0295 - Grauen hinter festen Türen
geworden wäre. Alle solche Dinge muß ich mit von dem Geld finanzieren, das mir Professor Heath für den Haushalt gibt. Und ich habe einen gewissen Ehrgeiz, eine sparsame Haushälterin zu sein. Der Professor möchte sich demnächst ein eigenes Haus kaufen. Er freut sich über jeden Zehner, den ich eingespart habe.«
»Sie sind demnach zu Fuß nach Hause gegangen?«
»Nein. Vom Institut habe ich einen Bus benutzt bis ungefähr fünf Blocks von hier. Und diesen Rest bin ich dann zu Fuß gegangen.«
»Haben Sie an diesem Abend Ihren Bruder gesehen?«
»Nein.«
»Die Frage ist äußerst wichtig und bedeutsam«, sagte Phil eindringlich. »Haben Sie ihn wirklich nicht gesehen?«
»Wirklich nicht!«
»Sie haben auch an diesem Abend nicht irgend etwas von ihm erhalten? Eine Botschaft, einen Zettel oder etwas dergleichen?«
»Nein. Woher hätte ich denn das kriegen sollen?«
»Als Sie zurückkamen, fanden Sie da nicht eine Nachricht von Ihrem Bruder vor?«
»Nein. Wieso denn? War er hier?« Phil nickte schwer:
»Ja, Miß Paulsen. Er war hier. Vermutlich in der Zeit, als Sie nicht da waren.«
»Und was wollte er?«
»Das werden wir wohl nie mehr erfahren. Vielleicht wollte er, daß Sie ihm helfen sollten. Durch ein Versteck oder so.«
»Die Mühe hätte er sich sparen können. Erstens hätte ich beim besten Willen nicht gewußt, wo ich ein solches Versteck für ihn auf treiben sollte, und zweitens ist es sehr fraglich, ob ich überhaupt auch nur diesen besten Willen aufgebracht hätte. Wenn er sich selber in Schwierigkeiten bringen konnte, sollte er auch selber sehen, damit allein fertig zu werden, statt noch andere mit hineinzuziehen.«
Wir fragten sie noch ein paarmal direkt oder indirekt, ob sie ihren Bruder an jenem Abend tatsächlich nicht gesehen hätte. Aber sie blieb bei ihrer ersten Aussage. Wir verabschiedeten uns.
»Wenn das stimmt, was sie sagt, war ihr Bruder also hier, als sie nicht da war. Er sah den Zettel an der Tür und verließ das Haus wieder.«
»Durch die geschlossene Haustür?« wandte ich skeptisch ein.
Phil zuckte' die Achseln.
»So schwierig dürfte es nun auch wieder nicht sein, aus einem Haus wie diesem herauszukommen, auch wenn die Haustür abgeschlossen ist!« behauptete er.
»Na gut«, gab ich zu. »Das will ich nicht abstreiten. Durch den Keller, aus einem Fenster in den Hof oder so… da gibt es wirklich mehrere Möglichkeiten. Aber von dem, was wir eigentlich wissen wollen, ist immer noch nichts geklärt.«
»Leider nicht«, räumte Phil ein. »Paulsen müßte von hier aus zurück zum Times Square gegangen oder gefahren sein. Dort wurde ihm das Geld von Adams und seinen Spießgesellen abgenommen. Ungefähr eine Stunde später wurde Paulsen ermordet? Was tat er in der Zwischenzeit? Wo hielt er sich auf? Von wem wurde er umgebracht? Und warum überhaupt? Dais Geld kann doch nicht mehr die Ursache gewesen sein, denn er hatte es ja bereits nicht mehr!«
»Nicht nur eine sehr rätselhafte Todesart, sondern auch noch ein Mord ohne Motiv«, knurrte ich.
Kaum hatten wir uns mißmutig in unserem Office niedergelassen, da kam Tim Bradford von der FBI-Presseabteilung herein.
»Ihr habt doch mit dem Mord an Paulsen und an dem Unbekannten etwas zu tun, die beide so rätselhaft starben, nicht wahr?« fragte er. »Hier, lest mal, was die ›Morning News‹ schreiben. Die wissen nämlich schon, wer der Täter war.«
***
Was die Zeitung andeutete, war so phantastisch wie die beiden Morde rätselhaft waren. Aber vielleicht war es gerade deshalb die richtige Erklärung? Wir setzten uns also in Marsch, um der in der Zeitung angedeuteten Spur nachzugehen.
Den ersten Mann, den wir in dieser Sache sprachen, war Jean Horriot. Er trug ein elegantes Bärtchen auf der Oberlippe und sah ein bißchen nach Herzensbrecher aus. Mir war er eine Spur zu weich und zwei Spuren zu süßlich.
»Bitte sehr«, dienerte er, als er die Tür seiner kleinen Wohnung öffnete. »Was kann ich für Sie tun?«
Wir hielten ihm den FBI-Auswe:s unter die Nase, während wir eintraten.
»Ach, Polizei!« rief er, fast fröhlich, aus. »Sie haben Toddy gefunden, ja?«
»Eben nicht«, erwiderte Phil. »Wie war es denn überhaupt möglich, daß dieser niedliche Toddy entkam, Mister Horriot?«
»… orriot!« verbesserte er. »Das H am Anfang wird nicht gesprochen.«
»Das interessiert uns aber enorm«, brummte Phil. »Also…orriot. Aber beantworten Sie uns lieber unsere Fagen! Wie konnte Toddy entkommen?«
»Durch
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