0297 - Der Verräter
denn die Spuren endeten vor einer Tür, die mir einen verfallenen Eindruck machte.
Sie war nicht verschlossen. Ich konnte sie aufziehen, wobei sie fast aus einer Angel gekippt wäre. Als der Spalt für mich groß genug war, leuchtete ich hindurch und stellte fest, daß ich vor einer Kellertreppe stand.
Sehr steil führte sie in die Tiefe.
Natürlich, es gab kaum ein Haus ohne Keller. Auch dieses alte, windschiefe Gebäude besaß einen. Und Keller hatten schon immer eine magische Anziehungskraft auf irgendwelche schwarzmagischen Geschöpfe besessen.
Auch auf Zombies…
Vielleicht fand ich sie dort unten, wenn ich die Treppe hinabstieg.
Vorsichtig setzte ich die ersten Schritte. Vor dieser Treppe brauchte ich mich nicht zu fürchten. Sie würde kaum zusammenbrechen, denn sie bestand aus Stein.
Nur war sie sehr schmal, und ich schaute auch auf die Wände, die nicht aus Beton, sondern aus dicken, feuchten Quadersteinen aufgetürmt worden waren.
Ein Keller wie im Gruselfilm. Den Kopf mußte ich einziehen. Nur meine kleine Lampe gab Licht, und ich spürte, wie die Feuchtigkeit auch in meinen Nacken tropfte.
Vor der niedrigen Decke fielen die Tropfen, trafen das Ziel und rannen in kalten Bahnen meinen Rücken hinab. Daran konnte man sich gewöhnen.
Der Keller war nicht sehr groß. Er entsprach, im Verhältnis gesehen, der Baugröße des Hauses. Es gab auch keine Räume, nur kleinere Nischen, wobei nur eine mit Kohlen ausgefüllt war.
Dennoch barg der Keller ein Überraschung für mich.
Es war ein Tunnel. Von der Rückseite her schnitt er unter der Erde genau in die Richtung, wo auch der Friedhof liegen mußte.
Als ich den Tunnel entdeckte, blieb ich stehen und wollte es kaum glauben.
Ich schüttelte den Kopf, wunderte mich und verfolgte meinen Gedanken weiter. Wenn der Gang weiter in die Tiefe stach und dabei unter dem Friedhof herführte, mußte er auch dort münden, wo ich die offene Gruft wußte.
Ich hätte den Keller verlassen und den normalen Weg nehmen können. Das wollte ich nicht. Wenn ich schon in der Gruft erschien – vorausgesetzt, der Gang endete auch dort –, wollte ich die Überraschung dennoch auf meiner Seite wissen.
Und so machte ich mich auf den Weg.
Meine Gedanken drehten sich dabei um die Zombies, die ich bisher nicht zu Gesicht bekommen hatte. Aber sie hatten den Weg genommen, denn ich sah im schmalen Lampenstrahl ihre Spuren.
Zwei Fußspuren!
Schwarzblut-Vampire, der Teufel, Zombies – das waren drei Dinge, die einfach zu einer Garnierung des Schreckens gehörten. Wobei ich mich fragte, wie dies alles zusammenpaßte. Und als Joker Myxin, der Magier, der inzwischen die Seite gewechselt hatte.
Mit jedem Yard, den ich zurücklegte, wurde auch die Luft mieser.
Es drang kaum Frische in die Tiefe, und ich spürte sehr deutlich, wie unheimlich und gefährlich es hier unten war. Überall konnten Gefahren lauern und blitzschnell zuschlagen.
Die Lampe gab nur wenig Licht. Um mich herum lauerte die Dunkelheit wie eine Wand.
Von den Zombies sah ich nichts. Dennoch erkannte ich anhand der Spuren, daß sie auch diesen Weg genommen hatten.
Flach atmete ich.
Das Kreuz hing vor meiner Brust. Der Dolch steckte griffbereit.
Mit dieser Waffe würde ich mein Leben verteidigen, denn ich ahnte schon, daß noch einige Überraschungen auf mich warteten…
***
Edda Kiss erlebte das Grauen!
Sie stellte fest, daß die Vampire ihre Drohung wahrmachten, um den Teufel zu beschwören.
Gelassen und eiskalt trafen sie ihre Vorbereitungen.
Bisher hatte Edda nicht gewußt, daß die Gruft unter dem Friedhof sich so sehr ausweitete. Man konnte sie schon fast als eine kleine unterirdische Halle bezeichnen, die plötzlich erhellt wurde, denn die Vampire hatten Fackeln besorgt.
Zunächst freute sich das Mädchen über die Helligkeit, bis ihm klar wurde, daß durch das Spiel aus Licht und Schatten die Atmosphäre noch unheimlicher geworden war.
Da verwandelten sich die Vampire zu tanzenden, zuckenden Monstren. Sie sahen unheimlich und schaurig aus. Ihre Gesichter leuchteten abwechselnd bleich und blutig, schienen selbst von innen her zu brennen, und die Pupillen kamen dem Mädchen wie düstere Perlen vor oder wie erstarrte, dunkle Tropfen.
Ein schaurige, unwirkliche Szenerie, die sich der Gefangenen bot und ihre Angst noch steigerte.
Es gab keine Wände, die die Fackelstiele halten konnten. So waren die Blutsauger gezwungen, die brennenden Fackeln in den weichen Boden zu rammen.
Und dort blieben sie
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