0296 - Manege der Geister
erst einmal auf dem Teppichboden liegen, warf aber wieder mißtrauische Blicke hinüber.
»Wie Sie sehen, hat er es aber versucht. Und damit kommen wir direkt zu Ihnen. Wer von Ihnen hat den Leoparden aus dem Käfig gelassen und auf Lieutenant Candal gehetzt?«
Byrkin und O’Tyrell sahen sich an.
»Keiner von uns«, sagte Jenny. »Wir haben verdammt andere Dinge zu tun! Außerdem haben wir den ganzen Tag über das Zirkusgelände nicht verlassen.«
»Und wie kommt dann einer Ihrer Leoparden an Blut und an Candals Jackenstoff?«
»Vielleicht hat’s einer reingeschmissen«, murmelte Byrkin ergrimmt.
Das Schrillen des Telefons ließ ihn zusammenzucken. Perkins ignorierte den Apparat und ließ ihn weiterklingeln. »Haben Sie einen Verdacht?« fragte er. »Damit wir uns richtig verstehen: Sie stehen beide unter Mordverdacht. Zumindest Beteiligung werde ich Ihnen nachweisen können - sofern Sie nicht benennen können, wer es an Ihrer Stelle hätte sein können.«
Byrkin kratzte sich nervös am Schädel. Er überlegte, ob er von Belloni erzählen sollte. »Da war ein Mann… Er sah aus wie Belloni, der Tote. Als ich ihn verfolgte und feststellen wollte, wer er war, schlug er mich nieder. Ich muß ungefähr eine halbe Stunde bewußtlos gewesen sein.«
»Vielleicht hat er dir den Schlüssel abgenommen und den Leoparden freigelassen«, setzte Jenny O’Tyrell die Geschichte fort.
»Die Geschichte vom großen Unbekannten«, spöttelte Perkins. »Ich hab’s erwartet. Sie glauben doch nicht im Ernst, daß jemand innerhalb einer halben Stunde mit einem Leoparden vom Zirkus nach hierher in dieses Büro gelangt und wieder zurückkehrt!« Inzwischen nervte ihn das Telefonklingeln doch, und er hob ab. »Perkins«, bellte er hinein.
»Mein Name ist Robert Tendyke«, hörte er eine Männerstimme. »Sie ließen heute beim Zirkus einen Mann verhaften. Einen Ausländer, Professor Zamorra…«
Im gleichen Moment schlug der Blitz ein. Ein Feuerstrahl zuckte aus dem Gerät und versengte Perkins’ Ohr. Der Captain machte einen Sprung seitwärts, schrie. Und im gleichen Moment griff Cal Byrkin an. Er stoppte den Captain mit einem blitzschnellen Fausthieb. Perkins brach zusammen.
Byrkin sprang zu Zamorra hinüber. In seinen Augen funkelte Mordlust.
»Bist du wahnsinnig?« keuchte Jenny O’Tyrell, die immer weniger begriff. Was war in ihren Angestellten gefahren? Der benahm sich plötzlich genauso verrückt wie der Boß! Er packte Zamorra, drehte ihn herum und wollte ihm mit Wucht die Faust ins Genick dreschen, um ihn zu töten.
Jenny sprang Byrkin an, rammte ihn. Der Mann stürzte, und sein Schlag verpuffte wirkungslos in der Luft.
Die Bürotür flog wieder auf. Inzwischen waren’s die anderen fast schon gewohnt, daß es in Perkins’ Büro alle paar Minuten Randale gab. Cal Byrkin federte wieder hoch, schlug zu und schleuderte seine Chefin den Beamten entgegen. Die taumelten alle zurück und mußten das Mädchen erst einmal beiseite schieben. Unterdessen griff Byrkin erneut Zamorra an.
Der erwachte in diesem Augenblick. Er sah einen Schatten über sich, rollte sich instinktiv zur Seite und sah wie durch Schleier eine Faust wie einen Dampfhammer neben sich auf den Boden krachen. Byrkin schrie auf. Zamorra packte zu, umklammerte den Unterarm und wurde halb mit emporgerissen. In seinem Hinterkopf spielten ein paar Millionen Gnome Bergwerk und hämmerten fleißig drauflos. Der Schmerz war tierisch. Aber noch größer war die Gefahr, die Zamorra mehr ahnte als sah.
Er blockte einen Hieb reflexartig ab und schlug zurück. Cal Byrkin taumelte bis zum Fenster. Zamorra stand jetzt schwankend da, erwartete den nächsten Angriff. Aber der kam nicht. Zwei Polizeibeamte umrundeten den Schreibtisch und griffen nach Cal Byrkin. Der empfing einen mit einem Fußtritt. Der zweite wich aus, packte Byrkin - und der krallte sich an ihm fest, gab ihm eine Drehung…
Die Fensterscheibe zerbarst klirrend. Mit einem lauten Schrei flog der Polizist nach draußen.
Und Byrkin, an dem der Beamte sich festhielt, wurde hinterhergezogen, sauste ebenfalls nach draußen!
Zamorra taumelte zum Fenster, stieß fast mit einem Polizisten und Leoparden-Jenny zusammen. Da hingen Hände am äußeren Fensterbrett…
Der Polizist, der sich festkrallte…
Obgleich ihn die Schmerzen im Hinterkopf fast wahnsinnig machten, packte Zamorra sofort zu und zog den Mann hoch. Am anderen Arm half der zweite Beamte mit. Gemeinsam hievten sie den Hinausgeschleuderten wieder
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