0294 - Die Nacht der bestellten Morde
habe Bondoza ermordet, sondern umgekehrt.«
»Sehr richtig.«
»Und das hätte dann zur Folge, daß wir nicht mehr nach Banter fahnden, sondern nach Bondoza. Die Fahndungsstille aber würde Banter benutzen, um sich mit dem Schmuck davonzumachen. In angemessenem Zeitabstand würden John und Gloria Banter dann wahrscheinlich folgen.«
»Genau das scheint der Plan der sauberen Familie zu sein.«
»Dann verstehe ich nur eins nicht, Jerry. Warum bringt Banter Bondoza um, wenn dieser ihm schon das Schmuckversteck verraten hat?«
»Nehmen wir an, Phil, Banter hätte Bondoza leben lassen. Dann wäre dem Versicherungsdetektiv nichts anderes übriggeblieben, als zu seiner Firma zu gehen, sein . Wissen dort zu verkünden und den herbeigeschafften Schmuck auszuliefern. Wäre er nämlich mit dem Schmuck verschwunden, dann hätte Bondoza jederzeit sagen können, daß er Banter das Schmuckversteck verraten habe. Folglich wäre sofort nach Banter gefahndet worden. Das wollte der Detektiv vermeiden, und so brachte er Bondoza um, um uns jetzt das Theater vorzuführen und den eigentlichen Mordverdacht auf Bondoza zu lenken.«
***
Wir waren kaum fünf Minuten im Office, als Jake anrief.
»Was ist los?« fragte Phil, und sein Gesicht spannte sich. Jake Dean war nämlich einer der Kollegen, die die Hehler beschatten sollten.
Ich nahm den Zweithörer auf und lauschte dem Gespräch.
»Bei Josef Rafzusinsky tut sich was«, sagte Jake. »Heute morgen ist sein Bruder Boris zur Manhattan Chase Bank gegangen. Er hatte zwei finstere Gestalten bei sich. Ich schloß daraus, daß er Schutz brauchte und also sicherlich einen größeren Geldbetrag abheben wollte. Die Vermutung war richtig. Ich blieb den dreien dicht auf die Fersen. Sie haben 50 000 Dollar abgehoben.«
»Hat seitdem jemand die Wohnung der Rafzusinskys betreten?«
»Nein.«
»Gut, Jake, behalt den Laden weiterhin im Auge! Wir kommen sofort.«
Wir verständigten Mr. High von den Geschehnissen. Dann machten wir uns auf den Weg in die Houston Street, wo die Brüder Josef und Boris Rafzusinsky eine ganze Etage bewohnten.
Diese beiden zwielichtigen Gestalten waren uns als Hehler großen Stils bekannt. Aber es war bisher noch nicht gelungen, sie auf frischer Tat zu ertappen oder ihnen irgend etwas nachweisen zu können.
Beide waren schon mehrmals festgenommen worden.
Aber immer wieder hatte man sie nach 24 Stunden laufenlassen müssen. Kein Richter war bereit, einen Haftbefehl gegen sie auszufertigen, da die Beweise nicht ausreichten.
Josef und Boris Rafzusinsky betrieben offiziell ein Maklerbüro. Ihre Einnahmen aber, die ihnen unter der Hand zuflossen, stammten aus Hehlerei und anderen dunklen Geschäften. Die beiden waren des illegalen Waffenhandels verdächtig. Vornehmlich aber brachten sie die Diebesbeute aus Juweliergeschäften an den Mann.
Jetzt war die Frage, ob Phil den richtigen Riecher gehabt hatte.
Hoben die Rafzusinskys 50 000 Dollar von einem ihrer zahlreichen Konten ab, um eins der Schmuckstücke aus Bondozas Versteck zu erstehen? Oder hatten sie mit dem Geld etwas anderes vor?
Die beiden Hehler hatten ihr Domizil in einer miesen Gegend, obwohl sie sicherlich reich genug waren, um sich einen halben Wolkenkratzer in der Fifth Avenue mieten zu können.
Ich hatte die Wohnung der beiden Galgenvögel noch nicht betreten, wohl aber davon gehört, daß die Räume mit unerhörtem Luxus und Prunk ausgestattet sein sollten.
Josef und Boris Rafzusinsky waren Junggesellen, ständig von einer Leibgarde umgeben, beide Anfang der 50, schmierig, aalglatt und skrupellos wie gefährliche Gangster, obwohl sie sich bis zur Zeit noch keines Gewaltverbrechens schuldig gemacht hatten.
Wir fanden Jake in einer kleinen Kneipe, die dem Apartmenthaus, in dem die Rafzusinskys residierten, genau gegenüberlag. Jake hatte einen Fensterplatz und beobachtete die Eingangstür des verwitterten achtstöckigen Ziegelsteinbaus.
»Wird die Hintertür bewacht?« fragte ich, als wir uns zu Jake setzten.
»Johnny Skymore paßt auf.«
»Okay.«
»Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als darauf zu warten, daß Banter sich zeigt«, meinte Jake.
Phil schüttelte den Kopf. »Bei Tageslicht wird er das nicht tun. Ich vermute vielmehr, daß er sich mit den Rafzusinskys telefonisch in Verbindung gesetzt und einen neutralen Treffpunkt vereinbart hat.«
Ich stimmte Phils Worten zu. »Wir haben jetzt leider nur die Möglichkeit, darauf zu warten, daß einer aus Rafzusinskys Laden das Haus
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