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0291 - Brücke zwischen den Sternen

Titel: 0291 - Brücke zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht in Wirklichkeit abgestürzt. Sie täuschten den Absturz vor, um den Stützpunkt eines Teils seiner Besatzung zu entblößen. Das ist Ihnen gelungen. Ich nehme an, daß unsere Leute, die den angeblich Verunglückten zu Hilfe kommen wollten, inzwischen Ihre Gefangenen sind. Bislang verläuft also auf Ihrer Seite alles nach Plan.
    Aber Sie sind nicht hierher gekommen, weil Ihnen die rote Sonne oder ihr einsamer Planet so gut gefällt. Ihr Schiff tauchte plötzlich aus dem Nichts auf. Die Geschichte, die Sie uns erzählten, war ausgedacht, um uns hinters Licht zu führen. Aber ein Teil davon ist wahr. Sie haben einen Schaden. Sie sind hier gelandet, um sich Ersatzteile zu beschaffen. Ohne Ersatzteile ist Ihr Schiff nicht mehr linearflugtauglich. Sie müßten hier bleiben, wenn Sie die Reparatur nicht ausführen könnten. Und wenn Sie hier blieben, würden Sie über kurz oder lang in die Hände der Meister fallen."
    Er sprach mit sorgfältiger Betonung, aber ohne innere Anteilnahme. Timo bewunderte seine Fähigkeit, aus spärlichen Informationen ein Bild zusammenzusetzen, das der Wahrheit bis in die letzte Einzelheit entsprach. Aber größer als seine Bewunderung war seine wachsende Unruhe. Wo blieben Warren und Pulpo? Er stand jetzt schon fünf Minuten lang hier, ohne sich zu rühren. Wie lang brauchten die beiden, bis sie Verdacht schöpften?
    „Sie sehen, was Sie sich für Ihre Flucht einhandeln", schloß der Duplo.
    „Alle Ersatzteile, die Sie brauchen, befinden sich in Lagerräumen unterhalb des Landefelds. Wenn ich die Sprengladungen zünde, wird nichts davon übrigbleiben."
    „Sie bluffen!" behauptete Timo.
    Der Duplo machte eine ausweichende Geste mit beiden Händen, so daß der Lichtkegel des Scheinwerfers schräg über die Decke glitt.
    „Sie müssen es darauf ankommen lassen", antwortete er.
    Timo glaubte, er hätte eine Bewegung gesehen, als der Lichtschein die Decke entlangwanderte. Er war seiner Sache nicht sicher. Er mußte noch ein paar Minuten herausschinden.
    „Zeigen Sie mir die Lagerräume, und ich gebe Ihnen mein Versprechen ..."
    Er zögerte. Er hatte keine Absicht, das Versprechen zu halten.
    Vielleicht war es besser, wenn er es nicht formulierte. Auf jeden Fall ehrlicher. Der Duplo lächelte spöttisch.
    „Sie wollen Zeit gewinnen. Ich verstehe Ihre Beweggründe.
    Gehen Sie jetzt hinaus und erzählen Sie Ihren Begleitern irgendeine Geschichte ..."
    Eine dumpfe, hallende Stimme, bei deren Klang selbst Timo das Blut in den Adern gefror, drang von der Decke herunter: „Das wird nicht nötig sein! Wir haben die Sache so mitbekommen, wie sie wirklich war."
    Der Duplo stand starr, den Mund noch zum Sprechen geöffnet, als hätte das Dröhnen der unheimlichen Stimme seine Muskeln außer Betrieb gesetzt. Lange Sekunden verstrichen voll unerträglicher Spannung. Der Androide erwachte wieder zum Leben, nicht plötzlich und voller Tatkraft, sondern langsam und schwerfällig, als erwachte er aus schwerer Narkose.
    „Keine Bewegung", warnte die Stimme. „Lassen Sie die Waffe fallen!"
    Der Duplo gehorchte. Der kleine, plump aussehende Blaster fiel zu Boden. Timo folgte ihm mit dem Blick. Als er wieder aufsah, hatte sich der Duplo verändert. Timo bemerkte es sofort, ohne daß er hätte sagen können, worin die Veränderung bestand.
    Fassungslos starrte er den Androiden an. Die dunklen Augen, unnatürlich groß, sahen durch ihn hindurch, als wäre er nicht da.
    Das schlanke Gesicht, vor wenigen Sekunden noch intelligent und leicht überheblich, hatte den Ausdruck verzweifelter Hilflosigkeit angenommen. Timo begriff plötzlich. Die Metamorphose hatte erst begonnen. Es war das Gesicht, das sich veränderte. Die Züge befanden sich in gleitender, fließender Bewegung. Ein Ausdruck folgte dem andern, als hätten die Muskeln keine Kraft mehr, ihn festzuhalten.
    Für Timo war es wie ein Alptraum. Die Welt ringsum verlor ihre Wirklichkeit. Er sah nur noch das Gesicht des Duplos. Er sah die Augen größer werden, als die Gesichtshaut zurückwich, sich über die Kanten der Augenhöhlen spannte und sie freigab. Er sah die Wangenknochen hervortreten, bis sie die dünne Schicht kränklichgelber Haut zu zerschneiden drohten, und den Mund sich zu einem lippenlosen Oval verziehen, als öffnete er sich zu einem letzten, qualvollen Schrei.
    Der Duplo begann zu schwanken. Unnatürlich lautlos kippte er vornüber und stürzte zu Boden, verkrümmt und häßlich, den Hals merkwürdig verdreht und das unheimlich

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