0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei
im obersten Stockwerk eines Geschäftshochhauses. Als ich mit Phil aus dem Aufzug ging, war ich versucht, mir eine Sonnenbrille aufzusetzen, so blendete mich der Glanz des weißen Marmors.
»Was kann ich für Sie tun, meine Herren?«, erkundigte sich Holger Smith und wies uns mit einer Handbewegung zwei Sessel vor dem monströsen Schreibtisch an.
»Wir sind in der Geschichte einen Schritt weitergekommen«, berichtete ich.
»So«, stellte Holger Smith trocken fest, und ich wunderte mich, das er das fast uninteressiert hinnahm. Ich wusste nicht, ob er in Gedanken noch bei der Besprechung war und ob es einen anderen Grund hatte.
»Wir haben einen der Erpresser identifizieren können«, berichtete ich. »Leider konnten wir ihn noch nicht erwischen, aber das ist meines Erachtens nur noch eine Frage der Zeit. Es handelt sich um einen gewissen Bill Parker, der sich unter das Personal bei der Gepäckaufbewahrung der Central Station eingeschlichen hat. Unter falschem Namen. Wahrscheinlich war geplant, den von Ihnen aufgelieferten Koffer fortzuschaffen, ohne dass der Gangster im Besitz des Depotscheins sein musste. Es könnte sein, dass die Gangster das so eingerichtet hatten, um sich gegen uns zu schützen. Das FBI konnte dann Sie, das Opfer und den Depotschein bewachen, soviel wir wollten, die Gangster kamen immer an den Koffer mit dem Geld heran. Nur hatten sie nicht einkalkuliert, dass wir dort ebenfalls einen Mann einschmuggeln würden.«
»Wie ist Ihnen der Mann denn über-' haupt aufgefallen?«, erkundigte sich der Millionär.
»Er machte den Fehler, meinem Kollegen Decker an den Kragen zu wollen«, erzählte ich. »Er stieß einen schweren Koffer, dessen Kanten und Ecken mit Eisen beschlagen waren, um und hätte meinen Freund fast schwer verletzt oder gar getötet, wenn der nicht im letzten Augenblick zur Seite gesprungen wäre.«
Der Millionär bot uns eine Zigarette an. Smith stellte die goldene Dose auf die Schreibtischplatte zurück und reichte uns Feuer.
»Ich habe nun einen Plan, wie wir den Gangstern auf die Schliche kommen können«, erklärte ich weiter, nachdem ich einen tiefen Zug aus der Zigarette genommen hatte. »Wir sind einen Schritt weiter, denn wir kennen einen der Gangster. Wir sind sogar wahrscheinlich noch einen Schritt weiter, denn den Gangstern ist diese Tatsache noch unbekannt. Wenn die Gangster nun an sie herantreten, und verlangen die Summe…«
»Sie haben sie schon«, sagte Holger Smith leise und machte eine abwehrende Handbewegung.
Ich glaubte meinen Ohren nicht trauen zu können. Auch Phil hatte sich kerzengerade aufgesetzt und starrte verwundert auf den Kaufhauskönig.
»Was sagten Sie?«, fragte ich perplex.
»Die Gangster haben das Geld schon«, sagte Holger Smith gereizt. »Ich habe ihnen die verlangte Summe bezahlt.« Er hob die Schultern und machte eine weit ausholende Geste. »Sehen Sie, meine Herren, ich wollte ja eigentlich nicht bezahlen, habe mir die Sache dann aber anders überlegt. Sie konnten mir keine feste Zusicherung geben, dass Sie die Gangster schnappen, bevor sie mit mir dasselbe taten wie mit diesem… Na, wie hieß er doch noch?«
»Nick Martin«, half ich ihm weiter.
»Ja, richtig. Nick Martin hieß der Mann, der von den Gangstern ermordet wurde. Ich kam daher zu dem Schluss, dass es für mich besser sei, das Geld zu verlieren, als mein Leben. Geld habe ich genug und verdiene jeden Tag noch mehr hinzu. Das kann ich also verschmerzen. Mit all meinem Geld könnte mich aber auch nicht der beste Arzt der Welt wieder auf die Beine bringen, wenn mir zwei Bleikugeln im Schädel säßen.«
Diese logische Beweisführung konnte ich ihm noch nicht einmal verübeln, denn schließlich war es ja sein Leben, um dass es hier ging. Was mich ärgerte war nur, dass er uns keine Silbe davon gesagt hatte. Vielleicht hätten wir bei der Geldübergabe doch die Chance gehabt, die Gangster zu fassen.
»Wann haben Sie das Geld übergeben?«, wollte ich wissen.
Holger Smith blickte auf seine platingefasste Armbanduhr.
»Vor knapp zwei Stunden«, sagte er dann. »Die Gangster haben mich mehrmals angerufen und verschiedene Treffpunkte vereinbart. Jedes Mal, wenn ich dort ankam, wurde ich telefonisch weitergeschickt. Schließlich landete ich in einem Lokal in der Downtown, wo ich mich an einen bestimmten Tisch setzte. An dem Tisch saß schon ein Gast, der meinen Koffer nahm und dann sofort verschwand.«
Ich fasste in meine Tasche und holte eine Fotografie heraus, die
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