? Kenne ich nicht.«
»Er ist Chef einer Detektei in New York.«
In meinem Kopf klingelte etwas. Detektei in New York… New York
… Frank Esslin! Diese Kettenreaktion lösten Peckinpahs Worte bei mir aus. Gespannt lauschte ich, was der Industrielle mir weiter zu erzählen hatte.
»Crawford erhielt von mir den Auftrag, Frank Esslins Haus in Queens rund um die Uhr zu beobachten«, sagte Peckinpah. »Und die Saat trägt nun Früchte.«
»Darf ich das so verstehen, daß Frank in seinem Haus erschienen ist?« fragte ich mit belegter Stimme.
»Volltreffer, Tony.«
»Wer beobachtet das Gebäude?«
»Crawfords Mitarbeiter Chuck Farda.«
»Er soll Frank Esslin um Himmels willen fernbleiben, sonst gibt es eine Katastrophe – und Frank verschwindet wieder in der Versenkung.«
»Crawford kriegt von mir Bescheid. Werden Sie nach New York fliegen, Tony?«
»Was für eine Frage, Partner.«
»Ich lasse für Sie eine Maschine auftanken.« Peckinpah besaß mehrere Jets. Das machte ihn ungeheuer beweglich, und das war für ihn sehr wichtig. Manche Geschäfte lassen sich nicht auf Distanz abwickeln, da muß man schon persönlich anwesend sein, wenn man nicht übers Ohr gehauen werden will. Und da der Industrielle mit Gott und der Welt Geschäfte machte, mußte er die Entfernungen schnell überwinden können. Das erreichte er mit seinen Düsenclippern.
Einen davon wollte er mir nun zur Verfügung stellen, damit ich mich um Frank Esslin kümmern konnte. Es war nicht das erstemal, daß ich mit einem Peckinpah-Jet reiste.
Das bedeutete für mich: erstklassiger Service und keine Wartezeiten. Selbst um das Umsteigen auf ein anderes Verkehrsmittel kümmerte sich Peckinpah mit seinen weitreichenden Verbindungen von London aus, wenn es erforderlich war.
Er gab mir die Anschrift der Crawford-Detektei und riet mir, ich solle mich mit dem Mann in Verbindung setzen.
»Wozu?« fragte ich.
»Jack Crawford kann Sie unterstützen.«
»Mit Frank Esslin muß ich allein fertigwerden, Partner.«
»Okay, aber Crawford kann Ihnen die nötige Schützenhilfe geben. Seien sie nicht zu stolz, um Hilfe anzunehmen.«
»Das hat mit Stolz nichts zu tun. Ich möchte nur verhindern, daß jemand unnötig in Gefahr gerät.«
»Crawford ist ein tüchtiger Mann.«
»Na schön, ich werde ihn aufsuchen.«
»In einer halben Stunde können Sie starten.«
»Danke, Partner. Sie sind mir wie immer eine große Hilfe.«
»So soll es sein.«
Ich legte auf und blickte in die Runde. Auf meiner Stirn schimmerte ein
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