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0294 - Die Nacht der bestellten Morde

0294 - Die Nacht der bestellten Morde

Titel: 0294 - Die Nacht der bestellten Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der bestellten Morde
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verläßt. Vielleicht führt er uns zu Banter.«
    »Und wenn wir eine Haussuchung vornehmen?« meinte Jake.
    »Das wäre sinnlos. Die Gauner müssen jederzeit mit etwas Derartigem rechnen, sind sicherlich darauf vorbereitet und haben keine heiße Ware herumliegen.«
    ***
    Zur Lunchzeit saßen wir immer noch in der kleinen Kneipe, vertilgten Hamburgers, tranken Kaffee und äugten zu Rafzusinskys Apartment empor.
    Plötzlich waren wir wie elektrisiert, denn die Haustür öffnete sich, und Boris Rafzusinsky trat auf die Straße. Unter dem Arm hielt er eine dicke Aktentasche.
    Der Hehler war mittelgroß, fett und mit übertriebener Eleganz gekleidet. Er sah etwa so aus, wie sich ein Einfaltspinsel einen erfolgreichen Börsenjobber vorstellt. Schwarze Melone, schwerer dunkler Ulster mit wuchtigem Pelzkragen, graugestreifte Hose sowie Lackschuhe und Gamaschen.
    Boris Rafzusinsky war kurzatmig und schnaufte daher erheblich. Ich erkannte das an den weißen Dunstblasen, die er ausstieß, denn der Atem gefror in der kalten Winterluft.
    Der Hehler ging zu einem schwarzen Cadillac, der am Bürgersteig parkte. Erst wurde die Aktentasche auf dem Beifahrersitz verstaut. Dann klemmte sich Boris hinter das Steuer und fuhr an.
    Während Jake Dean die Rechnung beglich, waren wir schon auf der Straße, spurteten zum Jaguar, schwangen uns hinein und brausten los.
    Ich sah den Cadillac gerade noch, als er in die nach Süden führende Hudson Street einbog. Ich kurvte hinterher, sah im Rückspiegel, daß Jake Dean sich in seinen Ford schwang, und kam dann näher an den Cadillac heran.
    Ich hielt einen Abstand von etwa 30 Metern zu dem Cadillac, während Jake mit mir Stoßstangenfühlung nahm.
    Der Hehler fuhr eine mittlere Geschwindigkeit. Die Fahrt ging bis zur Kreuzung Hudson Canal Street. Dann bog Boris Rafzusinsky scharf nach links ab, verringerte für einen Augenblick das Tempo und rollte auf die Einfahrt zum Holland Tunnel zu, der unter dem Hudson hindurch nach Jersey City führt.
    »Im Jaguar können wir ihn nicht weiter verfolgen«, sagte Phil. »Es würde auffallen.«
    Ich stoppte auf einem kleinen Parkplatz in der Nähe des Tunneleingangs. Wir sprangen aus dem Jaguar. Während ich ihn abschloß, winkte Phil unseren Kollegen Jake heran.
    Eine halbe Minute später saßen wir in dem Ford und fuhren in den Tunnel.
    Als wir auf der anderen Seite des Hudson wieder ans Tageslicht kamen,- sahen wir den Cadillac vor uns. Er rollte jetzt über die Henderson Street gemächlich nach Norden.
    Nach weiteren zehn Minuten Fahrt meinte Jake: »Er will zum Hoboken Terminal.«
    »Das ist gut möglich. Denn im Gedränge eines großen Bahnhofs ergibt sich bestimmt eine Möglichkeit, den Schmuck schnell zu übergeben«, meinte Phil.
    »Schnell wird sich das bestimmt nicht abspielen«, widersprach ich. »Bei derartigen Geschäften traut kein Geschäftspartner dem anderen. Banter wird sich erst überzeugen wollen, ob er auch tatsächlich die vereinbarte Summe erhält. Rafzusinsky aber prüft sicherlich erst den Schmuck, um nicht auf eine Imitation hereinzufallen.«
    »Dann hätten wir ja genügend Zeit, um Banter in Ruhe zu kassieren«, sagte Phil skeptisch.
    ***
    Hoboken Terminal ist ein riesiges L-förmiges Gebäude dicht am Hudson. Um diese Zeit herrschte enormer Betrieb.
    Rafzusinsky parkte seinen Cadillac in der Nähe des Haupteingangs, schloß den Wagen sorgfältig ab und bummelte dann mit der Tasche unter dem Arm in die Bahnhofshalle. Er schien es nicht eilig zu haben. Jake blieb im Wagen, Phil und ich folgten dem Hehler.
    Er ließ sich im Strom der Fahrgäste treiben, drehte den Kopf nach rechts und links, blieb einmal stehen und sah sich suchend um. Wir hatten uns vor einen Buchladen gestellt und betrachteten scheinbar die Auslagen.
    »Jetzt steuert er auf einen Grillroom zu.«
    Tatsächlich verschwand der Dicke hinter der Glastür des Lokals. Wir folgten ihm. Rafzusinsky setzte sich an einen Fenstertisch, bestellte irgend etwas bei einem Kellner und blickte dann auf die Uhr.
    Wir setzten uns in einiger Entfernung und ließen uns vom Kellner zwei Bier bringen. Eine Viertelstunde verging.
    Rafzusinsky saß so, daß er uns den Rücken kehrte. Plötzlich aber drehte er sich um, ließ seine Blicke durch das Lokal schweifen, starrte mich sekundenlang aus hervorquellenden Froschaugen an und verzog die Mundwinkel zu einem spöttischen Lächeln.
    Wie Schuppen fiel es mir von den Augen. »Wir sind in eine Falle gegangen, Phil«, sagte ich und stand auf.

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