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0291 - Brücke zwischen den Sternen

Titel: 0291 - Brücke zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gab genug Täler, Schluchten und Risse.
    Es war etwas anderes, was ihm Sorgen machte. Fünf Kilometer über dem Boden würde die HELIPON sich mit einer Geschwindigkeit von knapp einem Kilometer pro Sekunde bewegen. Tsin hatte Befehl erteilt, den Sturz erst Sekunden vor dem vorgetäuschten Aufprall abzubremsen, um die Sache so echt wie möglich erscheinen zu lassen. Sobald der Gleiter das Prallfeld des Schiffes verließ, würde er in einen Mahlstrom teilionisierter Luft geraten, und Timo hatte nicht die geringste Ahnung, für welche Belastung das zerbrechlich wirkende Fahrzeug gebaut worden war. Er sah im Geist das zierliche Gebilde unter dem Aufprall Überschauschneller Luftmassen zerbrechen und die Bruchstücke mit allen Winden davontreiben.
    Er hatte einen Kloß in der Kehle und einen unangenehmen Druck im Magen. Er war beeindruckt, daß Tsin Muno ausgerechnet ihm, dem jüngsten Offizier, soviel Beachtung schenkte, aber gerade im Augenblick wäre es ihm lieber gewesen, er hätte seine Aufmerksamkeit anderswohin gewandt.
    Pulpo Rimak sagte in seiner trockenen Art: „Jetzt geht’s los!"
    Timo riß sich zusammen und starrte auf den kleinen Bildschirm auf dem Armaturenbrett.
     
    3.
     
    Wie ein Ball aus Glut und Feuer tauchte die HELIPON in die Atmosphäre des Planeten ein. Mit ungebremster Fallgeschwindigkeit schoß sie durch die dünnen Luftmassen, umhüllte sich mit einem Mantel glühender, ionisierter Partikel und zog einen meilenlangen Feuerschweif hinter sich her. Kreischend und fauchend stemmte sich die zusammengepreßte Luft dem riesigen Körper entgegen, wich donnernd zur Seite und brachte es schließlich fertig, die Geschwindigkeit des Schiffes zu verringern.
    Auf dem winzigen Bildschirm, der mit den Außengeräten gekoppelt war, verfolgte Timo Benz den Vorgang. Solos zerklüftete Oberfläche schien ihm mit atemberaubender Geschwindigkeit entgegenzustürzen, bis der Feuerball, der das Schiff umhüllte, die Sicht verschleierte. Das mächtige Schiff ruckte und stampfte, als es durch Atmosphäreschichten wechselnder Dichte brach und der Antigrav nicht mehr schnell genug reagierte, um die Bremsbeschleunigung voll abzufangen. Timo schnallte sich fest und sah dabei auf die Uhr. Der scheinbar so unkontrollierte Sturz der HELIPON war in Wirklichkeit ein genau vorherberechneter Vorgang. Bis zum Ausschleusen des Gleiters blieben noch knapp drei Minuten.
    Der wabernde Lichtvorhang ionisierter Gase wurde schwächer und verschwand schließlich, als sich die bremsende Wirkung der Atmosphäre immer stärker bemerkbar machte. Die Oberfläche des Planeten kam wieder zum Vorschein, jetzt schon fast zum Greifen nahe. Timo studierte das Terrain. Er würde keine Schwierigkeiten haben, sich zu verstecken. Sich zurechtzufinden, war eine andere Sache. Im Umkreis von mindestens tausend Kilometern um Solos Südpol schien es keinen Quadratmeter ebenen Boden zu geben.
    „Noch neunzig Sekunden", brummte Pulpo.
    Die Hangarschleuse war menschenleer, als die inneren Schotte der Schleusenkammer zur Seite fuhren. Das Fahrzeug glitt in die Kammer. Timo hielt den Blick starr auf die schnurgerade Naht gerichtet, in der die Außenschotthälften zusammenstießen.
    Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis anstelle der Naht ein schmaler Lichtstreifen erschien, der sich zögernd verbreitete. Timo dirigierte den Gleiter bis dicht an das Schott heran. Der Bildschirm erlosch - ein Zeichen dafür, daß die Verbindung mit dem Schiff gelöst war.
    Der Himmel hoch über ihnen veränderte mit atemberaubender Schnelligkeit seine Farbe. Als Timo ihn zum ersten Mal sah, war er schwarz, und die Lichtpunkte einiger ferner Sterne leuchteten aus der Finsternis. Einen Atemzug später hatte er tiefviolette Färbung angenommen. Aus Violett wurde Blau, als die HELIPON weiter in die Tiefe stürzte.
    Hastig nahm Timo diese Eindrücke in sich auf. Er spürte einen alogischen Drang, noch soviel wie möglich zu sehen, bevor er den Gleiter in die wirbelnde, kochende Lufthölle dort hinausdirigierte und sich auf Treu und Glauben der Verläßlichkeit der Leute anvertraute, die das Fahrzeug gebaut hatten.
    „Zwanzig Sekunden, Sir", sagte Pulpo laut, als hätte er Angst, daß Timo den rechten Augenblick verpaßte.
    Timo verkrampfte die Hände um die Steuersäule. Ein Lautsprecher meldete sich und krächzte: „Zehn Sekunden - neun ... acht ..."
    Bei „Null" riß Timo die Steuersäule nach hinten. Wie vom Katapult geschleudert, schoß der kleine Gleiter aus der Schleusenkammer

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