0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei
hinter Phil.
Der Mann mit dem stechenden Blick antwortete mit leiser Stimme: »Ich glaube, mir wird schlecht. Mir ist so schwindlig. Deswegen ist mir auch der Koffer aus der Hand geglitten.«
»Dann gehen Sie jetzt auf der Stelle zum Bahnhofsarzt und lassen sich von ihm untersuchen«, befahl der neu Hinzugekommene. »Wenn’s sein muss, dann gehen Sie eben nach Hause und legen sich ins Bett. Wir werden auch schon ohne Sie hier fertig werden.«
Der Mann mit dem stechenden Blick sagte gehorsam: »Jawohl, Mr. Hoss.« Als er ging, schwankte er leicht.
»Ich bin der Boss hier«, sagte Hoss und wandte sich an Phil- »Sie sind wahrscheinlich der neue Mann.«
Phil nickte zustimmend und blickte nachdenklich der Gestalt nach, die schwankend zwischen den Regalen zum Ausgang ging.
Im Rückspiegel sah ich, wie Holger Smith langsam zum Wagen zurückkam. Ich hatte ihm ausdrücklich gesagt, dass er einen kleinen Umweg machen sollte. Er hielt sich an meine Anweisung und ging sogar bis zu dem Kiosk, wo er sich eine Zeitung kaufte.
Er faltete sie zusammen und klemmte sie unter seinen Arm. Langsam ging er bis zur Treppe der Subway, blieb einen Augenblick stehen und verschwand dann die Treppe hinunter. So sehr ich mich aber auch anstrengte, ich konnte niemanden ausmachen, der den Millionär verfolgte. Es lungerten zwar einige verdächtige Typen herum, aber sie hatten alle nicht die Kragenweite, die ich suchte.
Nach wenigen Minuten erschien Holger Smith auf der Bildfläche. Er schritt jetzt direkt auf den Wagen zu. Kurz bevor er ihn erreicht hatte, stieg ich aus und riss erst den Schlag auf und dann meine Chauffeurmütze ab. Nach dem Smith eingestiegen war, schloss ich die Tür und flitzte um den Wagen herum.
Ich fuhr gleich los. Als wir schon ein Stück weg waren, fragte ich: »Hat alles geklappt?«
»Ja«, sagte der Millionär knapp. »Es war übrigens Ihr Kollege, der mir den Koffer abgenommen hat.«
»Wo haben Sie den Depotschein?«, erkundigte ich mich.
Holger Smith gab keine Antwort, aber ich fühlte plötzlich seine Hand auf meiner Schulter. Er steckte mir das kleine Stück Papier wortlos zu.
»Wie geht das Spiel jetzt weiter?«, fragte er nach einer Weile.
»Wir sind vorläufig aus dem Spiel ausgeschieden«, erklärte ich ihm. »Wir haben jetzt eine passive Rolle. Wir müssen warten, bis sich die Gangster wieder mit Ihnen in Verbindung setzen.«
»Wann kann das sein?«, wollte Smith wissen. Er hielt mich anscheinend für ein Auskunftsbüro.
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, Mr. Smith«, bedauerte ich. »In den Instruktionen stand bloß, dass man sie wieder verständigen würde. Aber wann das sein wird, das ist schwer zu sagen. Vielleicht erhalten Sie schon gleich, wenn Sie nach Hause kommen, einen Anruf. Vielleicht bekommen Sie aber auch erst in einigen Tagen einen Brief mit weiteren Instruktionen.«
»Das kann ja heiter werden«, entfuhr es dem Kaufhauskönig. »Aber Sie müssten mir doch rein erfahrungsmäßig sagen können, wann es ungefähr sein wird.«
»Eben nicht, Mr. Smith«, erwiderte ich. »Mann kann da gar nichts Voraussagen. Allerdings würde ich eher darauf tippen, dass Sie sehr bald etwas hören. Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten.«
»Na, dann warten wir eben«, brummte der Mann im Fond des Wagens resignierend und vertiefte sich in seine Zeitung.
Ich konnte ihn im Innenspiegel genau beobachten. Und da erkannte ich, dass seine Ruhe nur gespielt war. Zwar meisterhaft gespielt, aber immerhin nur vorgetäuscht. Seine Augen hatten einen eigenartigen Ausdruck, mit dem er in die Zeitung stierte, wobei er noch nicht einmal merkte, dass er das Blatt verkehrt herum hielt.
»Hoffentlich macht er keine Dummheiten«, dachte ich und dabei fielen mir einige Dinge ein, die auf die Lage dieses Mannes genau zutrafen. Wir hatten damals eine Überraschung erlebt, und es war bestimmt keine Angenehme.
Als wir zu seiner Villa zurückgekehrt waren, ging er sofort in sein Arbeitszimmer. Nachdem ich den Wagen zu den anderen in die Garage gestellt hatte, folgte ich ihm.
»Ich möchte ungestört arbeiten, Agent Cotton«, sagte er reichlich von oben herab. »Sie können nebenan im Zimmer meines Sekretärs Ihre Zelte auf schlagen…«
»Ich möchte auf jeden Fall das Gespräch mithören, falls die Gangster anrufen«, unterbrach ich ihn.
»Die Möglichkeit haben Sie dort«, erklärte er. »Von dem Telefon im Nebenzimmer können Sie jedes Gespräch mithören, wenn ich hier diese Taste
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