0297 - Superfestung Tamanium
erteilten.
Kein Unbefugter durfte davon erfahren - und wenn er davon erfuhr, durfte er nicht die Gelegenheit erhalten, sein Wissen weiterzugeben.
Der Kommandant befahl, das Raumschiff mit einem Zugstrahl festzuhalten und zum Zwecke der Untersuchung zur Basis zu bringen ...
*
Kommandant Hakolin besaß keinerlei Unterlagen über den zweiten Solplaneten. Es war lange her, fast fünfzigtausend Jahre, seit die Erste Menschheit vor dem Ansturm der Haluter nach Andromeda geflüchtet war, und die Meister der Insel hatten seit ihrer Machtübernahme streng darauf geachtet, daß die Tefroder von Generation zu Generation mehr von ihrer ersten Heimat vergaßen.
Hätte Hakolin geahnt, daß seine frühen Vorfahren einst den dritten Planeten des Solsystems bewohnten und daß der MdI aus der Zukunft gekommen war, um ein Zeitparadoxon einzuleiten, er wäre weitaus vorsichtiger gewesen. Zeitparadoxa ließen sich nur unter ganz bestimmten Umständen erfolgreich verursachen; ein noch unerforschter Beharrungsfaktor trug die Schuld daran. Was bereits geschehen war, was im Fluß der Zeit materialisierte, das besaß stets die größere Stabilität ...
Die Bildschirme der Panoramagalerie zeigten nur die weißgelbe, lückenlose Wolkenschicht über der Venusoberfläche. Auf den Ortungsschirmen dagegen wurden die Konturen von Ozeanen, bewaldeten Ebenen und hohen Gebirgszügen plastisch abgebildet.
Venus war eine Urwelt.
Hakolin wurde von der Erregung ergriffen, die jeden echten Raumfahrer befällt, wenn er sich einer Welt gegenübersieht, die vor Vitalität strotzt und auf der das organische Leben dabei ist, eine entscheidende Auslese zu treffen: die Auslese zukünftiger intelligenter Lebewesen.
„Gehen Sie tiefer!" befahl er seinem Ersten Offizier. „Ich möchte mir den Planeten genauer ansehen."
Meluarik bestätigte. Er zögerte keinen Augenblick, dem Befehl seines Kommandanten Folge zu leisten. Sie hatten gemeinsam schon viele Unternehmen erfolgreich durchgeführt, und Hakolin galt nicht nur bei der Besatzung seines früheren Raumschiffes als bester Kommandant der tefrodischen Flotte.
Die Außenmikrophone übertrugen das Heulen und Kreischen des Orkans, der in der Atmosphäre tobte. Meluarik mußte die Triebwerke auf automatische Schiffsstabilisierung schalten, sonst wäre die RAWTHOR umhergeschleudert worden wie ein Ball auf den Wogen eines Meeres.
Hakolin stand hinter dem Pult des Orters und verfolgte die einlaufenden Ergebnisse. Nichts deutete darauf hin, daß sich auf Venus Erzeugnisse einer Zivilisation befanden. Doch das hatte niemand erwartet. Die Terraner konnten den zweiten Planeten ihres Sonnensystems noch nicht erreicht haben, wenn sie sich erst in drei Tagen anschicken würden, mit einer primitiven Flüssigkeitsrakete erstmalig ihren eigenen Trabanten aufzusuchen.
Nach einigen Minuten wandte sich der Kommandant wieder der Panoramagalerie zu.
Das, was auf den Schirmen zu sehen war, enttäuschte ihn allerdings.
Die Atmosphäre der Venus war ganz einfach zu dicht, um die Sonnenstrahlen ungehindert zur Oberfläche durchdringen zu lassen. Diese Tatsache sorgte zwar für eine relativ niedrige Temperatur - dicht über dem Boden wurden 55 Grad Celsius gemessen, umgerechnet nach terranischen Maßstäben -, aber die dichte Wolkendecke sorgte gleichzeitig für ein düsteres, graugrünes Dämmerlicht und ein Treibhausklima, in dem die von der Nachtseite kommenden kühlen Luftströmungen starke Nebelbildung hervorriefen.
Hakolin befahl, die Bilderfassung auf Tasterautomatik umzuschalten.
Kurz darauf wurde das Abbild der Oberfläche klarer. Die farbige Übertragung ließ eine eigentümlich geformte Halbinsel als grauweiße Masse erscheinen, die in leuchtendes Grün eingebettet war: das von Leben wimmelnde Wasser eines Ozeans.
Der Landzipfel hatte die Form eines Tierkopfes. Sein Abbild wanderte über die Schirme, während die RAWTHOR tiefer und tiefer sank.
Ein Kontinent wurde erkennbar. Flüsse zeichneten sich als silbrig schimmernde Bänder mit zahllosen Windungen und Schleifen ab.
Hakolin war so in den Anblick der urweltlichen Landschaft versunken, daß das mißtönende Heulen der Alarmpfeifen ihm einen Schock versetzte.
„Achtung! Funkzentrale an Kommandanten!" krachte es aus dem Lautsprecher des Interkoms. „Fremder Funkspruch aufgefangen!
Ausgangspunkt etwa bei 31 Grad 16 Minuten Nord, 13 Grad 52 Minuten Ost!"
Hakolin erholte sich rasch.
„Wortlaut!" befahl er.
Eine Sekunde darauf kam die
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