0291 - Brücke zwischen den Sternen
und gab Timos Instruktionen weiter. Timo sah, daß der tefrodische Sprecher ein paar protestierende Gesten machte. Es gelang Pulpo jedoch offenbar, ihn zu beruhigen. Die fünf Tefroder setzten sich in Marsch. Niedergeschlagen und mit gesenkten Köpfen trotteten sie auf das Landefeld hinaus. Von irgendwoher kam Timo plötzlich der Verdacht, daß sie in Wirklichkeit Theater spielten. Es war ganz und gar nicht tefrodischer Art, sich so einfach wie diese fünf in sein Schicksal zu fugen. Wenigstens hatte man ihm das beigebracht.
Allerdings war schwer zu sehen, was die Tefroder, waffenlos und immer noch unter dem schockartigen Eindruck des Angriffs auf ihren Stutzpunkt, anderes hatten tun sollen.
Timo übergab das Steuer des Gleiters an Warren Levier und trug ihm auf, sich Zeit zu lassen. Warren stieg auf eine bequeme Flughöhe von fünfzig Metern und beschleunigte bis auf knapp sechshundert Kilometer pro Stunde. Der Fahrtwind brach sich fauchend und gurgelnd in den Öffnungen der Kuppel, und Timo stellte amüsiert fest, daß er das Geräusch zum erstenmal mit Bewußtsein wahrnahm, obwohl er vor ein paar Minuten noch doppelt so schnell geflogen war.
Er hatte einen bestimmten Grund, zur Westseite des Stützpunkts zurückzukehren. Die Gebäude, die das riesige Landefeld umsäumten, waren bis auf eine Ausnahme überraschend klein. Sie wirkten wie Postenunterkünfte, die nur eine einzige Funktion erfüllten - etwa das Überwachen der Einflugschneise oder das Ausloten des Luftraums in der Umgebung des Stützpunkts. Es war unvorstellbar, daß der Stützpunkt nur aus dem Landefeld und einer Reihe von Miniaturgebäuden bestand. Wo blieben die Geräte und Ersatzteillager, mit denen eine Reparaturwerft ausgerüstet sein mußte? Wo waren die Vorrichtungen, die man brauchte, um ein Raumschiff von mehreren hundert Meter Durchmesser zu bewegen. Irgendwo, vermutete Timo, gab es ein paar Geheimnisse, die ihm vorläufig noch verborgen waren. Er nahm an, daß das, wonach er suchte, sich unter der Erde befand. War seine Vermutung richtig, dann mußte es riesige Lastenaufzüge geben, die die Oberfläche des Landefeldes mit den unterirdischen Anlagen verband. Es war müßig, den glatten Belag nach ihnen abzusuchen. Die Kunst, geheime Zugänge so zu tarnen, daß kein Unbefugter sie erkennen konnte, war gewöhnlich eine der ersten, die eine Rasse intelligenter Wesen lernte.
Aber die Aufzüge mußten von irgendwoher bedient werden. Es mußte umfangreiche Schaltanlagen geben, die nicht in einem der kleinen Gebäude untergebracht werden konnten. Das einzige größere Bauwerk des Stützpunkts lag auf der Westseite.
Deswegen wollte Timo dorthin zurück. Er hoffte, daß Pulpos Wurfgranate noch genug übriggelassen hatte, um der Suche nicht alle Aussicht auf Erfolg zu nehmen.
Drei Minuten später ging seine Hoffnung in Erfüllung. Schon aus zehn Kilometern Entfernung konnte er erkennen, daß zumindest die Wände des Gebäudes noch standen. Die Granate hatte einen Teil des Daches zerstört, und die Einschläge der Blaster der ursprünglich regelmäßigen Struktur ein windschiefes Aussehen verliehen. Aber im Innern konnte der angerichtete Schaden nicht allzu groß sein.
Er landete zehn Meter vor der rauchgeschwärzten Ostwand der Ruine. Als er das Triebwerk abschaltete, hatte er das Gefühl, die Stille senkte sich wie ein warmer, feuchter Sack über ihn. Er stieg aus und warf einen Blick über das Landefeld. Die Entfernung war zu groß, als daß er die Tefroder hätte erkennen können. Ein leiser Wind strich durch den Kessel und wirbelte kleine Staubfahnen auf.
Er wandte sich der Ruine zu. Aus der Nähe wirkte sie drohend und unheimlich. Ein Teil der Frontwand stand so schief, als wollte er jeden Augenblick dem Zug der Schwerkraft nachgebend und nach innen stürzen. Kein Laut drang aus dem schwarzen Innern des Gebäudes.
„Sie bleiben hier!" befahl Timo den beiden Sergeanten. „Ich gehe nach drinnen und sehe mich um."
Er hatte bislang versäumt, Warren und Pulpo auseinander zusetzen, was er hier suchte. Entweder wußten sie es von selbst, oder sie waren der Typ von Soldat, der Befehle so hinnimmt, wie sie gegeben werden, ohne zu fragen.
Timo nahm den kleinen Blaster zur Hand, den er im Gürtel trug, und schritt auf die Ruine zu. In der Frontwand gab es keine Tür, und er war zu ungeduldig, um auf einer der anderen Seiten danach zu suchen. Die Hand mit der Waffe vorsichtig erhoben, kletterte er durch eine der leeren Fensteröffnungen. Im
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