0295 - Grauen hinter festen Türen
sagte:
»Wie geht es Ihnen, Sir? Sind die Geschäfte zufriedenstellend?«
Phil beugte sich vor, bis sein Kopf beinahe den von Graham berührte. Er konnte sich das in diesem Augenblick erlauben, denn sie fuhren gerade durch eine dunkle Gegend.
»Ich bin nicht zum Quatschen gekommen!« zischte er böse.
»Verzeihen Sie, Sir!« erwiderte Graham ein wenig steif und wandte sich wieder nach vorn.
Zufrieden lehnte sich Phil in die Polster zurück. Kurz nach zehn bog der Wagen in die Einfahrt zu Adams’ fürstlicher Villa. Der Wagen rollte einen Kiesweg entlang, der um das Haus herum zur Rückseite führte.
»Wir dachten, es wäre besser, wenn uns niemand von der Straße aus beobachten kann«, glaubte Graham erklären zu sollen.
Phil nickte schweigend.
Kaum hielt der Wagen, da sprang Phil auch schon leichtfüßig hinaus und stapfte rasch eine kurze Treppe hinan.
»Aber so warten Sie doch, Sir!« rief ihm Graham nach. »Ich kann Ihnen doch das Licht einschalten!«
Da hatte Phil aber bereits die Tür oben erreicht. Er hatte die Hände in die Manteltaschen geschoben -and stand abwartend am oberen Ende der Treppe. Graham gab sich Mühe, hastig hinaufzugelangen. Aber die Tage, da er noch im harten körperlichen Traning steckte, wären längst vorbei. Graham war alt und auch schon ein bißdien fett geworden. Als er Phil erreicht hatte, keuchte er hörbar.
»Bitte, Sir!« stieß er kurzatmig hervor. »Hier entlang!«
Er hielt die Tür auf. Dahinter erstreckte sich ein erleuchteter Flur, und es war Phils Glück, daß der Flur schmal war und Graham den vermeintlichen »Kunden« zuerst durch die Tür gehen ließ, so daß er zwangsläufig auch als erster den Flur entlangzugehen hatte.
»Halt, Sir, diese Tür hier!« rief der Assistent eines Gangsterchefs, als Phil schon fast an einer dunkel getäfelten Tür vorbei war.
Wieder stieß Graham die Tür auf. Phil trat über die Schwelle und sah sich rasch um. Im Hintergrund hockte einer der beiden Gorillas, die Phil schon in der Bar gesehen hatte, in einem Sessel. Der zweite hatte jetzt auf der Fahrt den Cadillac gesteuert und war draußen am Wagen geblieben. Ein Umstand, der Phil keineswegs gefiel.
Aber er kam nicht dazu, weiter darüber nachzugrübeln, denn mitten im großen Zimmer stand Adams an einei fahrbaren Hausbar und mixte sich gerade etwas zurecht. Im selben Augenblick, als Phil über die Schwelle trat, drehte er sich um.
»Hallo«, sagte er laut und betont freundlich. »Legen Sie doch ab, mein Lieber! Auch bei Geschäften kann man es sich doch bequem machen, nicht wahr?«
Phil sah aus den Augenwinkeln, daß Graham abwartend hinter ihm stand, halb auf Phils linker Seite. Vermutlich wollte er ihm die Garderobe abnehmen.
»Sie haben recht, mein Bester«, sagte Phil und stülpte dem verdatterten Graham seinen Hut so kräftig auf den Kopf, daß die Krempe bis an die Nasenwurzel rutschte.
Adams trat erschrocken einen Schritt zurück.
»Pech gehabt, mein Bester«, sagte Phil und zog die rechte Hand zum zweiten Male aus der Manteltasche heraus.
Aber diesmal hielt er eine 38er-Special in der Hand.
»Oder du, G-man!« schnaufte Adams wütend.
»Ganz bestimmt!« ergänzte Graham und bohre den Lauf seiner Waffe in Phils Seite. »Laß sie fallen, aber schnell!«
Phils Blick huschte zur Verandatür.
***
»Fertig!« sagte mein Kollege Josuah Woolton und kroch zurück.
Er zeigte auf ein Loch in der Hecke, die Adams’ Grundstück nach Osten gegen den Garten des Nachbarn abgrenzte, auf dessen Gebiet wir uns zur Zeit befanden. Ich bewunderte Josuahs Arbeit, so gut es mir die Dunkelheit erlaubte. Woolton hatte mit dünnen Bindfäden die Hecke so auseinandergebunden, daß bis ungefähr vierzig Zentimeter über dem Erdboden ein Loch enstanden war, durch das ein geschickter Mann halbwegs geräuschlos hindurchkommen konnte.
Ich klopfte ihm zum Zeichen meiner Anerkennung leise auf die Schulter.
»Noch einmal!« raunte ich ihm ins Ohr: »Ihr greift nur ein, wenn geschossen wird oder wenn ich mit der-Signalpeife das Zeichen gebe!«
»Verstanden!« wiederholte Josuah ebeno leise, wie ich gesprochen hatte.
Noch einmal sah ich zurück auf die sechs G-men, die sich auf den gepflegten Rasen niedergehockt hatten, dann stützte ich meine Hände auf und kroch langsam und vorsichtig durch das Loch in der Hecke.
Ich brauchte einige Zeit dazu, aber dafür machte ich es so geräuscharm, daß niemand hätte stutzig werden können, selbst wenn einer auf der Veranda gesessen hätte. Ein
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