0292 - Sieben Seelen für den Dämon

Titel: 0292 - Sieben Seelen für den Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Andreas Decker

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befand sich auf Faulcons Schulter! Und es war mehr als nur eine einfache Kreatur. Zamorra schauderte. Er fragte sich, warum dieses Geschöpf der Hölle ihm nicht schon früher aufgefallen war. Oder war es gestern noch nicht dagewesen?
    Faulcon fuhr vorbei und davon. Jetzt sah Zamorra die häßliche Kreatur ziemlich deutlich auf der Schulter des Mannes hocken. Und er begann zu ahnen, daß die Höllenmächte diesem Faulcon eine beachtliche Bedeutung zumaßen, daß sie ihm diese Kreatur geschickt hatten. Zum Schutz wie auch zur Überwachung…
    »Was ist jetzt?« fragte Bill erregt. »Ist er der Schweinehund oder nicht?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Das Gehirnstrommuster stimmt nicht überein«, sagte er. »Theoretisch kann er es also nicht sein. Aber…«
    »Aber was?«
    »Er hat einen Familiaris.«
    ***
    »Was ist das?« fragte Bill Fleming. »Heißt das, daß er einen besonders ausgeprägten Familiensinn hat? Oder handelt es sich um eine ansteckende Krankheit?«
    »Mitnichten«, erwiderte Zamorra düster und reduzierte die Kraftwirkung des Amuletts mit einem kurzen Gedankenbefehl. »Ein Familiaris ist eine Art Schutzdämon, der seinem Träger mit Rat und Tat zur Seite steht, ihn aber nicht nur schützt, sondern auch überwacht, daß er nichts anstellt, das den Wünschen der Höllenfürsten entgegensteht. Wer einen Familiaris trägt, ist ziemlich unangreifbar; der Dämon hilft ihm gegen jeden Feind. Aber er sorgt auch dafür, daß der Träger niemals aus der Reihe tanzt. Er glaubt zwar noch einen freien Willen zu besitzen, hat ihn aber nicht mehr. Sobald er eigene Wege zu gehen versucht, greift der Familiaris ein. Und das kann schmerzhaft bis unter Umständen sogar tödlich sein, wenn der Dämon selbständig entscheidet, so wichtig sei der Mensch ja nun auch wieder nicht, daß sein Leben unbedingt geschont werden müsse. Ich glaube zwar nicht mehr unbedingt daran, daß Faulcon unser Seelendieb ist, aber ich kann ihn jetzt so oder so nur noch bedauern. Irgendwann verfällt er endgültig einem furchtbaren Ende. Denn der Familiaris fordert seinen Preis.«
    »Wie beim Teufeïspakt? Seelenverkauf?«
    »Schlimmer«, sagte Zamorra. »Mit der Seele kann der Familiaris nichts anfangen. Er nimmt mehr als nur die Seele.«
    »Dann verstehe ich nicht, wie ein Mensch mit halbwegs normalem Verstand sich mit einem solchen Unwesen einlassen kann. Er muß doch verrückt sein.«
    Zamorra hob die Schultern.
    »Einen Familiaris bekommt man von den Höllenmächten zugeteilt, ob man will oder nicht. Robert Faulcon ist verloren. Auch wenn er es vielleicht noch nicht weiß.«
    Ein paar Minuten schwiegen sie alle, während Bill den Wagen langsam davonrollen ließ.
    »Was machen wir jetzt, nach dieser Fehlanzeige?« fragte Nicole schließlich.
    »Weitermachen wie bisher«, - sagte Zamorra schulterzuckend. »Es war eben eine Fehlkalkulation. Jeder kann sich mal irren.«
    »Jetzt geht das ganze Theater also wieder von vorn los«, murmelte Bill. Die berechtigte Sorge um Manuela Ford bedrückte ihn. So, wie er erst aufblühte, weil er sich von der Idee etwas versprach, so war er jetzt wieder niedergeschlagen, nachdem es nicht geklappt hatte.
    Und die noch zur Verfügung stehende Zeit schrumpfte immer weiter. In ein paar Tagen würde Manuelas Körper nach einem raschen Amoklauf sterben, wenn bis dahin Körper und Seele nicht wieder zusammengeführt wurden.
    Wenn Bill geahnt hätte, wie nahe er ihrer Seele gewesen war… Möglicherweise hätte er Faulcon getötet. Aber er war ahnungslos. Und so konnte der Seelendieb seine Tätigkeit ungehindert fortsetzen.
    Für Zamorra blieb noch eine andere Frage mit gleicher Dringlichkeit offen: Wer würde das nächste Opfer sein?
    Und - was würde danach mit den sieben Seelen geschehen?
    ***
    Faulcon, sein Familiaris und auch der Maskenträger aus der Sekte der Jenseitsmörder hätten es ihm sagen können.
    Zarathos, der Dämon, wartete schon mit immer stärker wachsender Ungeduld auf seine Freisetzung. Dazu wurde die Kraft dieser sieben Seelen gebraucht, um die nötigen Energien aufzuwenden. Die Schranke zwischen den Dimensionen endgültig so aufzureißen und den Durchbruch so lange stabil zu halten, bis der Dämon endgültig hindurchschlüpfen und in dieser Welt Gestalt annehmen konnte, kostete ungeheuer viel Kraft, die durch einfache Beschwörungen nicht aufzubringen war.
    Er hatte zwar gesehen, daß Zamorra wieder abgefahren war, aber wer konnte wissen, ob der Parapsychologe ihm nicht trotzdem auf