0297 - Der Verräter
ein Kratzen im Hals, das sich zu einem dicken Kloß veränderte.
Verdammt, alter Junge, sagte ich mir. Werde nur nicht sentimental. Das Leben ist verflucht hart. Nimm es, wie es kommt. Ich spürte die Haut auf meinem Rücken, denn ich konnte nicht einfach so Schluß machen. Da mußte es noch etwas geben wie Freundschaft.
Ich brauchte nur an unsere Gegner zu denken. Für sie war das Wort Freundschaft der blanke Hohn, und sie versuchten alles, um diese Bande zu zerstören.
Schritte rissen mich aus meinen Gedanken. Ich hatte mich ein wenig gehenlassen, was ja völlig menschlich war, nun aber wischte ich über meine Augen und gab acht.
Die Schritte hatte ich abermals über mir gehört. Auf der Treppe waren sie zu hören, und sie wurden lauter, je länger ich dastand und den Echos lauschte.
Kam Myxin zurück, um eine Entscheidung zu erzwingen? Ich schaute in die Richtung und starrte mit weit aufgerissenen Augen in das Dunkel, ohne jedoch etwas erkennen zu können.
Die Schritte verstummten.
Ich hatte sehr genau hingehört und war mir sicher, daß Myxin nicht bis ans Ende der Treppe gelaufen war. Er mußte meiner Ansicht nach auf halber Höhe stehen.
Noch wußte ich nicht, was ich unternehmen sollte. Myxin war mir in vielen Belangen überlegen, und ich dachte auch an die Schwarzblut-Vampire, die irgendwo lauerten.
Zu ihren Freunden konnte ich mich bestimmt nicht zählen, und dieser Mandraka, ihr Anführer, wollte das Blut des Satans. Stellte sich die Frage, ob sich der Teufel zurückgezogen hatte oder nach wie vor mit im Spiel war.
Das blieb abzuwarten.
Wieder vernahm ich Schritte. Sie wurden nach Sekunden lauter, polterten auch nicht mehr so dumpf, sondern knirschten jetzt mehr.
Für mich ein Beweis, daß die Person die Treppe hinter sich gelassen hatte und durch den Flur schritt.
Wo wollte sie hin?
Noch traute ich mich nicht, meine kleine Lampe anzuknipsen. Ich wollte den Versuch erst wagen, wenn die Person dicht vor mir stand.
So wartete ich.
Ein Irrtum.
Die Schritte verklangen. Unregelmäßig hörten sie sich nach wie vor an, und plötzlich knarrte etwas, dann war überhaupt nichts mehr zu vernehmen. Eine seltsame Stille hüllte mich ein.
Ich verstand die Welt nicht mehr. Jemand hatte mich reingelegt.
Wer, zum Teufel, schlich außer Myxin denn noch in diesem Bau herum? Eine Antwort würde ich wohl kaum bekommen. Freiwillig nicht. Also mußte ich selbst etwas unternehmen.
Diesmal wagte ich den Versuch, knipste die Lampe an und sah, wie der dünne Strahl einen hellen Streifen in die Finsternis schnitt, wobei sein Ende auf das nur stückweise vorhandene Geländer einer Treppe fiel.
Ich huschte hin.
Ja, da waren deutlich Fußabdrücke zu sehen. Nur nicht die des kleinen Magiers. Diese Abdrücke gehörten zu wesentlich größeren Schuhen, und sie führten von oben her in die Tiefe. Verhört hatte ich mich also nicht.
Ich warf einen langen Blick die Treppe hoch, wobei er dem schmalen Lichtstrahl folgte. Ein paarmal bewegte ich meine Hand von rechts nach links, um die Stufen abzuleuchten und sah sie leer.
Hatte sich Myxin im Keller verborgen, und steckte der andere vielleicht auch dort?
Wenn ja, würden mir beide wohl kaum weglaufen. Ich wollte erst einmal wissen, was es in der ersten Etage des Hauses gegeben hatte.
Deshalb ging ich die Treppe hoch.
Dabei hielt ich mich ziemlich am Rand der Stufen, zudem in Wandnähe, und ich merkte schon, daß sich die Stufen unter meinem Gewicht leicht bogen, aber nicht zusammenbrachen.
Unangefochten erreichte ich die erste Etage, wo es sofort kühler wurde, denn durch ein Loch in der Wand pfiff der Wind.
Die Öffnung war groß genug, um einen Menschen hindurchzulassen. Ich schaute ebenfalls und blickte auf den alten Friedhof, wo die krummen Grabsteine standen und die Büsche wie unheimliche Schattenwesen wirkten.
Zwar bewegte der Nachtwind die Zweige der Sträucher, einen der Schwarzblut-Vampire sah ich nicht.
Und auch nicht Edda Kiss!
Das war das große Problem. Und natürlich meine große Sorge. Ich wußte nicht, was mit ihr geschehen war. Eigentlich drohte ihr von den Schwarzblut-Vampiren keine direkte Gefahr, aber wer kannte sich bei diesen Bestien schon aus?
Ich jedenfalls nicht, und ihr Anführer, Mandraka, hatte mir ausgesehen, als wäre mit ihm nicht zu spaßen.
Von Myxin sah ich keinen Zipfel seines Mantels, wobei ich darüber nachdachte, ob er nicht doch im Keller steckte.
Und wer war die zweite Person mit den großen Füßen?
Ich war so in
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