0292 - Satans Knochenuhr
grüne Nagellack zu ihr, und auch Schuhe sowie Strümpfe waren farblich abgestimmt.
Grün ist ja die Hoffnung. Vielleicht konnte ich hoffen.
Als sie das Gespräch beendet hatte und sich mir lächelnd zuwandte, sah ich, daß auch die Lippen grünlich schimmerten.
»Was kann ich für Sie tun, Sir?«
»Ich möchte zu Mr. Keene.«
»Wen darf ich melden?«
Das klappte ja blendend. »John Sinclair.«
»Ich begrüße Sie, Mr. Sinclair. Sicherlich haben Sie einen Termin und Mr. Keene…«
»Ich habe keinen«, erwiderte ich schnell, denn die Kleine wollte schon in ihrem Kalender nachsehen.
Sie erschrak. »Keinen Termin?« Wie sie das aussprach, war unwahrscheinlich. Ich kam mir vor, als hätte ich eine Todsünde begangen.
»Nein, ich sagte es Ihnen.«
»Aber das ist unmöglich. Sie können doch nicht…« Sie machte eine Pause, »dann sind Sie also der Mann von Scotland Yard.«
»Richtig. Ihr Portier hat gut reagiert.«
»Und was wollen Sie?«
»Mit Mr. Keene reden.«
»Er ist beschäftigt.«
»Das kann ich mir vorstellen. Es gibt zwei Möglichkeiten. Sie können mich zu ihm bringen, oder ich lasse ihn zum Yard kommen. Was ist Ihnen lieber?«
»Ich werde sehen, was sich machen läßt.« Sie wandte sich ab, verschwand im Nebenraum und telefonierte dort. Die machte mehr Wirbel als die Vorzimmerdame vom Premierminister.
Schließlich kam sie zurück. Diesmal lächelte sie wieder. Allerdings gezwungen.
Ich schaute sie fragend an.
»Mr. Keene läßt bitten.«
»Hatte er keine Lust, mich in meinem Büro zu besuchen?« fragte ich.
»Ich weiß es nicht. Wenn Sie mir bitte folgen wollen!« Affektiert warf sie ihre rote Mähne zurück und ging mit wiegenden Hüften vor mir her bis zur Tür.
Ich folgte ihr durch den Gang. Wir schritten nach links und blieben vor einer verglasten Fahrstuhltür stehen, die mir beim Herkommen überhaupt nicht aufgefallen war.
»Wir müssen in den Keller«, erklärte mir die Rothaarige, deren Namen ich nicht einmal wußte und sie deshalb danach fragte.
»Ich heiße Alexis.«
»Aber nicht Carrington?«
Sie grinste müde. »Diese Frage ist mir schon öfter gestellt worden. Ich erspare mir eine Antwort.«
»Na denn«, sagte ich und öffnete ihr die Fahrstuhltür. An diesem Tag hatte ich wohl keine Chancen.
Filmhelden ging es da immer besser.
Um nicht weiterhin dumme Antworten zu bekommen, enthielt ich mich weiterer Fragen, stieg in den Lift, der uns in den Keller brachte. Und dort erwartete mich die große Überraschung. Da hatte ich tatsächlich das Gefühl, inmitten einer Filmkulisse zu stehen, denn vor uns lag ein breiter Betongang, in dessen Mitte ein Schienenpaar lief. Der Tunnel hatte eine gewölbte Decke und führte unterirdisch in die Tiefe des Geländes weiter.
»Haben Sie das einrichten lassen?« fragte ich.
»Nur ausgebaut.«
»Das ist wirklich imposant.«
Von Alexis bekam ich keine Antwort. Sie hatte sich umgedreht und einen Knopf unter ihrem Finger begraben. Da sie den Kontakt auslöste, bekam sie auch bald eine Reaktion. Aus dem Tunnel schoß ein kleiner Wagen heraus und hielt vor uns.
Zu zweit hatten wir darin Platz.
Alexis saß vorn. Ich hatte hinter ihr meinen Platz gefunden, und schon ging die Reise ab.
Ein herrliches Gefühl. Ich kam mir vor wie ein Akteur in einem Bond-Streifen.
Es war wunderbar, durch den Tunnel zu schießen und nur das Rollen der Räder zu hören. Der Fahrtwind strich in unsere Gesichter. Er wehte auch das Haar der vor mir sitzenden Frau hoch und die Strähnen dabei in mein Gesicht, so daß ich das Spray roch, mit dem die Flut besprüht worden war.
Nach zwei Minuten hatten wir unser Ziel erreicht. Der kleine Wagen rollte über eine Weiche und auf ein Nebengleis, wo drei andere bereits standen.
Wir stiegen aus.
Das helle Licht fiel auf eine große Stahltür, die auf Schienen rollte, wenn sie sich öffnete. Um dies zu erreichen, drückte Alexis wieder auf einen Knopf.
»Sie werden Mr. Keene sicherlich allein finden«, sagte sie zum Abschied, kletterte in einen anderen Wagen und rauschte davon. Hoffentlich bekam sie keinen Gegenverkehr.
Die Tür öffnete sich, als ich einen Kontaktknopf berührte. Sie gestattete mir den Blick in eine andere Welt.
Eine riesige, unterirdische Halle lag vor mir. Es ist schwer, diesen Eindruck zu beschreiben, der mich da überfiel.
Das Wort gewaltig war letzten Endes treffend.
Zunächst kam ich mir wie ein Zwerg vor. Ich schaute hoch und betrachtete die Filmkulissen. Auf einem düsteren Berg aus Pappe
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