0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei
wahrscheinlich schon in Tausenden von Vervielfältigungen das Fahndungsblatt nach Bill Parker zieren würde. Ich legte das Bild vor den Kaufhauskönig auf den Schreibtisch.
»Kennen Sie diesen Mann zufällig?«, fragte ich ihn.
Holger Smith nahm die Fotografie und betrachtete sie. »Das ist der Mann, der in der Kneipe mit meinem Koffer verschwunden ist.«
***
»Verdammt!«, knurrte ich laut und vernehmlich, als ich mit Phil wieder im Aufzug stand, der dieses Mal abwärts sauste.
»Nanu! Hast du etwa Ärger mit Spätzündung?«, wunderte sich Phil.
»Nein«, erklärte ich ihm. »Ich hatte nur Angst, da drin zu fluchen, sonst hätten die Putzfrauen wahrscheinlich Hausputz machen müssen, Um den Makel von der kalten Pracht zu wischen.«
»Mich wundert nur eins«, sagte Phil. »Ich verstehe nicht, dass wir nichts von den Telefongesprächen erfahren haben, obwohl wir doch die Leitung von Smith angezapft haben.«
»Dafür gibt es nur eine Erklärung, und die Ist verflucht einfach«, erklärte ich. »Wir haben leider nur den Privatanschluss von Smith unter Kontrolle. Die Gangster müssen ihn hier im Büro angerufen haben.«
»Auf jeden Fall haben wir jetzt den unumstößlichen Beweis, dass Bill Parker zu den Erpressern gehört. Diese Tatsache sollten wir gehörig ausschlachten.«
»Wahrscheinlich sollen wir das auch noch der Presse mitteilen«, fragte ich zweifelnd.
»Ja sicher, Jerry. Du bist doch selbst dafür, dass wir die Öffentlichkeit mit in unsere Arbeit einspannen.«
»Aber doch nicht in diesem Fall«, protestierte ich energisch. »Ich möchte den Millionär nicht auf dem Gewissen haben.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Phil.
»Wenn wir in der Presse die Mitteilung machen, dass Smith den Erpresser persönlich getroffen hat, nämlich diesen Bill Parker«, erklärte ich meinem Freund, »dann ist doch Smith der einzige Zeuge, den wir gegen Parker haben. Du kannst Gift darauf nehmen, dass Smith dann innerhalb von zwölf Stunden ein toter Mann ist, damit er nicht mehr gegen Parker aussagen kann. Und dann nützt es uns nichts mehr, dass wir von Smith diese Aussage erhalten haben.«
Wir waren inzwischen an unserem Wagen angelangt. Bevor ich losfuhr, gab ich über Sprechfunk einen kurzen Bericht an die Zentrale durch. Als ich wieder abschalten wollte, sagte der Kollege, der meinen Bericht angenommen hatte: »Moment noch, Agent Cotton! Billy Wilder wollte noch etwas von Ihnen. Ich hole ihn eben.«
Ich ließ das Gerät auf Empfang geschaltet und hörte nach einem kurzen Augenblick die Stimme von Wilder.
»Hallo, Jerry«, meldete er sich. »Ich hab ’ne Überraschung für dich.«
»Spann mich nicht auf die Folter, Billy. Was ist denn los. Deine Erpresser sind verdammt geschäftig. Ich habe gerade gehört, dass sie dem Goldfisch ’ne Summe abgenommen haben. Außerdem haben sie sich vor ’ner halben Stunde bei Mrs. Martin gemeldet.«
»Was?«, entfuhr es mir. »Jetzt lassen die Kerle die arme Frau noch nicht mal in Ruhe, nachdem sie ihr den Mann umgebracht haben.«
»Die halten sich eben an die Erben, Jerry«, brummte Billy Wilder. »Dass die Gangster nicht gerade human sind, haben wir ja inzwischen festgestellt. Du, Jerry, ich glaube, du fährst mal am besten bei der Martin vorbei. Ann Winter hat berichtet, dass sie völlig aus dem Häuschen ist.«
»Okay, Billy. Das machen wir«, sagte ich und schaltete das Gerät ab.
»Die Kerle sind aber wirklich hart«, empörte sich jetzt auch Phil, als ich den Wagen startete.
»Die Kerle merken, dass sie jetzt am längeren Hebel sitzen«, grollte ich und legte den ersten Gang ein. »Sie sagen sich, dass sie jetzt im Augenblick aus der Frau eher etwas rausholen werden, nachdem sie noch frisch vor Augen hat, was mit ihrem Mann passiert ist.«
In mir saß eine grenzenlose Wut auf die Gangster. Am liebsten hätte ich irgendeinen Gegenstand genommen und gegen die Wand geschleudert, um meine Wut abzureagieren. Aber ich hatte weder einen passenden Gegenstand noch eine Wand zur Verfügung.
Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich die Gänge meiner Kiste ungewöhnlich hoch ausfuhr. Schuldbewusst schaltete ich höher herauf, denn der Jaguar konnte nun wirklich nichts dafür.
Bis zur Wohnung von Mrs. Martin war es bloß ein Katzensprung. Sie lag in der Nähe des Stuyvesant Square, 201 Rutherford Place. Ein ganzes Stück hinter dem Haus, vor dem Nick Martin dafür bezahlen musste, dass er den Erpressern das verlangte Geld nicht gegeben hatte, stellte ich den Wagen
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