0292 - Sieben Seelen für den Dämon
die Seelenlosen kein Zufall sind, keine Krankheit«, fuhr er fort. »Und er will herausfinden, wer dahinter steckt.«
»Woher willst du Zwerg das wissen?«
»Ich habe meine Informanten«, pfiff Zar vergnügt. »Sie erzählen mir viel, was dir verborgen bleibt, weil du nicht mit den Gedanken sprechen kannst wie ich.«
»Der Maskenträger der Mördersekte?«
Zar schüttelte sich und schwieg.
»Was willst du mir damit klarmachen?« fragte Faulcon weiter. »Willst du mir Angst einjagen?«
»Angst? Du hast doch mich, um dich zu beschützen! Wie solltest du da Angst haben? Ich will nur nicht, daß du weitere Fehler begehst. Warte nicht zu lange mit der siebten Seele! Beschaffe sie so bald wie möglich. Die Zeit drängt. Man kommt dir auf die Spur.«
»Wer?«
»Zamorra, wenn du noch lange wartest. Er kombiniert und zieht richtige Schlüsse. Handle endlich - in deinem eigenen Interesse und in dem meines Herrn Zarathos! Je eher er in dieser Welt materialisiert, desto eher bist du aus allen Schwierigkeiten heraus!«
Und aus allen Vorteilen dieses unheimlichen Geschäftes, die mir so vorschweben, dachte Faulcon zornig. Aber nicht mit mir!
»Fahr zur Hölle!« fauchte er.
Zar schnatterte wieder fröhlich.
»Nach dir, mein Lieber. Nach dir…«
***
»Gut. Du bist also der Überzeugung, daß jemand dahinter steckt«, sagte Nicole. »Kommen wir zu den berühmten ›W‹s, wie sie im Journalismus die Grundbegriffe sind: Wer, wo, wie, was warum?«
Zamorra lehnte sich im Ledersessel zurück. Sie hatten eine kleine Sitzgruppe im Foyer des Hotels für sich beschlagnahmt, um zu beratschlagen, was nun zu tun war. Denn daß sie nicht einfach die Hände in den Schoß legen und abwarten konnten, was weiter geschah, war klar. Denn dann, waren sowohl Zamorra als auch Bill sicher, würde Manu sterben. Und vor ihr die anderen Opfer dieses unheimlichen Zustandes, der keine Krankheit sein konnte.
»Wer - jemand mit magischen Kräften. Zumindest davon können und müssen wir ausgehen. Seine Identität herauszufinden, ist Problem Nummer eins.«
»Wo«, fuhr Nicole fort, »ist klar: Hier auf den Azoreninseln, konzentriert auf die Hauptinsel und die Hauptstadt. Weiter brauchen wir die Kreise nicht zu ziehen, weil keiner von uns sich über diesen Radius hinaus bewegt hat. Weder allein noch gemeinsam mit anderen.«
»Wie? Wissen wir nicht. Es gibt keinen Anhaltspunkt. Es hätte jeden einzelnen von uns treffen können.«
»Was? Ausschaltung einer Person.«
»Warum? Um uns, das Zamorra-Team, weiter zu schwächen?«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Kaum. Dann hätte es nicht fünf weitere Opfer bedurft. Und dann würde Manu auch nicht mehr nur vor sich hinvegetieren, sondern wäre tot. Tot wie Kerr, unser Druiden-Freund!«
Damit riß er eine Wunde wieder auf, die noch gar nicht richtig verheilt war. Es war noch gar nicht lange her, daß ihr gemeinsamer Freund und Mitstreiter, Inspektor Kerr von Scotland Yard, erschlagen worden war. Und ausgerechnet mit dem Zauberschwert Gwaiyur, das zu Zamorras Ausrüstung an magischen Waffen gehörte! Diese Waffe, durch den in ihr wohnenden Zauber selbständig zwischen Gut und Böse pendelnd, hatte sich im ungeeignetsten Moment für das Böse entschieden und mit der Hand einer Hexe Kerr erschlagen. Seit dieser Zeit hatte Zamorra das Schwert nicht mehr angefaßt. Es lag in seinem Spezialsafe im Château Montagne, und Zamorra hatte eine gewisse unterschwellige Scheu vor dieser Waffe entwickelt, die einen seiner Freunde getötet hatte.
»Warum also dann?« fragte Bill Fleming. »Warum Manuela?«
Zamorra sah Nicole an. »Wir sind uns wohl darüber einig«, sagte er, »daß ihr wie auch den anderen Opfern etwas genommen worden ist. Was das nun im Einzelnen ist, können wir -noch - nicht sagen. Aber es muß etwas mit dem Phänomen Leben an sich zu tun haben. Lebenskraft, Lebensenergie, Vitalität…«
»Denkvermögen… nur noch die vegetativen Lebensvorgänge funktionieren, also Herzschlag und Atmung. Alles andere läßt sich nicht mehr steuern. Kein Augenöffnen, keine Denkfähigkeit… alles, was einen Menschen ausmacht, ist fort. Die… Seele!«
»Ein Seelendieb?« kleidete Zamorra die Vermutung in ein Wort.
Nicole nickte. »So sehe ich das. Anders kann es eigentlich gar nicht sein. Aber wer stiehlt Seelen, und aus welchem Grund?«
»Weil er die Kraft dieser Seelen für irgend etwas benötigt«, sagte Bill. »Und das scheint nicht gerade wenig zu sein. Bedenken wir, daß es bisher sechs Opfer
Weitere Kostenlose Bücher