0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei
hin.
Phil und ich gingen getrennt das Stück zurück, denn wir wollten nach Möglichkeit vermeiden, dass die Gangster von unserem Besuch erfuhren. Man konnte nie wissen, ob sie das Haus nicht beobachteten.
***
Die Tür wurde mir von Ann Winter geöffnet. Das war die Kollegin, die zum Schutz von Mrs. Martin ständig in ihrer Nähe blieb.
»Sie hat sich wieder etwas erholt, Agent Cotton«, berichtete sie mir. »Zuerst hat der Anruf der Gangster sie einfach umgeworfen. Aber wahrscheinlich hat sie doch damit gerechnet, dass es so kommen würde, denn sie hat mich einige Male gefragt, wie sie sich in einem solchen Falle verhalten sollte.«
»Was haben die Kerle verlangt, Ann?«, fragte ich.
»Das Gespräch war nur ganz kurz«, berichtete sie weiter. »Die Gangster sagten nur, dass sie das Geld nach wie vor verlangten und dass es ihr ebenso gehen würde, wie ihrem Mann, wenn sie den Befehlen der Gangster nicht folgen oder etwa die Polizei verständigen würde.«
»Sonst nichts?«, wunderte ich mich.
»Doch. Sie verlangten, dass Mrs. Martin das Geld bereithalten sollte. Man würde sich wieder melden und ihr genaue Anweisungen geben.«
»Wo ist sie jetzt?«, wollte ich wissen.
Statt einer Antwort führte mich Ann Winter in das Wohnzimmer. Mrs. Martin hockte wie ein verschüchterter Vogel in einem Sessel. Ihr Gesicht spiegelte deutlich den Schmerz und die Aufregung der letzten Zeit wider.
»Werden Sie mir helfen und meinen Mann rächen?«, sagte sie leise.
»Sie können sich darauf verlassen, dass ich alles daransetzen werde, dass man Sie in Ruhe lässt. Und wir werden alles tun, um den Mörder Ihres Mannes zu finden, damit er seiner gerechten Strafe zugeführt wird.«
Ich muss sagen, dass meine Worte im Augenblick ein schwacher Trost waren, aber die Frau, die zusammengekauert in dem Sessel hockte, schien Vertrauen zu mir zu haben.
Plötzlich zuckte sie zusammen. Die Hausglocke hatte laut angeschlagen.
»Das ist mein Kollege Decker«, beruhigte ich die zitternde Frau und gab Ann Winter einen Wink.
Die junge Frau schlug die Hände vor ihr Gesicht.
»Es ist furchtbar!«, stammelte sie. »Es ist furchtbar! Jede Kleinigkeit, der geringste Laut, wenn sich der Vorhang am offenen Fenster ein kleines Stück bewegt, alles macht mir Angst. Ich werde bald verrückt vor Angst!«
Die letzten Worte waren fast ein Schreien.
Ich stand schnell auf und trat neben sie. Ich legte ihr meine Hand auf die zuckende Schulter und sagte eindringlich: »Sie dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren. Mrs. Martin, hören Sie? Ich kann verstehen, was in Ihnen vorgeht und doch muss ich von Ihnen verlangen, dass Sie die Ruhe bewahren. Wenn Sie durchdrehen«, sagte ich grob, »dann kann ich Ihnen auch nicht helfen. Denn ohne Sie werden wir die Gangster, die Ihren Mann umgebracht haben und Sie jetzt in Angst und Schrecken versetzen, nicht fassen können.Tun Sie den Gangstern doch nicht den Gefallen und reagieren Sie so, wie die Kerle es erwarten. Die Erpresser wollen Sie ängstigen, wollen Sie zu einem Nervenbündel machen, damit Sie dann ohne Überlegung das tun, was man von Ihnen verlangt. Reißen Sie sich jetzt zusammen!«
Mir tat die junge Frau leid. Nur ungern fasste ich sie so hart an, aber ich wusste, dass das der einzige Weg war, um sie daran zu hindern, eine Dummheit zu begehen.
Sie schluckte ein paarmal und nahm dann die Hände vom Gesicht.
»Sie haben recht, Agent Cotton«, sagte sie leise. »Ich weiß es selbst, dass das der einzige Weg ist, um meinen Mann zu rächen.«
Phil kam mit Ann Winter in das Zimmer zurück.
»Mrs. Winter«, fuhr ich fort, »wir müssen uns jetzt die nächsten Schritte überlegen. Irgendwann werden sich die Gangster wieder melden und Ihnen den Befehl erteilen, das Geld an irgendeiner Stelle zu übergeben. Gehen Sie auf alle Forderungen ein. Nur… verlieren Sie nicht die Nerven. Denken Sie daran, dass jedes Gespräch, das Sie am Telefon führen, im selben Augenblick von unseren Leuten aufgenommen wird. Ehe die Gangster den Hörer aufgelegt haben, werden unsere Techniker schon ermittelt haben, woher der Anruf kam. Mindestens ein Dutzend unserer besten Leute werden dann schon mit ihren Bereitschaftswagen unterwegs sein, um noch vor Ihnen die Stelle zu erreichen, die die Gangster Ihnen als Treffpunkt angegeben haben. Immer wird jemand von uns in der Nähe sein und Sie schützen.«
»Wann wird der Anruf kommen?«, fragte sie leise, wirkte jetzt aber schon wesentlich gefasster.
»Das kann ich Ihnen nicht
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