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0292 - Satans Knochenuhr

0292 - Satans Knochenuhr

Titel: 0292 - Satans Knochenuhr
Autoren: Jason Dark
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erstenmal Diese Knochenuhr war in der Tat gefährlich. Sie strömte etwas aus, das ich nicht fassen konnte, eine Gefahr…
    Mein Blick wurde von dem größeren Zeiger magisch angezogen.
    Denn an ihm war ein Mann festgebunden, der sich nicht rühren konnte. Ich schaute in sein Gesicht.
    Es war leicht verzerrt. Die Augen geweitet, der Mund stand offen, und ich hatte das Gefühl, als würde mir ein stummer, verzweifelter Schrei nach Hilfe entgegenwehen…
    ***
    Ich erschrak, als hinter mir die Tür zufiel. Ray Keene hatte sie geschlossen und kam langsam näher.
    Irgendwo aus dem Dunkel erschien ein heller Ball, der einen breiten Streifen besaß und den Weg des Regisseurs verfolgte.
    Auch mich erreichte er, so standen wir im Licht, wurden aber nicht geblendet.
    »Das ist die Uhr!« flüsterte Keene.
    »Ich sehe sie.«
    »Sonst sagen Sie nichts?«
    »Sie meinen den Mann?«
    »Natürlich.« Er lachte leise. »Ist doch mal etwas ganz Besonderes oder nicht.«
    »Klar. Aber gehört dies nicht zur Szene?«
    »Das will ich meinen. Schauen Sie sich sein Gesicht an. Spüren Sie nicht die Angst, die er empfindet?«
    »Die kann ich nicht spüren«, erwiderte ich bewußt spitzfindig und gelassen.
    Ray Keene schüttelte den Kopf. »Machen Sie doch keinen Wirbel, Sinclair. So meine ich das nicht. Das hier ist etwas völlig anderes als Film. Es ist echt und böse, als hätte der Teufel das Drehbuch geschrieben.«
    »Das hat er aber nicht - oder?«
    »Wer weiß, Sinclair, wer weiß es schon.« Der Mann räusperte sich und schabte über seine Wangen.
    Er reckte sich, trat einen Schritt vor und sprach den am Zeiger gefesselten Schauspieler an. »Wie fühlst du dich, Pernell?«
    »Schlecht.«
    »Ehrlich?«
    »Ja.«
    Keene lachte. »Das ist gut. Je schlechter du dich fühlst, um so besser wird die Szene.« Er wandte sich mit einer scharfen Bewegung zu mir hin um. »So ist es doch, Mr. Sinclair?«
    »Kann ich nicht beurteilen«, erwiderte ich. »Leider bin ich nicht vom Film. Nur meine ich, daß Film auch Film bleiben muß. Die Schauspieler sollten keine echten Gefühle bekommen.«
    Keene winkte herrisch ab. »Sehen Sie das doch nicht so eng.« Er hob die Arme und ballte die Hände. »Ein Schauspieler muß mitgehen. Er muß dem Zuschauer klarmachen, daß er das Grauen selbst empfindet. Erst dann kommt es ›rüber‹. Aber sie werden es selbst erleben. Warten Sie es ab, Mister. Nur noch wenige Augenblicke.« Er hüstelte trocken, drehte sich wieder und rief in die Dunkelheit hinein. »Szene Satansuhr fertig?«
    »Yes, Chef!«
    »Kamera ab!«
    Es fiel keine Klappe, es wiederholte auch niemand den Befehl, dafür hörte ich ein leises Summen über mir. Irgendwo versteckt standen die Kameras.
    Ein Lichtstrahl durchwanderte die Düsternis und legte einen hellen Schein nicht nur über die ungewöhnliche Uhr.
    Er tauchte die Knochen und das Zifferblatt in ein sehr weiches Licht. Längst traten die Umrisse nicht mehr so hart und konturenscharf hervor. Aber gerade diese sanfte Weichheit ließ das Bild so unheimlich erscheinen, und aus dem Dunkel über der Uhr erschien ein an einem Band hängendes Mikro!
    Ray Keene legte einen Finger auf die Lippen und bedeutete mir, still zu sein. Er ging einen halben Schritt zur Seite, wischte sich mit einem Tuch über die Stirn und fuhr mit der Zungenspitze über die Lippen. Beides Zeichen innerer Erregtheit.
    Die Uhr lief.
    Es war eine Minute vor Mitternacht.
    »Um Mitternacht holt ihn der Teufel!« hauchte mir Ray Keene kaum hörbar ins Ohr. »Geben sie genau acht, Mr. Sinclair. Eine Minute wird Pernell noch leben, und er empfindet dabei alle Qualen, die ein Mensch nur erleben kann, wenn sein bisheriges Leben noch einmal vor seinen Augen abläuft und er weiß, daß er sterben muß.«
    Ich schaute den Regisseur scharf an. »Finden Sie das gut?« fragte ich ihn.
    »Klar.« Er rieb sich die Hände. »Nicht umsonst habe ich einen so großen Erfolg. Satan gibt mir Schützenhilfe, das merke ich immer mehr. Meine Filme sind so echt, da muß man einfach hingerissen sein.«
    Leider mußte ich ihm recht geben. Ich brauchte nur an die Verbrennung der Hexe zu denken. Diese Szene war wegen ihrer Echtheit verdammt grausam gewesen.
    Hier sollte ich sie life miterleben.
    Ein Stöhnen unterbrach meine Gedanken. Pernell hatte es ausgestoßen. Der große Zeiger war um fünf Sekunden weitergewandert, und der Gefangene mußte eine erste Qual empfinden.
    Echt oder geschauspielert?
    Das wußte ich eben nicht. Ich hatte schon Darsteller
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