0298 - Der Dämonenpakt
und logische Bahnen lenken konnte.
Die beiden Männer konnten auf keinen Fall im Zimmer liegenbleiben. Irgendeinen Keim hatten sie durch den Trank des Vergessens zu sich genommen. Shao konnte sich nicht vorstellen, daß sich Suko und John von allein befreiten. Wenn sie wieder so werden wollten wie früher, mußte ein Gegenmittel gefunden oder erfunden werden.
Nur - woher sollte Shao dies nehmen?
Daß Shao magisch vorbelastet war, wußte nicht nur sie allein, es war auch anderen bekannt, doch ihre magischen Fühler streckte sie stets in eine andere Richtung hin aus. Sie war ein Abkömmling der japanischen Sonnengöttin Amaterasu. Deren Magie hatte mit der eines Myxin oder einer Kara rein gar nichts zu tun.
Shao fiel nur eine Möglichkeit ein. Sie mußte ans Telefon, Sir James anrufen und Hilfe holen. Egal wie. Um an den Apparat zu gelangen, wollte sie über die Körper der beiden am Boden liegenden Männer steigen, stieß zufällig mit der Fußspitze gegen Sukos Handgelenk, schaute sofort nach unten und stellte fest, daß ihr Partner keinen Reflex mehr zeigte.
Shaos zweites Erschrecken drang tiefer, und eine kaum faßbare Furcht spülte in ihrem Innern hoch. Sie traute sich kaum das zu tun, was sie sich vorgenommen hatte. Es kostete sie große Überwindung, in die Knie zu gehen und nach Sukos Handgelenk zu tasten.
Karas Körper hatte sich aufgelöst. Bei ihrem Freund Suko verspürte Shao den Widerstand. Der Mann war also vorhanden und keine Geistererscheinung. Die Funktionen stimmten, das Herz würde schlagen, die Augendeckel zucken, die…
Schlug das Herz wirklich?
Shao flatterte am gesamten Körper, als ihre Hand dorthin tastete, wo sie es fühlen mußte. Schweiß perlte auf ihrer Stirn, und sie atmete sehr heftig.
Die Geräusche störten sie. Nur unter Aufbietung aller Willenskraft war es ihr möglich, den Atem zu reduzieren. Nun konnte sie sich auch wieder besser konzentrieren.
Ihre Furcht nahm nicht ab. Sie ahnte, daß etwas Schreckliches vorgefallen war, dennoch wollte sie endlich Gewißheit haben. Shaos Hand tastete nach dem Herzschlag.
Nichts…
Shao schaltete jegliche Gedanken aus. Neben Suko lag John, praktisch in griffbereiter Nähe. Auf ihn bewegte sie sich zu, hob den Arm, und wie zuvor bei Suko tastete jetzt ihre Hand auch über den Körper des Geisterjägers.
Weder Herz- noch Pulsschlag!
Shao richtete sich auf. Bleich, totenblaß war sie im Gesicht, und sie merkte überhaupt nicht, daß sie weinte. Dennoch konnte sie sich den Tatsachen nicht verschließen.
John Sinclair und Suko lebten nicht mehr!
***
Myxin war vom Auftauchen dieser Bestien so geschockt, daß er zunächst nichts unternehmen konnte. So vergingen zwei bis drei Sekunden, wo er allein starr auf dem Fleck stand und den heranfliegenden Ungeheuern entgegenschaute.
Monsterhexen mit Vogelkörpern und Menschenköpfen. Eine grauenhafte Abart, wie sie von Wikka, der Oberhexe, so gern auf die Beine gestellt wurde.
Zeit, die Gegner zu zählen, besaß Myxin nicht. Er schätzte die Monsterhexen auf mindestens ein Dutzend. Die menschlichen Gesichter glichen trotz allem widerlichen Fratzen. Zumeist leuchteten sie bleich, aber die Augen waren stets dunkel und in die ledrig wirkende Haut schienen die tiefen Falten mit einer langen Messerklinge hineingeschnitten worden zu sein.
Asmodis hielt noch immer einen Trumpf bereit. Das hatte Myxin dem Schwarzblut-Vampir mitgeteilt, und der kleine Magier sah sich wieder bestätigt.
Die Hölle hatte mobilgemacht. Sie wollte es nicht zulassen, daß man ihren Herrscher vernichtete.
Waffen besaß Mandraka nicht. Nur Myxin war mit einem Schwert ausgerüstet, aber er setzte es noch nicht ein, denn er wollte den anderen erst einmal warnen.
Auf dem Absatz machte er kehrt, kurz bevor ihn die ersten Monsterhexen erreichen konnten.
Hinter ihm klang ein häßliches Lachen auf. Wikka hatte es ausgestoßen.
»Lauf nur weg, Myxin, lauf nur weg! Wir packen dich dennoch! Du hast keine Chance gegen uns!«
Die Worte kreischte sie so, wie es einer Hexe würdig war. Myxin kümmerte sich nicht drum. Er sah zu, daß er so rasch wie möglich den Käfig erreichte. Vielleicht gelang es ihm zum Schluß dennoch, den Teufel anzugreifen oder irgendwie so matt zu setzen, daß die Monsterhexen ihre Attacken stoppten.
Unwillkürlich duckte sich der kleine Magier zusammen, als er rannte. Er spürte die Gefahr im Nacken, und er wollte sich nicht fertigmachen lassen. Wenn sie ihn einmal von hinten zu fassen bekamen, war er
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