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0291 - Brücke zwischen den Sternen

Titel: 0291 - Brücke zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Zwei Projektoren sind hoffnungslos, Sir. Sie müssen ersetzt werden. Der dritte kann repariert werden. Zwei weitere brauchen ebenfalls Überholung."
    Tsin Muno saß hinter seinem Pult und starrte vor sich hin, als hätte er nichts gehört. Der Ausfall von zwei Projektoren bedeutete, daß die HELIPON im Linearraum nicht mehr planvoll manövrieren konnte. Linearflug war möglich, aber niemand würde einen Einfluß darauf haben, wohin sich das Schiff bewegte.
    Timo war sicher, daß Tsin das Risiko, sich aufs Geratewohl dem Linearraum anzuvertrauen und zu hoffen, daß die HELIPON irgendwo in der Nähe von Schrotschuß herauskäme, nicht eingehen würde.
    Was konnte er sonst noch tun?
    Ich an seiner Stelle, überlegte Timo, wurde die rote Sonne anfliegen und festzustellen versuchen, ob sie einen bewohnbaren Planeten hat. Wenn es sowieso schon keinen anderen Ausweg mehr gibt!
    „Navigation", meldete sich Tsin. „Nehmen Sie Kurs auf den roten Stern voraus! Ortung - ich will so bald wie möglich wissen, ob es dort Planeten gibt."
    Mit einem Gefühl der Befriedigung, das ihm angesichts der augenblicklichen Lage nicht so recht am Platze schien, nahm Timo die nötigen Berechnungen vor. Er änderte die Kursrichtung und ordnete an, das Schiff bis auf neunundneunzig Prozent Licht zu beschleunigen. Bei dieser Geschwindigkeit betrug der Verzerrungsfaktor zwischen Bord und Realzeit rund sieben. Die HELIPON wurde, nach Bordzeit gerechnet, etwa drei Stunden brauchen, um die rote Sonne zu erreichen.
    Ohne dazu aufgefordert zu sein, ließ Timo seinen Pultrechner das Kartenwerk durchsehen, ob eine Kurskarte des Raumsektors, in dem sich die HELIPON befand, existierte. Er hatte nicht viel Hoffnung, und der Rechner brauchte nur ein paar Sekunden, um seine Befürchtung zu bestätigen. Der Standort des Schiffes befand sich rund eintausend Lichtjahre vor dem eigentlichen Randgebiet des Beta-Nebels. Kein terranisches Schiff hatte sich jemals zuvor hierher verirrt. Der rote Stern war unbekannt.
    Auch die Aussicht, daß irgendwann in der Zukunft ein irdisches Fahrzeug hier aufkreuzte, war minimal, rechnete Timo sich aus.
    Nach kaum mehr als einer Stunde ermittelte die Ortung anhand von Unregelmäßigkeiten im Schwerefeld der roten Sonne, daß zumindest ein Körper von planetarischer Masse den einsamen Stern umkreiste. Vierzig Minuten später meldeten die Spektroskopiker, daß beim Absuchen der Sonnenscheibe eine Stelle gefunden worden war, an der die Absorptionslinien von Sauerstoff und Stickstoff beobachtet werden konnten. Das bedeutete, daß sich vor der Scheibe ein Körper befand, der die im Sonnenspektrum enthaltenen Linien der beiden Elemente ausblendete. Die Spektroskopiker folgerten daraus ohne Zögern, daß der Planet eine Atmosphäre besaß, die zur Hauptsache aus Stickstoff und Sauerstoff bestand.
    Ein paar Sekunden lang empfand Timo Benz so etwas wie Erleichterung. Dann wurde ihm klar, weswegen er aufatmete - weil sie einen Planeten gefunden hatten, der wahrscheinlich erdähnlich war - und stellte überrascht fest, daß er sich in der Zwischenzeit offenbar schon damit abgefunden hatte, den Rest seines Lebens in diesem entlegenen Winkel des Weltalls zu verbringen.
    Der Flug verlief ohne Zwischenfälle, und unter normalen Umständen hätten sich die Offiziere im Kommandostand über die Entdeckung des roten Sterns unterhalten und Namen ausgedacht, die sie Tsin zur Taufe der fremden Sonne unterbreiten konnten.
    Aber die Freude der Entdeckung wurde überschattet von der Gewißheit, daß sie die letzte war, die sie je im Leben machen würden, und um den Namen zerbrach sich niemand den Kopf, weil es für den Himmelskörper, der jeden Morgen über den Horizont eines verlassenen Planeten aufstieg und am Abend wieder dahinter verschwand, nur einen einzigen Namen geben konnte: SONNE.
    Das Bremsmanöver begann. Die HELIPON verlor an Geschwindigkeit, bis sie in zehn Astronomischen Einheiten von der Sonne praktisch zum Stillstand kam. Inzwischen war es den hochauflösenden Teleskopen der astronomischen Gruppe gelungen, den Planeten am Rand der Sonnenscheibe auszumachen. Es bestand kein Zweifel mehr daran, daß er eine atembare Atmosphäre besaß. Die Sonne war ein H2-Typ, und der mittlere Abstand des Planeten von seinem Muttergestirn betrug siebzig Millionen Kilometer. Das bedeutete, daß er trotz der geringen Strahlkraft der Sonne mehr Wärme empfing als die Erde.
    Die Astronomen stellten sich ihn als eine tropische Welt vor, mit einer

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