0292 - Satans Knochenuhr
in einem düsteren Feuer. »Weißt du nun, Bulle«, hauchte er, »weshalb meine Filme so erfolgreich sind?«
»Ich kann es mir vorstellen.«
»Sie sind echt, mein Lieber, echt. Auf grausame, herrliche Art und Weise echt. Ich bin der einzige in der Branche, der so etwas drehen kann. Und ich werde es immer wieder unter Beweis stellen. Satans Knochenuhr ist eine fantastische Erfindung, wie sie nur der Teufel schaffen kann. Ich liebe sie, denn sie gehört mir. Asmodis hat mir diese Uhr geschenkt. Eine wunderbare Tat, denn er weiß genau, wie treu ich ihm ergeben bin. Hoch lebe die Hölle.«
»Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich weitere Morde zulasse, Mr. Keene.«
Er breitete die Arme aus. »Wie wollen Sie das verhindern?«
»Das lassen Sie mal meine Sorge sein.«
Sein Lachen gellte mir entgegen. »Ihre Sorge oder deine Sorge, Bulle? Schön, ich habe nichts dagegen, so macht es mir mehr Spaß. Diese Szene ist abgedreht, eine nächste wird folgen, Polizist, und ich habe schon jemand der die Hauptrolle darin spielt.«
Mir kam ein Verdacht. Da ich ihn nicht aussprach und der andere darauf wartete, übernahm er selbst die Antwort. »Der Hauptakteur in dem folgenden Streifen bist du, Sinclair!« Er spie mir die Worte förmlich entgegen. »Du allein, Bulle. Der Film wird sich um dich und um deinen Tod drehen, das verspreche ich dir. Alles ist vorbereitet. Oder nimmst du im Ernst an, daß ich dich nicht habe kommen sehen? Ich wußte genau, wer du warst, ließ mir nur nichts anmerken. Ist das nicht herrlich, Sinclair? Fantastisch sogar.« Er schüttelte sich vor Lachen, und mir wurde allmählich mulmig zumute.
»Hast du alles begriffen?«
»Natürlich. Sie haben es laut und deutlich genug, gesagt. Ich soll an die Uhr gebunden werden.«
Er nickte. »Ja, Bulle, an die Uhr mit dir! Satan wird seinen Spaß daran haben. Und ich schaue zu, wie der Zeiger Sekunde für Sekunde vorrückt und deine Qualen beginnen. In der letzten halben Minute deines Lebens bekommst du es zu spüren, was es heißt, dem Grauen zu begegnen. Wenn der Tod näher und näher rückt, sich zuerst in seinen Schatten und Randerscheinungen offenbart und dann mit einer gnadenlosen Präzision zuschlägt. Du wirst brutal vernichtet, Sinclair, das kann ich dir schwören.«
»Dazu gehören zwei!« erklärte ich und griff zur Waffe. Meine Finger hatten den Griff noch nicht berührt, als ich über mir ein Geräusch vernahm. Ich konnte es nicht einordnen, doch etwas Gutes hatte es sicherlich nicht zu bedeuten.
Blitzschnell sprang ich zur Seite.
Das war mein Glück.
Aus der Finsternis segelte etwas nach unten und hätte mich voll getroffen, wenn ich stehengeblieben wäre. So aber traf es nur meine Schulter, rutschte ab und klatschte zu Boden.
Ich erkannte ein Netz!
Wie einen Fisch hatte man mich einfangen wollen. Nur meine schnelle Reaktion hatte mich gerettet.
Dies alles paßte Keene nicht in den Plan, aber er hatte so etwas schon einkalkuliert. Blitzschnell sprang er zurück, brüllte einen Befehl, der sofort befolgt wurde.
Das Licht verlöschte.
Dunkelheit fiel über mich.
In der Schwärze hörte ich abermals die Stimme meines Feindes. »Jetzt könnt ihr ihn jagen, Freunde…«
***
Asmodis genoß es.
Er schaute zu, wie sich der große Zeiger der Uhr immer weiter der zwölf entgegenbewegte, und er vergaß auch nicht, hin und wieder einen Blick auf Sheila Conolly zu werfen, in deren Gesicht das Entsetzen wie festgenagelt stand.
Obwohl sie Welten von der Uhr trennten, bekam sie alles mit. Sie vernahm das Stöhnen, hörte die Schreie und erlebte die schlimme Todesangst des Mannes.
»Rette ihn!« flehte sie den Satan an.
»Nein!« erwiderte der Teufel kalt. »Ich habe beschlossen, daß er stirbt, und dabei bleibt es auch.«
»Aber du kannst doch nicht…«
»Ich kann alles!«
Nach dieser Antwort wußte Sheila Conolly, daß sie den Satan nicht von seinen Plänen abhalten konnte. Was sein teuflisches Gehirn einmal beschlossen hatte, führte er auch durch.
Eiskalt!
Und die Uhr lief weiter.
Sheila hätte gern etwas unternommen. Sie war zwar nicht gefesselt, denn noch gelang es ihr nicht, sich zu bewegen. Magische Klammern hielten sie fest. Asmodis hatte ihr seine Macht bewiesen. Er war der Herrscher der Hölle, das wußte Sheila Conolly genau und bekam es immer wieder bestätigt.
Nur die Uhr sah sie.
Bis jetzt.
Aber der Teufel wollte ihr mehr zu sehen geben. Wie auf der Filmleinwand vergrößerte sich der Ausschnitt allmählich, so daß er
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