029 - Hexenjäger aus dem Gestern
verlangte ich ungeduldig.
Lance Selby kam näher. Vicky Bonney lehnte sich an mich. Wir alle hingen mit unseren Blicken an Mr. Silvers Lippen und warteten darauf, daß er endlich sprach.
»Ich hatte Kontakt mit Roxane«, berichtete der Ex-Dämon.
Meine Augen weiteten sich. »Tatsächlich? Wo ist sie?«
»Ich weiß es nicht genau, die Verbindung war schlecht, und sie riß auch nach wenigen Augenblicken schon wieder ab, aber Roxane konnte mir vermitteln, daß sie in Schwierigkeiten ist.«
»Hat sie Loxagons Grab gefunden?«
»Ich glaube nicht.«
»In was für einer Art von Schwierigkeiten befindet sich Roxane?«
»Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß ich unbedingt zu ihr muß.«
»Kennst du den Weg?«
»Ich werde ihn finden«, sagte der Ex-Dämon grimmig.
Ich nickte. »Okay, Freund. Und ich werde dich begleiten!«
***
Frank Esslin, der Söldner der Hölle, goß sich einen Bourbon ein. Er öffnete sein Jackett, und die Schulterhalfter kam zum Vorschein, in der eine Walther-PPK-Pistole steckte.
Früher war diese Waffe mit geweihten Silberkugeln geladen worden. Heute war sie das nicht mehr. Gewöhnliche Patronen befanden sich im Magazin. Schließlich hatte Frank Esslin nicht die Absicht, einem Mitglied der schwarzen Macht das Leben zu nehmen. Er fühlte sich ihr ja selbst zugehörig.
Die Zeiten, wo er sich für das Gute eingesetzt hatte, waren ein für allemal vorbei. Er verfluchte diese Jahre des Irrtums und wäre froh gewesen, wenn es sie nie gegeben hätte.
Er konnte nicht stolz sein auf seine Vergangenheit. Zu häufig hatte er die Hölle bekämpft. Um das wettzumachen, würde er sich gewaltig anstrengen müssen, und selbst dann war es noch fraglich, ob Asmodis über diese Vergangenheit hinwegsehen würde.
Er setzte sich und dachte über seine Situation nach. Er hatte gehofft, mit Rufus einige Zeit zusammenbleiben zu können. Der Dämon mit den vielen Gesichtern hätte ihm vieles beibringen können.
Doch Rufus existierte nicht mehr. Mr. Silver und Tony Ballard hatten ihn für immer ausgelöscht. Daran gab es nichts zu rütteln.
Dieses Kapitel war abgeschlossen. Esslin war auf sich allein gestellt, und er fragte sich, wie er aus seiner Lage das Beste machen konnte.
Plötzlich drang ein Geräusch an sein Ohr. Er schnellte hoch und griff sofort zur Pistole. Ein Einbrecher? Frank Esslin würde ihn mit Blei vollpumpen. Nicht die geringste Chance würde er dem Kerl lassen, der sich erdreistete, unerlaubt sein Haus zu betreten.
Mit langen Sätzen eilte Frank Esslin durch den Living-room. Er erreichte die Tür und riß sie auf. Und dann weiteten sich seine Augen.
Kein Mann hatte unerlaubt sein Haus betreten, sondern eine rothaarige Schönheit mit grünen Augen. Sie trug ein langes Gewand, das mit schwarzmagischen Zeichen kunstvoll bestickt war.
Der Söldner der Hölle wußte, wen er vor sich hatte: Das war Yora, die Totenpriesterin, das Mädchen mit dem Seelendolch –Odas Zwillingsschwester. Und das Gewand, das sie trug, wurde Blutornat genannt.
Während sich Oda vom Bösen abgekehrt hatte, hatte Yora sich ihm so sehr zugewandt, daß Asmodis sie dafür zur Dämonin machte.
Frank Esslin trat überrascht zurück. Er ließ die Pistole sinken.
»Yora. Du hier?«
Sie lächelte. »Wolltest du auf mich schießen?«
»Ich dachte, es wäre ein Einbrecher.«
»Ich hoffe, ich bin dir willkommen.«
»Aber ja, selbstverständlich. Komm herein. Sag mir, was dich zu mir führt. Es ist mir eine große Ehre, dich in meinem Hause zu empfangen.«
Sie betrat den Living-room. Er bot ihr Platz an. Sie setzte sich. Er nahm ihr gegenüber Platz und musterte sie aufgeregt.
»Eine Dämonin in meinem Haus, das ist eine Auszeichnung für mich«, behauptete der Söldner der Hölle.
Yora nahm das nickend zur Kenntnis. »Du warst mit Rufus zusammen.«
»Ich war sein gelehriger Schüler«, behauptete Frank Esslin.
»Das kam mir zu Ohren.«
»Dann weißt du sicher auch, was Rufus zustieß.«
»So etwas macht schnell die Runde. Wie ein Lauffeuer verbreitete die Nachricht sich«, sagte die Totenpriesterin.
Esslin ballte die Hände zu Fäusten. »Ich hasse Tony Ballard und Mr. Silver. Sie haben mir einen starken Verbündeten genommen.«
»Ich bin hier, um Rufus’ Platz einzunehmen«, eröffnete Yora dem Söldner der Hölle.
Esslin starrte sie groß an. »Ist das wahr? Du… du willst dich mit mir zusammentun?«
»Ja. Was hältst du davon?«
»Ich finde das großartig, Yora. Du weißt nicht, wie glücklich du mich
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