Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0295 - Grauen hinter festen Türen

0295 - Grauen hinter festen Türen

Titel: 0295 - Grauen hinter festen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grauen hinter festen Türen
Vom Netzwerk:
wohlgeratenes Exemplar seiner Rasse zu sein! Von Kopf bis Fuß, Captain, mißt dieses ,Äffchen' die Kleinigkeit von 202 Zentimetern!«
    Es sah aus, als hätte der Captain den Schlag gekriegt. Ich war freilich auch nicht mehr weit davon entfernt.
    ***
    Wie das immer so ist, wenn eine Lawine erst einmal ins Rollen gebracht wurde. Vorher war eine Woche verstrichen, eine ganze Woche, sage und schreibe sieben Tage, ohne daß irgendwer in New York Kenntnis davon genommen hatte, daß ein leibhaftiger Orang-Utan ausgebrochen war.
    Zwar stellte sich heraus, daß zwei diesbezügliche Anrufe bei der Stadtpolizei im Hauptquartier eingegangen waren. Aber da keinerlei Anzeige bis zum Hauptquartier durchgesickert war, hatte man geglaubt, es sei wieder einer der Anrufer, die tagtäglich die Polizei mit dummen Anrufen behelligen, entweder weil sie die Polizei anführen oder auch ärgern wollen oder beides.
    Auch bei der Verwaltung sämtlicher Zoos in und um New York hatte es vereinzelte Anrufe gegeben. Aber aus den Zoologischen Gärten war ja kein Orang-Utan ausgebrochen.
    Bei der Feuerwehr in der Downtown hatte eine hysterische alte Jungfer angerufen und verkündet, ein ungeheures Fabelwesen habe sie bei einem Spaziergang lange mit ›feurigen Augen‹ angesehen und dann auch eine Hand — so groß ›wie eine Riesenfaust‹ — nach ihr ausgestreckt, aber dann sei das Fabelwesen plötzlich vor ihren Gebeten zurückgeschreckt und habe die Flucht ergriffen, so daß doch zweifelsfrei erwiesen sei, daß der Teufel selbst sich in New York herumtreibe — aber konnte man es der Feuerwehr verdenken, daß sie diesen Anruf nicht ernst nahm?
    Wir machten jetzt jedenfalls Dampf hinter die Geschichte. Innerhalb einer Stunde wußten dreiunddreißig tausend Polizisten in New York Bescheid. Nach einer weiteren halben Stunde waren sämtliche Depots der Feuerwehr unterrichtet. Und endlich brachten es sogar die Radio- und Fernsehgesellschaften in Durchsagen alle dreißig Minuten.
    Die Reaktion mancher Zeitungen hatten wir vorausgeahnt. Auf einmal kannten alle den Artikel, der in den ,Morning News erschienen war. Und alle druckten ihn nach, nur in verschärfter Tonart.
    »Urwaldungeheuer bedroht Millionenstadt!« — »Riesenwürger mordet vor den Augen der Polizei!« — »Vorzeitgigant zwischen Wolkenkratzern« — das waren nur einige der Schlagzeilen in den Nachmittagsblättern.
    Aber immerhin hatte jetzt sogar das FBI zwei Bereitschaften in Alarmzustand versetzt. Und nachmittags gegen fünf ging die erste, positive Meldung ein, die verläßlich aussah: In einem baumreichen Abschnitt des Central Parks hatten spielende Kinder den Orang-Utan von weitem gesichtet.
    Nach einem Dutzend von Falschmeldungen, die immer eingehen, sobald man die Öffentlichkeit auf etwas aufmerksam macht, brausten wir wieder einmal los. Ziemlich skeptisch. Aber achtzehn Minuten nach fünf war die Skepsis verflogen. Toddy hockte auf dem Rasen inmitten einer verhältnismäßig dichten Baumgruppe und schälte Bananen. Zwei ganze Bananenstauden lagen vor ihm. Woher er sie hatte, wollte er auch später nicht verraten. Aber zunächst standen wir erst einmal vor dem Problem, wie wir dem zottigen Burschen plausibel machen sollten, daß wir ihn nicht gut weiterhin frei herumspazieren lassen konnten.
    »Nun nehmt um Himmels willen eure Kanonen weg!« rief Phil einem Trupp von mutigen Stadtpolizisten zu, die ohne Notwendigkeit einen Feuerzauber veranstalten und Toddy durchsieben wollten.
    »Ich hole diesen Horriotl« rief ich. »Sieh zu, daß bis dahin hier alles ruhig bleibt! Man soll in sicherer Entfernung bleiben und erst dann schießen, wenn er Anstalten macht, jemand anzugreifen oder zu fliehen!«
    »Okay!« rief Phil mir nach, während ich schon zurücklief zu meinem Jaguar.
    Jean Horriot saß vor seinem Fernsehgerät und hörte sich geschmeichelt die angsterregende Beschreibung an, die eine Fernsehgesellschaft von einem heiseren Mädchen vorlesen ließ. Vielleicht sollte die heisere Stimme den Leuten noch größere Angstschauer über den Rücken jagen, als es so schon der Fall war.
    »Sie haben Nerven«, sagte ich und zog ihn kurzerhand aus seinem Sessel hoch. »Los, kommen Sie! Wir haben ihn.«
    »Mein Toddy!« rief Jean Horriot verzückt aus. »Ich soll dich wiederhaben!«
    »Vielleicht sollte man Ihren Toddy mit Ihnen zusammen zurück in die Urwälder von Sumatra schicken«, knurrte ich wütend.
    Eine knappe Viertelstunde später liefen wir schon durch den Central Park auf

Weitere Kostenlose Bücher