0297 - Straße in die Hölle
Hölle, in welchen wir müssen. Aber täusche dich nicht. Es gibt keine räumliche Ausdehnung in der Form, wie du sie kennst. Die Hölle ist überall und nirgends, sie ist in dir selbst. Es gibt keine echten Grenzen. Alles ist veränderlich. Was hier ist, kann gleich schon nicht mehr sein. Wo jetzt nichts ist, existierte vielleicht morgen etwas. Was deine Augen wahrnehmen, ist nur eine Umsetzung der Wirklichkeit in faßbare Bilder. Du würdest nicht verstehen, was um dich herum ist.«
Während er sprach, zog er Nicole an der Hand mit sich. Nebeneinander gingen sie auf der Straße in die Hölle.
Und wußten nicht, ob sie noch genügend Zeit hatten, die Bombe zu entschärfen und das Leben der Zwillinge zu retten.
***
Leonardo deMontagne lauschte dem Flötenspiel der Musikanten und genoß die wirbelnden Bewegungen der Tänzerinnen. Seine Finger trommelten einen unhörbaren Rhythmus auf den Schädel, der den vorderen Abschluß der rechten Armlehne seines Throns bildete.
»Sieben«, zählte er.
***
Bill Fleming stöhnte auf und wich so weit zurück, wie er gerade noch konnte. Da trat der Mongole auch schon aus der Lava hervor, flammenumhüllt, aber unversehrt! Das grelle Feuer, das seine Kleidung in Asche verwandelte, verursachte ihm nicht einmal Brandblasen!
Bill faßte das Schwert fester.
»Du rechnest dir Chancen gegen mich aus?« fragte der Mongole spöttisch.
Bill antwortete mit einer Verwünschung.
Der Mongole grinste. »Wie man sagt, befinden wir uns in der Hölle. In der Hölle aber ist alles umgekehrt, und Gebete werden zu Flüchen und Flüche zu Gebeten…« Er machte einige Schritte auf Bill zu.
Der umklammerte den Schwertgriff mit beiden Händen, holte aus und schlug zu. Der Mongole wich aus, ohne dabei sein Grinsen zu verlieren. Er bewegte sich mit einer geradezu faszinierenden Schnelligkeit. Das schwarze Schwert zischte haarscharf an ihm vorbei. Der Mongole ging sofort zum Gegenangriff über. Bill machte einen Sprung zur Seite, ließ das Schwert kreisen, fintierte und schlug abermals zu.
Diesmal traf er.
Das Schwert knallte gegen die Schulter des Mongolen. Wie gegen harten Fels. Durch den heftigen Ruck wurde es Bill aus der Hand geprellt. Der Mongole lachte wieder und präsentierte Bill die unverletzte Schulter. Es war nicht einmal ein Kratzer zu sehen!
Trotzdem warf Bill sich hinter dem Schwert her, packte es wieder und hielt es abwehrend vor sich.
»Verdammt, wer oder was bist du? Kein Mensch, aber auch kein Dämon!« keuchte er. »Denn auch die sind nicht unverwundbar!«
Der Mongole straffte sich.
»Doch, ich bin ein Mensch«, sagte er. »Aber ich trank das Blut eines Dämons, und das macht mich unverwundbar, wie du gesehen hast. Übrigens - das Schwert wurde aus den Knochen jenes Dämons geschmiedet.«
»Du hast gegen einen Dämon gekämpft? Warum denn gegen mich? Dann stehen wir doch auf der gleichen Seite!«
»Du irrst«, sagte der Mongole. »Du gehörst zu meinen Feinden!«
»Warum? Ich kenne dich nicht, ich habe dir nie Schaden zugefügt. Warum tun wir uns nicht zusammen?«
»Mir nicht, das stimmt. Aber meinem Auftraggeber hast du geschadet. Du hast ihm eine Silberkugel in den Kopf geschossen.«
Da begriff Bill.
»Leonardo…?« keuchte er. »Leonardo deMontagne schickt dich?«
Der Mongole nickte.
»Ich bringe ihm deinen Kopf«, sagte er.
Und griff wieder an. Bill konnte nur mit dem Schwert zustoßen. Die Hand des Mongolen traf die Schneide, ohne verletzt zu werden, schleuderte das Schwert beiseite. Ein Fingerstoß ließ Bill aufstöhnend zusammenknicken. Er schwang das schwere Schwert dennoch noch einmal und traf die Beine des Mongolen. Er konnte ihn damit zwar nicht verletzen, aber ihn zu Fall bringen. Der Mongole rollte sich zur Seite und kam wieder auf die Beine. Er griff blitzschnell nach dem Schwert, um es an der Klinge zu packen und es Bill zu entreißen.
Der wußte, daß es sein sofortiger Tod war, wenn er es sich abnehmen ließ, wenn es wieder in die Hand des Mongolen gelangte. Er schleuderte die Waffe mit aller Kraft von sich. Das Schwert flog wie ein schwarzer Schatten durch die Luft, überschlug sich mehrmals und klatschte dann gut zehn Meter entfernt in die glühende Lava, ging sofort unter und wurde fortgeschwemmt.
Der Mongole murmelte einen Fluch.
Er schlug zu. Bill wich aus, duckte den zweiten Hieb ab und wurde vom dritten überrascht. Er brach zusammen. Tiefe Schwärze hüllte ihn ein.
Wie ein dämonischer Riese stand sein Bezwinger über ihm.
***
Das
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