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0292 - Satans Knochenuhr

0292 - Satans Knochenuhr

Titel: 0292 - Satans Knochenuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erlebt, die so brillant waren, daß man ihnen jede Rolle abnahm. Auch hier konnte es so sein, dennoch blieb ein leicht unangenehmes Gefühl zurück, das sich vor allen Dingen in meinem Magen allmählich ausbreitete.
    »Mutter!«
    Dieser plötzliche Schrei ließ mich zusammenfahren, und mir rieselte es kalt den Rücken hinab. Unwillkürlich hob ich meinen Blick, schaute den Gefangenen an und erlebte seine Qualen mit.
    Das Gesicht war zur Grimasse geworden. Gleichzeitig leuchteten die Augen, er bewegte den Mund und rief wieder nach seiner Mutter.
    »Jetzt sieht er sie!« flüsterte Ray Keene. Er glich einem Mann, der Fieber hatte.
    »Und?«
    »Sehen Sie weiter, Sinclair. Immer weiter. Das wird eine Szene!« hauchte er und rieb sich die Hände.
    »Oh Gott, ich kann doch nicht, Mutter. Ich möchte nicht eingesperrt werden. Bitte nicht. Bitte!«
    Unendlich qualvoll hörte sich die Stimme an. Danach ein kurzer Schrei. »Schlagen, wieder geschlagen. Nicht schlagen…«
    »Muß wohl 'ne miese Jugend gehabt haben!« bemerkte Ray Keene sehr zynisch.
    Für diese Antwort hätte ich ihm am liebsten kräftig ins Gesicht geschlagen. Ich beherrschte mich und ballte nur die Hände.
    Der Zeiger bewegte sich weiter der sechs entgegen, um die Hälfte zu schaffen.
    Und der Gefesselte erlebte andere Stationen seines Lebens. Die Eindrücke waren so stark, daß er sie einfach artikulieren mußte. Freudenschreie drangen aus seinem Mund. »Die Rolle!« schrie er. »Ich habe die erste Rolle bekommen. Ich werde wahnsinnig, verrückt…«
    »Bald wirst du die letzte haben!« Die Worte des Regisseurs gingen fast unter.
    Dennoch hatte ich sie gehört. Mir war die Szene zuwider. Sollte ich sie stoppen?
    »Ich spiele den Film. Ich spiele den Film. Kommt alle zu mir, wir feiern…«
    Pernell war wie von Sinnen, als beide Zeiger genau die Hälfte ihrer Wegstrecke zurückgelegt hatten.
    »Sehen Sie, wie er sich freut?« Keene stellte mir die Frage und faßte mich an, was unangenehm war, denn ich ging ein wenig zur Seite. »Die Hälfte seines Lebens ist vorbei!« fügte der Regisseur noch hinzu. »Jetzt geht es dem Ende zu. Aber schnell…« Er lachte lautlos, und sein Körper wurde geschüttelt.
    Noch befand sich der Mann im Freudentaumel. Er versuchte sich zu bewegen, doch die Fesseln behinderten ihn zu sehr. Sie waren stramm gespannt, da lief nichts mehr.
    Dann erschien der Nebel.
    Aus der Dunkelheit hinter der Uhr wallten die Wolken heran. Erst waren sie dünn wie feine Schleier. Sie legten sich über das Zifferblatt, so daß die einzelnen Zahlen im Laufe der folgenden Sekunden immer schlechter zu erkennen waren.
    Auch der Mann wurde von den Nebelschwaden regelrecht eingepackt. Sie umhüllten ihn wie lange, gierige Finger. Mich erinnerten sie an ein feingesponnenes Leichentuch.
    Die Atmosphäre war dichter geworden. Ich spürte deutlich das Böse, das mir entgegenwehte. Es mußte irgendwo gelauert haben und war durch den Nebel freigesetzt worden.
    Wieder dachte ich an mein Kreuz und merkte auch dessen Reaktion: Ja, da tat sich etwas. Die Kräfte des Teufels griffen über. Aus der anderen Welt waren sie gekommen, um etwas Schreckliches herbeizuführen.
    Der Zeiger hatte inzwischen seine Wanderung fortgesetzt. Zwanzig Minuten vor Mitternacht zeigte die Uhr.
    Der Gefesselte befand sich weiter in einem Freudentaumel. Er schien die Stricke nicht zu spüren, denn er lachte laut und kehlig. Dieses Gelächter drang aus seinem Mund. Die Spitze der Zunge lag auf der Unterlippe. Ein glucksendes Geräusch verließ seine Kehle. Weit aufgerissen präsentierten sich seine Augen. Sie starrten mich an, schienen zur gleichen Zeit aber durch mich hindurchzuschauen.
    »Bald wird er es spüren!« zischelte Ray Keene.
    »Was?« fragte ich.
    »Du kannst es sehen, Bulle.«
    Dieser Ton gefiel mir überhaupt nicht. Er zeigte allerdings an, wer der Herr im Haus war.
    »Lassen Sie ihn runter oder befreien Sie ihn!« fuhr ich den Mann neben mir an.
    »Weshalb?«
    »Ich will nicht…«
    »Wir müssen die Szene zu Ende drehen. Sie haben selbst gesagt, daß alles so lebensecht wirkt. Das ist eben mein Prinzip. Es muß lebensecht sein.« Er lachte wieder lautlos.
    In mir kochte es. Dennoch konnte ich nichts machen. Die verdammte Uhr war so einfach nicht zu stoppen. Und mein Nebenmann wußte genau, was er tat.
    Der Zeiger lief.
    Er war gnadenlos in seiner Präzision, als wäre das Uhrwerk vom Teufel persönlich eingestellt worden.
    Dünne Nebelschwaden trieben vor dem Zifferblatt

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