0295 - Grauen hinter festen Türen
Seit wann bin ich denn Tony? Kennst du deinen eigenen Namen nicht mehr?«
»Besser als du denkst«, erwiderte ich und schlug ihm den Lauf meiner Pistole über den Kopf.
Ohne das leiseste Geräusch von sich zu geben, sackte er mir bewußtlos in die Arme. Ich fing'ihn auf und ließ ihn zu Boden gleiten. Schnell zog ich ihm eine Pistole aus der Schulterhalfter dann huschte ich leise wieder auf die Veranda hinauf.
Offenbar kam ich genau im richtigen Augenblick. Phil stand unweit der Tür und hielt seine Pistole in der Hand. Ein paar Schritte vor Phil, mir den Rücken zuwendend, stand Adams. Weiter rechts hockte der zweite Gorilla mit sehr verdattertem Gesichtsausdruck in einem Sessel.
Aber schräg hinter Phil stand Graham und bohrte meinem Freund die Mündung einer mattschimmernden Pistole in die Seite.
Ich schob den Sicherungsflügel an meiner Waffe mit dem Daumennagel beiseite, zielte sehr genau und zog durch.
Der Schuß krachte in der vorangegangenen Stille mit dem ohrenbetäubenden Lärm einer urplötzlich eintretenden Naturkatastrophe. Das Glas der Verandatür barst mit rieselndem Klirren, ganze Berge von Scherben regneten auf die Veranda. Ich riß beide Arme schützend vor den Kopf und rammte durch den Rest von Glas, der verblieben war.
»Keinen Ärger, Herrschaften!« sagte Phil.
Er lehnte jetzt mit dem Rücken an der Tür. Graham hielt mit dem künstlichen Arm seine rechte Hand halbhoch. Von den Fingern tropfte ein bißchen Blut. Seine Pistole war nicht mehr zu sehen. Adams stand wie vom Blitz gerührt neben seiner fahrbaren Hausbar. Nur der zweite Gorilla hatte noch Zeit gefunden, seine rechte Hand in den Jachettauschnitt zu schieben.
»Wenn die Hand nicht ganz friedlich, langsam und ohne lästige Gegenstände wieder zum Vorschein kommt«, sagte ich, »ziehe ich noch einmal durch.«
Der Bulle mochte nicht mit allzuviel Intelligenz gesegnet sein, aber er hatte einen gesunden Selbsterhaltungstrieb Langsam und ohne Pistole zwischen den Fingern ließ er seine Hand wieder aus dem Jackettausschnitt hervorkriechen, um sie gleich anschließend zur Decke zu recken.
Über die Veranda drängten sechs G-men herein. Ich warf Phil einen aufmunternden Blick zu. Er war in Gefahr gewesen. Er ging auf Adams zu, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte:
»Sie sind verhaftet, Adams. Der Haftbefehl wird Ihnen nach den Gesetzen unseres Landes binnen vierundzwanzig Stunden vorgezeigt! Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß alles, was Sie von jetzt ab tun oder sagen, gegen Sie verwendet werden kann, mein Bester. Daselbe gilt für alle anderen hier.«
Adams war kreidebleich. Er stieß einen mittellangen, aber sehr drastischen Fluch aus, der in der Feststellung gipfelte, er sei natürlich völlig un schuldig. Er habe sich nie irgend etwas Ungesetzliches zuschulden kommen lassen.
»Sicher nicht«, sagte Josuah Woolton darauf und zeigte auf den Karton, der in dem von ihm geöffneten Schrank stand. »Und diese Menge Heroin hat der Weihnachtsmann hier untergestellt, was?«
Für einen Augenblick waren aller Augen auf den Karton in dem Schrankfach gerichtet. Und diesen Augenblick wollte Adams nützen. Er wirbelte herum und stürzte auf die völlig demolierte Verandatür zu. Er lief genau in den prächtigen Haken eines Kollegen hinein. Adams wurde von den Schuhen gerissen, als ob ihn ein Blitz gefällt hätte.
»Entschuldige, Jerry«, sagte der Kols lege. »Aber ich weiß nicht, ob er sich nicht hätte losreißen können, wenn ich nur nach seinem Arm gegrapscht hätte«
***
Wir ließen Adams, Graham und die beiden Gorillas ins Distriktsgebäude bringen, während Phil, ich und weitere zwei Kollegen eine gründliche Haussuchung Vornahmen. Vom Keller bis hinauf ins Dachgeschoß blieb kein Quadratzoll unabgeklopft. Alle Bilder wurden abgehängt, alle Teppiche zusammengerollt, jeder Bücherschrank wurde ausgeräumt, und wir maßen sogar außen und innen die Möbel nach, um eventuell verborgene Geheimfächer aufzuspüren.
Gleich am Anfang fanden 'wir in einem doppelten Boden des großen Herrenzimmerschrankes vierhundertzwanzig Briefchen Kokain. Aber es wurde nachts gegen drei, als wir auf dem Boden in einer doppelten Schichte Dielenbretter ein weiteres Versteck entdeckten: zwei brandneue Reisetaschen, die von einem brei.en Gurt umgeben waren. Die Gurte besaßen ein kräftiges Schloß, und beide Schlösser waren abgeschlossen.
»Vielleicht hat Adams die Schlüssel bei sich«, meinte Phil.
»Gut möglich«, nickte ich.
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