0293 - Zombies, die vom Himmel fallen
einer der kräftigsten Männer zurück und hielt nach Verfolgern Ausschau. Er erkletterte jedesmal einen Felsen oder einen Hügel, aber er bekam die Verfolger nicht zu Gesicht.
Dennoch glaubten alle daran, daß der alte Kesefel die Warnungen nicht umsonst ausgesprochen hatte. Der Fluch würde sie treffen, die Zombies waren sicherlich unterwegs.
Dreimal geschah nichts. Als der Kundschafter beim vierten Mal zurückkehrte, winkte er mit beiden Händen und erstattete schon im Laufen seine Meldung.
Die kleine Karawane stoppte. Gesichter drehten sich dem Boten zu. Fragende Blicke, ängstliche Augen, und der Bote wandte sich um, wobei er mit seiner rechten Hand zuckend nach hinten deutete und dabei von den Zombies berichtete.
»Zombies?« wurde er gefragt.
»Ja, ja. Ich habe sie gesehen. Sie kamen von der Oase und haben sich auf unsere Spur gesetzt.«
Nach diesen Worten folgte ein betretenes Schweigen. Manch einer hüstelte, und der Mann, der so etwas wie der Anführer war, runzelte die Stirn.
»Was sagst du dazu, Faradin?« wurde er gefragt.
Der Angesprochene hob die Schultern. Eine bezeichnende Geste, denn er wußte es auch nicht.
»Aber wir müssen etwas tun!«
»Sicher, das weiß ich sehr genau. Wir wollen uns vor Augen halten, was geschehen ist. Wir sind Menschen, und wir leben. Wir mußten fliehen, weil uns das Schicksal eingeholt hat. Verfolgt werden wir von Personen, die ebenfalls wie Menschen aussehen, aber es nicht sind. Untote, lebende Leichen, grausame Geschöpfe, die uns töten wollen. Sie können nicht denken, nicht sprechen, nicht beten und nicht lieben. Aber sie können laufen, und sie brauchen keine Pause. Es stört sie weder der Glutball der Sonne noch die Kälte der Nacht. Nicht die Dünen halten sie auf, nicht die Wadis und nicht die Felsen. Sie werden immer wandern, sie brauchen keine Pause, und sie werden uns überlegen sein. Ihr Trieb treibt sie voran, und nichts kann sie stoppen. Irgendwann einmal werden sie uns eingeholt haben und uns töten.«
Das letzte Worte hatten alle mitbekommen, auch die Kinder, die sich mittlerweile zu den Erwachsenen gesellt hatten und sie aus großen, dunklen Augen anschauten.
»Was können wir tun, Faradin?«
Der Bürgermeister war ein Mann mittleren Alters. Dennoch besaß er eine gewisse Weisheit, denn er hatte sehr wohl gelernt. Sein Gesicht wurde in der unteren Hälfte von einem Bart verdeckt. Das dunkle Haargestrüpp wuchs ihm bis über die Lippen. Unter der schmalen Kopfbedeckung schaute schon ergrautes Haar hervor, während der heiße Wüstenwind mit seinem Gewand spielte.
»Sie gieren nach Menschen«, sagte er. »Und sie werden uns immer finden, egal, wo wir uns verstecken. Deshalb haben wir auch in den Bergen keine Chance.«
»Müssen wir kämpfen?« fragte ein junger Mann.
Faradin ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Er nickte zuerst, bevor er sagte: »Es wird uns nichts anderes übrigbleiben, Freunde. Wir werden uns den Bestien stellen.«
»Aber wo?«
Faradin schaute und deutete in die Runde. »Es ist sehr schwer, darauf eine Antwort zu finden. Es gibt praktisch keinen Platz, wo wir ihnen überlegen sind.«
»Wie töten wir sie?« erkundigte sich der erste Frager.
Da runzelte Faradin die Stirn. »Es gibt eine Möglichkeit, sie umzubringen«, erklärte er. »Man muß ihnen eine Kugel in den Schädel schießen. Mitten in den Kopf. Auf diese Art und Weise kann man sie wirklich zerstören.«
»Dann machen wir es doch!« rief der junge Mann.
Beinahe mitleidig wurde er von dem Bürgermeister angeschaut. »Wie stellst du dir das vor? Bei den Waffen, die wir haben!«
»Wir besitzen doch Gewehre.«
»Ja, aber kannst du so gut schießen?«
»Wenn sie nahe genug herankommen.«
Faradin nickte. »Wenn sie herankommen. Aber sie werden es geschickt machen. Sie hetzen uns so lange, bis wir nicht mehr können und am Ende unserer Kräfte sind, das dürft ihr nicht vergessen. Irgendwann sind wir dann zu müde, ein Gewehr auch nur zu halten. Darauf warten sie. Dann sind sie da, kommen über uns und werden uns vernichten. So sieht das alles aus.«
Die Männer dachten nach. Sie starrten dabei zu Boden, standen geduckt da, und niemand wußte eine Lösung.
»Und wenn wir sie hier erwarten?« wurde der Vorschlag laut.
»Ist es auch nichts anderes«, sagte Faradin.
»Wieso?«
Der Bürgermeister deutete auf die Frauen und Kinder. »Wir müssen sie noch beschützen. Sie können nicht mit der Waffe umgehen. Außerdem haben wir nicht so viele Gewehre, um jeden
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