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0298 - Im Haus der schlimmen Träume

0298 - Im Haus der schlimmen Träume

Titel: 0298 - Im Haus der schlimmen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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wechselte der Uralte in den Saal des Wissens, seine speziell gesicherte Kommandozentrale in dieser Lichtbastion.
    Die Bildkugel, ein magischer Kristall, der ihm Gestern, Heute und Morgen und auf Wunsch jeden Ort des Universums zeigte, verriet, daß seine Befürchtung zutraf.
    Der Auserwählte befand sich in höchster Gefahr!
    Und der Stern, den er im Namen Merlins trug, verweigerte seine Hilfe…
    »Wie so oft«, murmelte der vieltausendjährige Magier und entschloß sich schweren Herzens, das Tabu zu brechen und einzugreifen. Mochte ihm die DYNASTIE verzeihen…
    ***
    Das Amulett reagierte, kaum daß es mit der Wand des Spukhauses in Berührung gekommen war.
    Zamorra erwachte wie aus einem Traum.
    Die Nebelschwaden über seinem Bewußtsein lichteten sich, und schaudernd dachte er: Mein Gott, es lebt! Das Haus - lebt…
    Er konnte es immer noch nicht ganz glauben, aber der kurze Moment der Berührung mit dem scheinbar festen, kalten Stein des metallisch glänzenden Mauerwerks hatte genügt, ihn die Ungeheuerlichkeit spüren zu lassen.
    Aber ihm blieb keine Zeit, lange darüber nachzudenken und weiterführende Schlüsse zu ziehen. Noch war das, was die Berührung der Wand ausgelöst hatte, nicht abgeschlossen.
    Das Amulett sprühte vor Eifer!
    Zamorra konnte sich eines unguten Gefühls nicht erwehren, als er passiv, ohne die Möglichkeit einzugreifen, verfolgte, was die magische Silberscheibe tat.
    Sie blähte sich auf und spie grünes Sonnenfeuer ins Innere des Spukhauses…
    Feuer, das mit gierigen Flammenzungen an der Substanz des Gebäudes leckte und sich daran zu schaffen machte!
    Zamorra sah alles wie durch einen dämpfenden Schleier hindurch. Gefiltert drangen die unwirklichen Bilder zu ihm vor. Er hatte sich umgedreht und die Wand jetzt im Rücken. Deshalb sah er auch nicht, wie der Schattenabriß des verschwundenen Mädchens hinter ihm von der glatten Oberfläche verschwand. Dafür wurde er jedoch Zeuge, wie sich der futuristische Touch des Raumes im Zeitraffertempo aufzulösen begann. Utopie wurde ersatzlos gestrichen. Statt dessen wechselte die Einrichtung in rasender Schnelle, offenbarte Stilrichtungen aus lange zurückliegenden Zeiten ebenso wie hochmoderne Dekors. Zamorra hatte den Eindruck, am Rande einer Bühne zu stehen, auf der mit gespenstischer Eile die Bühnenbilder ausgetauscht wurden. Und das Merkwürdigste daran war, daß ihm jedes einzelne Bild, jedes Einrichtungsstück seltsam vertraut erschien, als hätte er es irgendwann in seinem Leben genauso schon einmal gesehen…
    Dann kam der Schrei!
    Der lautlose Schrei, in dem sich unvorstellbare Qual manifestierte!
    Einen Augenblick lang fürchtete Zamorra, den mentalen Druck nicht zu ertragen. Schockiert erfaßte er die Herkunft des Schreis und korrigierte seinen ersten Verdacht, das Haus selbst habe sich auf gedanklicher Ebene gegen die schmerzvollen Attacken des Amulett-Feuers aufgebäumt. Nein… Was er hörte, war das Schreien einer gepeinigten Seele - eines Menschen, der ihm näher stand als jeder andere…
    Nicole!
    Nicole…?
    Sie war im Haus? In diesem schrecklichen, von unglaublichem Leben erfüllten Gebilde, das nur aussah wie ein Haus?
    »Nici!« rief Zamorra mit rauher, kratziger Stimme und zertrümmerte damit einen Teil der Surrealität, die seine Umgebung ausmachte. Sein Ruf schien vielfach von sichtbaren und unsichtbaren Wänden zurückgeworfen und echohaft verzerrt zu werden.
    Das grüne Feuer aus dem Amulett fraß noch immer an der Materie des Hauses und vernichtete Stück für Stück…
    Vernichtete es auch Nicole?
    »Nein!« stieß Zamorra aus, ohne recht zu wissen, daß er laut aufbrüllte. »Nicht! Das darf nicht geschehen! Nici…«
    In der gleichen Sekunde geschah es, daß das Amulett sein Vernichtungswerk zwar nicht einstellte, sich die Situation aber dennoch radikal veränderte.
    Plötzlich war das Haus weg!
    Mit Nicole!
    Zamorra stand mutterseelenallein auf freier Flur unter dem funkelnden, nächtlichen Himmelszelt. Das Amulett stellte sein Sonnenfeuer ein, und aus der Ferne näherte sich ein Fackelzug mit Gilbert Atkins und Arthur O’Keefe an der Spitze.
    ***
    Zur gleichen Zeit, an einem anderen Ort des Dorfes…
    Hugh Dorsay wartete seit dem frühen Abend auf die Rückkehr seines Sohnes von der Feldarbeit. Rastlos schleppte er seinen schweren Körper in der Küche des kleinen Bauernhauses auf und ab, blieb nur hin und wieder am Tisch stehen und nahm einen kräftigen Schluck aus der Bierflasche. Das betäubte die

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