0293 - Zombies, die vom Himmel fallen
größeren Städte.«
Cramer nickte. »Und da ist noch etwas«, sagte er. »Tut mir leid, daß es mir nicht schon früher eingefallen ist. Aber soviel mir bekannt ist, gibt es dort ein altes Fort. Eine Befestigung mitten in der Wüste, am Rand der Berge gelegen.«
Ich war überrascht. »Woher wissen Sie das?«
Der Colonel hob die Schultern. »Vor unserem Abflug aus England konnte ich mich informieren.«
»Ist das Fort noch bewohnt?« fragte Suko.
»Nicht mehr.«
Ich nickte und atmete tief ein. »Dann wissen wir ja, was unser nächstes Ziel sein wird.«
»Sicher«, stimmte mir Cramer zu. »Wobei es nur eine kleine Schwierigkeit gibt. Wir werden den Tag über marschieren müssen. Und das in dieser erbarmungslosen Sonne. Wenn die Zombies uns erwischen, haben sie keine Menschen vor sich, sondern ausgetrocknete Schwämme…«
***
Sie hatten die Oase verlassen und zogen durch die Nacht. Acht unheimliche Gestalten. Lebende Tote, die kein Hindernis aufhalten und von ihrem Ziel abbringen konnte.
Ihr Instinkt hatte ihnen mitgeteilt, daß die Menschen aus der Oase geflohen waren, und sie nahmen noch den menschlichen Geruch auf, den auch der Wüstenwind nicht hatte vertreiben können. Er lag in der Luft, er brachte sie auf die Spur, die für die lebenden Toten so wichtig war, denn sie brauchten Opfer.
Und so gingen sie. Manchmal in einer Reihe. Taumelnde, halb verweste oder zerrissene Gestalten.
Schief sitzende Stahlhelme auf den dünnen Schädeln. Stumpf die Blicke. Hell, teigig und grünlich schimmernd die alte Haut, als wäre sie von einer dicken Schicht aus Schimmelpilzen überzogen worden.
Eine Prozession des Grauens. Zerrbilder des Horrors. Immer darauf versessen, Menschen zwischen ihre gierigen Klauen zu bekommen, um sie zu töten, damit sie die Opfer anschließend in ihren makabren Reigen einreihen konnten.
Die Flüchtlinge aus der Oase hatten Spuren hinterlassen. Danach richteten sie sich nicht. Sie brauchten nur dem Geruch zu folgen, und als der Tag anbrach, da gingen sie ebenfalls weiter. Im Gegensatz zu den Vampiren tat ihnen das Sonnenlicht nichts. Ihre Körper waren sowieso ausgehöhlt, verdorrt und enthielten so gut wie keine Flüssigkeit mehr, höchstens Schleim.
Sie wanderten weiter.
Die Sonne stieg höher, verwandelte die Wüste in eine farbenprächtige Landschaft, heizte Steine, Staub und- den Boden auf, so daß sie schon bald mit einer Gluthölle zu vergleichen war.
Die Berge rückten kaum näher. Grau schimmernd standen sie in der Glut.
Dort wollten die Zombies hin.
Und sie würden es schaffen…
***
Auch die Menschen waren von der unermeßlichen Weite der Wüste verschluckt worden.
Sie gehörten zu den wenigen Personen, die das Gelände kannten, denn oft genug hatten sie sich von der Oase wegbewegt, um die nähere Umgebung zu erkunden.
Die Landschaft hatte ihre Tücken. Gefährliche Stellen, die nicht so rasch zu erkennen waren. Da gab es schmale, ausgetrocknete Flußläufe, Wadis, mit Sand und Staub vollgeweht, die zu tückischen Fallen werden konnten, wenn jemand hineintrat.
Dünen nahmen ihnen die Sicht. Sie entstanden und vergingen wieder, je nachdem, wie rasch ein Sandsturm aufbrauste, der, wenn er abgeklungen war, der Landschaft ein völlig anderes Gesicht gegeben hatte.
Die Dünen gaben ein wenig Schatten. In ihm wanderten die Flüchtlinge weiter.
Gnadenlos brannte die Sonne.
Ihre Strahlen, ihre Hitze hatten das Gelände gezeichnet. Ausgedörrt, vertrocknet, verkarstet, mit einem Boden, dessen Spalten und Risse ein bizarres Muster bildeten.
Das Gepäck brauchten die Menschen nicht zu tragen. Sie hatten es auf ihre Reittiere geladen, denn den Kamelen machte es nichts aus, durch die Hitze zu trotten. Sie hatten vor dem Abmarsch genügend Wasser getrunken, das bis zum Ziel vorhalten würde.
Die Flüchtlinge selbst wanderten neben den Tieren her. Eingehüllt in ihre Kleidung aus Leinen, stumpf wie Maschinen, geduldig und kein Wort sprechend.
Die einzigen Geräusche waren das Schleifen der Hufe und das Klatschen des Trinkwassers in den Ledersäcken, die über den Rücken der Ziegen hingen.
Staub wölkte in die Höhle. Er hüllte die einsamen Wanderer wie eine nie abreißende Wolke ein.
Ihr Ziel waren die Berge.
Graublau sahen sie die Kette in der Ferne. Sie flimmerte in der Sonnenglut und inmitten einer dunstigen Luft, die wie mit feuchtem Nebel geschwängert wirkte.
Die Berge schienen so nah zu sein und waren dennoch so unendlich weit entfernt.
Hin und wieder blieb
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