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0292 - Satans Knochenuhr

0292 - Satans Knochenuhr

Titel: 0292 - Satans Knochenuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kerl schaffte ich im Normalfall nicht, höchstens durch einen Überraschungsangriff. Ich war nicht hergekommen, um mich zu schlagen, deshalb zog ich meinen Ausweis.
    Als Brazza sich in Bewegung setzte, hielt ich den Ausweis schon in der Rechten. »Scotland Yard«, sagte ich. »Ihre grünrote Sekretärin hat mich angemeldet. Machen Sie hier keinen Unsinn, Keene, und spielen Sie nicht den starken Mann.«
    Brazza hatte meine Worte auch gehört. Dennoch stoppte er nicht. Vielleicht wartete er auf einen gegenteiligen Befehl. Da dieser nicht kam, versuchte er es.
    Mit einem blitzschnellen Schlag fegte er mir den Ausweis aus den Fingern. Das Dokument flatterte noch dem Boden entgegen, als zweierlei geschah. Ray Keene befahl den Stopp, aber ich konterte.
    Lange genug hatte ich mich wie ein dummer Junge behandeln lassen.
    Meine rechte Faust wuchtete in Brazzas Magen, und mit dem linken Fuß trat ich zu.
    Das Bein beschrieb einen Bogen. Die gekrümmte Seite meines Fußes traf den Hals des Schlägers.
    Ein Karatetreffer wie aus dem Bilderbuch, mit dem Brazza auch nicht gerechnet hatte.
    Er glotzte blöde, ging zwei Schritte zurück und setzte sich genau neben dem Rollstuhl auf den Hintern, bevor er fast wie im Zeitlupentempo nach hinten kippte und liegenblieb.
    Den hatte ich wirklich toll erwischt. Manchmal hat man eben auch Glück.
    Ich hob den Ausweis auf und hörte die Stimme des Filmchefs. »Alle Achtung, Mister. Ich könnte Sie direkt engagieren. Das hat noch keiner geschafft.«
    »Training ist alles«, erklärte ich und schaute zu, wie Keene seinen Rollstuhl herumdrehte.
    Er mühte sich ein wenig, aber er schaffte es und stand mir plötzlich gegenüber.
    Abermals erlebte ich eine Überraschung. Wenn ich mir die Typen hier so anschaute, ob Männchen oder Weibchen, mußte ich mir selbst auf die Schulter klopfen und sagen, wie normal ich doch war.
    Ich sprach nicht von der Lähmung des Mannes, sondern von seinem Aussehen.
    Er trug einen roten Anzug, aus dessen Ziertasche ein blütenweißes Tuch lässig hervorschaute. Es besaß die gleichen Rüschen wie auch das herrlich weiße Hemd. Die weißen Schuhe zeigten auf dem Oberleder kein einziges Staubkorn, und so verhielt es sich auch mit den Socken.
    Nur das Haar war nicht weiß. Dunkel, fast schwarz und so kurz, daß die abstehenden Ohren besonders auffielen und man den Schnitt schon bald mit einer Punkerfrisur vergleichen konnte.
    Der Knabe war sicherlich nicht älter als ich, doch seine verlebten Gesichtszüge ließen auf einen Lebenswandel schließen, den man nicht gerade als ein Vorbild für Jugendliche bezeichnen konnte.
    Seltsam hell wirkten die Augen. Als er die rechte Hand von der Lehne hob, sah ich zahlreiche Ringe mit dunklen Steinen an seinen Fingern. Ich fragte mich nur, wie er in den Ferrari steigen wollte.
    »Kann ich sitzen bleiben?« fragte er.
    »Wieso? Können Sie aufstehen?«
    »Sicher.«
    »Weshalb dann der Rollstuhl?«
    »Ich habe in einem meiner Filme die Hauptrolle übernommen und spiele einen Rollstuhlfahrer. Wir drehen gerade. Und da muß ich in Übung bleiben.« Er kicherte.
    »Wie Sie wollen.«
    »Richtig. Und was wollen Sie?«
    »Mit Ihnen über einen Film reden.«
    »Soll ich ein Bullenleben verfilmen?« fragte er und winkte gleichzeitig lässig ab. »Alles schon dagewesen. Vor ein paar Jahren. Zieht nicht mehr. Das Bullen-Image ist hin.«
    »Darum geht es nicht.«
    Ray Keene hustete trocken, ohne sich die Hand vor den schmallippigen Mund zu halten. »Was ist es dann?«
    »Es geht um einen ihrer abgedrehten Filme!«
    »Raubkopie?« Er schnarrte das Wort und setzte sich hin, als wäre er auf dem Sprung.
    »Lassen Sie mich doch ausreden! Ich meine den Film ›Brenn, Hexe, brenn!‹«
    »Ach den. Der ist aber fast jugendfrei.«
    »Das glaube ich Ihnen gern. Nur will ich wissen, ob etwas damit passiert ist?«
    »Wieso?«
    »Ich sah das Ende des Streifens.«
    »Als die Hexe brannte, nicht?« Er kicherte. »Gute Szene. Fast echt. Hervorragend gelungen.« Er schaute mich lauernd an.
    »Da ist mir etwas aufgefallen. Urplötzlich schob sich das Gesicht einer anderen Frau über das der Hexe. Ich wollte Sie nur fragen, wie Sie das geschafft haben?«
    »Mehr nicht?«
    »Nein.«
    Er hob die Schultern. »Das sind normalerweise Filmtricks, wissen Sie. Wir sprechen nicht gern darüber, aber Ihnen kann ich es ja verraten. Als wir den Film drehten, da kam ich auf die Idee, auch eine Beschwörung durchzuführen. Ich wollte den Teufel beschwören. Irre, nicht?«
    »Ja,

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