0291 - Brücke zwischen den Sternen
Andromeda kein einziges terranisches Schiff mehr befinden. Timo erinnerte sich, gehört zu haben, daß die Maahks, die den Beta-Nebel als ihren eigentlichen Lebensraum betrachteten, über den Abzug der Terraner äußerst erfreut waren.
Soweit ein Maahk überhaupt Freude empfinden konnte. Und das, obwohl gegenwärtig ein Teil der Restflotte über Gleam damit beschäftigt war, tefrodische Verbände, die immer häufiger in den Beta-Nebel vorstießen, abzuwehren oder zu vernichten. Timo Benz war noch nie mit einem der Methanatmer zusammengekommen, aber er hatte gelernt, daß nur ein positronisches Rechengehirn in der Lage war, ihre Denkweise zu verstehen. Logik war die alleinige Basis ihrer Handlungen, und die fast völlige Abwesenheit von Emotionen ließ sie in Timos Augen wie eine Art Roboter erscheinen.
Eine Stunde nach dem Übergang in den Linearraum übergab er an seinen Nebenmann und fuhr zur Messe, um sich ein karges Frühstück einzuverleiben. Er hatte keinerlei Appetit, aber der gesunde Verstand sagte ihm, daß er etwas zu sich nehmen müßte, wenn er den Tag heil überstehen wollte.
Als er eine halbe Stunde später in den Kommandostand zurückkehrte, war das Band der Andromeda auf dem Bildschirm verblaßt, und die Zahl der Sternlichtpunkte hatte abgenommen.
Die HELIPON befand sich im äußersten Randgebiet des Beta-Nebels. Vor ihr gähnte der Leerraum, die fast endlose Kluft zwischen den Milchstraßen.
Timo übernahm seinen Posten und studierte die letzten Kursdaten, die von der Maschine ausgeworfen wurden. Ein neuer Streifen flatterte fast im gleichen Augenblick vor ihm auf das Pult.
Er nahm ihn auf.
Und wußte im gleichen Augenblick, daß etwas nicht stimmte.
Projektierte und gemessene Daten stimmten nicht mehr überein.
Die Diskrepanz lag außerhalb der Toleranzgrenzen. Die HELIPON bewegte sich langsamer, als der festgesetzten Triebwerksleistung entsprach.
Timo nahm das Interkom-Mikrophon zur Hand. Er drückte die rote Taste, die ihn mit Tsin Munos Empfänger verband. Tsins unbewegtes Gesicht erschien auf der Bildscheibe.
„Kursdrift, Sir", meldete Timo knapp. „Wir verlieren Geschwindigkeit."
Tsin reagierte sofort.
„Kommandant an technische Überwachung", klang seine helle Stimme aus allen Lautsprechern. „Navigation registriert Kursdrift.
Überprüfen Sie die Triebwerkscharakteristik."
Timo wartete voller Spannung, während die Techniker ihre Kontrollknöpfe drückten und die Meßinstrumente ablasen.
„Zwei Ausfälle bei den Feldprojektoren", kam die Antwort wenige Augenblicke später. „Projektor fünf arbeitet mit halber Leistung."
Es war endlich geschehen, dachte Timo. Es hatte kommen müssen. In den letzten drei Wochen hatte die HELIPON mehr als fünfzehn Flüge zwischen Schrotschuß und Gleam unternommen.
Die Kalup-Konverter wurden nach jedem Flug ausgewechselt, aber die Projektoren, die die Kalup-Energie in ein statisches Feld verwandelten und das Schiff damit umhüllten, waren ein integraler, nicht auswechselbarer Bestandteil des Antriebssystems. Mehr als fünfzehn Flüge, jeder einzelne vierhunderttausend Lichtjahre weit, waren zuviel für sie gewesen. Sie gaben auf. Das Halbraumfeld um die HELIPON brach zusammen.
Tsin Muno tat das einzige, was er tun konnte. Er schaltete die Konverter ab.
Die HELIPON kehrte in das Einstein-Universum zurück.
Der Anblick, der sich auf den Bildschirmen bot, war trostlos. Die Sternfülle des Beta-Nebels war weit hinter dem Schiff zurückgeblieben. Voraus glomm schwach ein einziger, rötlicher Lichtpunkt, der in der uferlosen Finsternis verloren und fehl am Platz wirkte.
Ortungsdaten, die automatisch in Timos Kursrechner gefüttert wurden, wiesen aus, daß der rote Stern einhundertundzwanzig Astronomische Einheiten von der HELIPON entfernt war. Das Schiff näherte sich ihm mit einer Geschwindigkeit von sechzig Prozent Licht und würde zwei Astronomische Einheiten an ihm vorüberschießen, wenn der Kurs nicht geändert wurde.
Timo überlegte sich, was er an Tsin Munos Stelle tun würde.
Zuerst ließe er natürlich feststellen, ob der Schaden an den Projektoren im Flug reparierbar war. Gesetzt den äußerst wahrscheinlichen Fall - denn Projektoren für Kalup-Felder waren äußerst komplizierte Gebilde -, daß eine Reparatur nicht durchgeführt werden konnte: was dann?
Die technische Überwachung war bereits an der Arbeit. Tsin hatte seinen Empfänger auf Rundspruch geschaltet. Jedermann konnte hören, was die Techniker zu sagen hatten:
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