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0291 - Brücke zwischen den Sternen

Titel: 0291 - Brücke zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schwach erleuchteten Halle kam er sich vor wie einer, der in einer kalten Winternacht vors Haus getreten war und vor sich hinzählte, um zu sehen, wie lange er es in der Kälte aushalten konnte. Es zog ihn mit aller Macht nach drinnen, aber der Stolz ließ ihn nicht nachgeben. Mit dem Unterschied, daß es für Timo kein Drinnen gab, in das er sich zurückziehen konnte.
    Der Kommandostand in seiner Stille wirkte unheimlich, die Schaltpulte und Sessel wie Überbleibsel aus längst vergangener Zeit, die Geräte von Geistern. Timo fröstelte. Er mußte sich durch einen Blick aufs Thermometer davon überzeugen, daß die Schuld bei ihm lag, nicht bei der Klimaanlage.
    Er suchte nach einem Grund, die Station auf Kalif anzurufen und sich mit irgend jemand zu unterhalten. Die Einsamkeit ging ihm auf die Nerven. Wenn er nur ein paar Worte mit jemand sprechen konnte, dessen Gesicht auf dem Bildschirm zu sehen war, würde es ihm eine Zeitlang besser gehen. Er zerbrach sich den Kopf und kam schließlich auf die Idee, um einen Chronometervergleich zu bitten. Die Bitte war ungewöhnlich, denn die Uhren an Bord eines modernen Raumschiffes versagten nicht. Man würde ihn durchschauen, aber das war ihm gleichgültig. Nur jemand sehen, nur mit jemand sprechen!
    Im selben Augenblick, noch bevor die Finger den kühlen, hellgrauen Kunststoff des Mikrophons berührten, sprach der Empfänger an. Der Bildschirm leuchtete auf. Ein Mann, der so weit von der Kamera entfernt saß, daß Timo seine Schultern sehen und die Rangabzeichen darauf erkennen konnte, sagte: „Zentrale Kalif an alle Einheiten! Ein Verband von Raumschiffen ist im Begriff, in unmittelbarer Nähe dieses Stützpunkts zu materialisieren. Es ist möglich, daß es sich um Einheiten der Achten Flotte auf dem Rückweg von Gleam handelt, jedoch konnte bisher noch keine Funkverbindung aufgenommen werden. Alle Einheits und Abschnittsführer - sie haben ab sofort Alarmstufe eins!"
    Timo wußte nicht, warum er ein Gefühl unendlicher Erleichterung empfand. Es gab keinen Grund dafür. Die Chancen standen einhundert zu eins, daß die unbekannten Raumschiffe nicht der Achten Flotte angehörten. Aber er war endlich aus seiner Einsamkeit erlöst. In ein paar Augenblicken würde es an Bord der HELIPON vor Betriebsamkeit summen.
    Als das Bild auf dem Schirm erlosch, hieb er mit der flachen Hand auf die Alarmtaste. Sirenen schrillten auf. Mit langgezogenem Heulton verkündeten sie Alarmstufe eins.
    Timo löste sich aus seinem Sessel und ging hinüber zum Orterstand - auch das genau wie in jener Nacht, als der Transmitter zum erstenmal aus den Fugen ging. Er schaltete das Gerät an. Auf der grünen Reflexscheibe erschienen die Lichtpunkte der kosmischen Trümmer, die die Doppelsonne umschwirrten.
    Das Riesenschiff erwachte zum Leben mit jener explosiven, fast unglaublichen Plötzlichkeit, die das Heulen von Alarmsirenen im Gefolge hat. Der Boden unter Timos Füßen vibrierte als die schweren Schotte zu rollen begannen. Eine Gruppe von Offizieren, im Laufen ihre Monturen in Ordnung bringend, stürzte in den Kommandoraum. Befehle gellten. Summend und singend kamen Aggregate in Gang. Das melodische Klicken von Tausenden positronischen Relais erfüllte die Halle.
    Die Unruhe war noch in vollem Gang, als der zweite Anruf von der Zentrale auf Kalif eintraf. Diesmal erschien das Gesicht des Offiziers auf einem Sektor des Panoramaschirms, und er hatte nur ein paar Worte zu sagen: „Bei den kürzlich materialisierten Fahrzeugen handelt es sich nicht um Einheiten der Achten Flotte, sondern um tefrodische Raumschiffe. Alle Kommandanten, Gefechtsalarm! Verfahren Sie nach festgelegtem Plan!"
    Das Bild erlosch. Eine Sekunde lang herrschte im Kommandostand der HELIPON die erschrockene Stille des Unglaubens. Nur die Geräte summten leise, und die Relais klickten vor sich hin.
    Tefroder im Schrotschuß-System!
    Timos Verstand funktionierte im Leerlauf; die Gedanken bewegten sich von selbst, außerhalb seiner Kontrolle. Es war unmöglich, daß die Tefroder ohne die Hilfe eines Transmitters in der Lage sein sollten, die gewaltige Entfernung von Andromeda bis zum Schrotschuß-System zu überwinden. Ihre Raumschiffe hatten nicht annähernd die nötige Reichweite.
    Es war unmöglich, und dennoch waren sie hier.
    Der „festgelegte Plan", von dem der Offizier gesprochen hatte, war auf eine Wachflotte von sechstausend Einheiten zugeschnitten. Es gab nur noch einhundertundfünfzig Schiffe im Bereich des Stützpunkts,

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