0291 - Brücke zwischen den Sternen
Innern war es unerwartet finster. Es roch nach kaltem Rauch und Ozon.
Er befand sich in einem kleinen Raum, der nicht viel Mobiliar enthielt. Einen kleinen Metalltisch mit zwei Stühlen aus demselben Material, und ein Schaltpult, das dicht unter dem Fenster gestanden und die volle Wucht einer Blastersalve abbekommen hatte. Timo erkannte es nur an seiner Form. Die Einzelheiten der Oberfläche waren zu einer braungrauen, breiig aussehenden Masse geschmolzen und erstarrt.
An der gegenüberliegenden Wand führte eine Tür, die zur Hälfte zur Seite gerutscht war, in den angrenzenden Raum. Die schmale Öffnung gähnte finster und voll verhaltener Drohung. Timo überlegte sich, ob er seinen Befehl rückgängig und wenigstens einen der beiden Sergeanten hereinrufen sollte. Er entschied dagegen - nicht aus logischen Gründen, sondern weil er sich lächerlich vorkam.
Entschlossen trat er auf die halboffene Tür zu. Schutt und Trümmerstücke knirschten unter seinem Tritt. Mit der linken Hand zog er die kleine Handlampe hervor, die er in einer Brusttasche seiner Montur trug, und schaltete sie an. Sobald der weiße Lichtkegel aufblitzte und die Umrisse einiger Gegenstände aus der undurchdringlichen Finsternis riß, wußte Timo, daß er gefunden hatte, wonach er suchte.
Ein Schaltpult reihte sich an das andere. Der Raum war größer, als die Ausmaße des Gebäudes vermuten ließen, und die stabilen Wände hatten die Auswirkungen der Wurfgranate und des Blasterbeschusses weitgehend ferngehalten. Der geringe Schaden, der entstanden war, rührte allein von der Hitze her, die durch die halboffene Tür gedrungen war. Auch die reglose Gestalt, die unmittelbar vor Timo auf dem Boden lag, war ein Opfer der Hitze geworden.
Timo wich ihr aus, als er vorwärts schritt. Er gab sich Mühe, den Toten nicht anzusehen. Er trat an eines der Schaltpulte und wandte seine Aufmerksamkeit der Vielfalt von leicht angesengten Schaltern, Knöpfen, Kontrolllichtern und Meßinstrumenten zu. Die Funktion des Pults war ihm sofort klar. Die Unterschiede in der Denkweise zweier weit voneinander entfernter Rassen mochten noch so groß sein, sobald sie das Stadium erreicht hatten, in dem die Erkenntnisse der Wissenschaft ihren weiteren Aufstieg bestimmten, verschwanden sie zumindest auf dem Gebiet technologischer Erzeugnisse.
Die Kontrolllichter waren erloschen, aber Timo war sicher, daß der Generator noch funktionierte. Als er einen der großen Schalter drehte, veränderte sich der leise Summton, der bisher, ohne daß ihn das Gehör bemerkte, den finsteren Raum erfüllt hatte. Timo legte den Schalter wieder in die Ausgangsstellung zurück und untersuchte das nächste Aggregat.
Diesmal brauchte er länger, um eine Diagnose zu stellen. Er mußte die in tefrodischer Schrift gehaltenen Aufschriften lesen, um zu verstehen, was er vor sich hatte. Er entzifferte: MAN.
Er tat einen Schritt und blieb mit dem linken Ärmel an seiner Pultkante hängen. Er zuckte zusammen und verkrampfte instinktiv die Hand um die Waffe in der rechten Hand. Die Lampe entfiel ihm.
Sie klirrte zu Boden und sandte ihren grellen Lichtkegel nutzlos gegen die Rückwand des Pults, das vor ihr stand. Der große Raum war von neuem in Finsternis getaucht.
Und aus der Finsternis kam ein kratzendes, scharrendes Geräusch, das sich in regelmäßigen Abständen wiederholte, wie von langsamen Schritten.
Einen Atemzug lang war Timo so von Panik erfüllt, daß er sich nicht rühren konnte. Dann beugte er sich blitzschnell vornüber und griff nach der Lampe. Er war unten, mit dem Kopf hinter dem Pult, als plötzlich ein grelles Licht aufflammte und soviel Helligkeit verbreitete, daß er die Maserung des Bodens dicht vor sich erkennen konnte. Mit einem Ruck kam er wieder in die Höhe.
Die Lichtquelle war unmittelbar vor ihm. Er starrte mitten in einen blauweißen Ball von unerträglicher Strahlkraft. Wilder, pochender Schmerz brannte sich in den Schädel. Instinktiv riß er die Arme in die Höhe und bedeckte die Augen mit den Händen. Der Blaster entglitt ihm und fiel polternd zu Boden. Er taumelte rückwärts, als übte die teuflische Lichtflut eine physische Kraft auf ihn aus, und fand nur mit Mühe das Gleichgewicht wieder.
„Sie können die Hände jetzt vom Gesicht nehmen", sagte eine ruhige, dunkle Stimme auf Tefroda.
Timo blinzelte zwischen den gespreizten Fingern hindurch.
Zunächst sah er nur bunte Ringe und tanzende Funken, aber das war weiter nichts als eine späte Reaktion der
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