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0298 - Im Haus der schlimmen Träume

0298 - Im Haus der schlimmen Träume

Titel: 0298 - Im Haus der schlimmen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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erhellte den rauchgeschwängerten Raum mit den rustikalen Tischen und Bänken.
    Zamorra merkte plötzlich, daß er Durst hatte. Und bei dem Gedanken an Nicole wurde seine Kehle noch trockener. Also versuchte er sich als Nachwuchszapfmeister, umrundete die Theke und füllte sich einen Krug des dunklen, würzig schmeckenden Guiness-Bieres ab.
    Er setzte den Krug an die Lippen und erst wieder ab, als nur noch etwas Schaum zurückgeblieben war.
    »Aaaah«, meinte er gesättigt und beschloß spontan, die Rückkehr des Wirtes nicht abzuwarten, sondern gleich das vorbereitete Zimmer aufzusuchen, wo sich auch die Koffer befinden mußten.
    Im ersten Stock, zum Hof hinaus, hatte O’Keefe in einer seltenen gesprächigen Phase auf dem Rückweg verraten.
    Dorthin machte sich jetzt Zamorra auf.
    Mit schlechtem Gewissen, weil er nicht wußte, was er momentan für Nicole tun sollte, aber auch rechtschaffen müde, wie er einigermaßen verwundert feststellte. Denn sonst war er eher ein Nachtfalter, der erst bei gedämpftem Licht und vorgerückter Stunde so richtig munter wurde.
    Die Holztreppe knarrte beängstigend, als er die Stufen hinaufstieg. Er hatte einige Mühe, den Lichtschalter im ersten Stockwerk zu finden. Als er ihn endlich angeknipst hatte, wunderte er sich, wie groß das Haus nach hinten zu war. Der Korridor, der vor ihm lag, zog sich lang hin.
    Zamorra passierte einige Türen, bis er am Ende des Ganges ankam und eine Tür öffnete, in die der Korridor hineinmündete und die ihn praktisch abschloß.
    Richtig, dachte er müde, als das Licht aufflammte und er seine und Nicoles Koffer vor einem großen Holzschrank stehen sah.
    Das Zimmer hatte nichts Ungewöhnliches an sich. Außer dem Schrank gab es ein Doppelbett, einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen und ein Waschbecken mit Spiegel an der Wand. Die Fensterläden waren geschlossen.
    Zamorra öffnete seinen Koffer und nahm nur das Nötigste heraus. Zahnbürste und kurze Pyjamahose. Der Rest blieb, wo er war. Er war absolut nicht in Stimmung, die Koffer auszupacken und fein säuberlich im Schrank einzuräumen.
    Er war müde. Ihm fielen fast die Augen zu.
    Lustlos trat er ans Waschbecken, um sich die Zähne zu putzen.
    Aus dem Wasserhahn kam jedoch kein Tropfen Wasser, und als er fluchend aufblickte, verfing sich sein Blick im Spiegel, mit dem etwas nicht stimmte!
    In der nächsten Sekunde wurde er hellwach, als das Grauen nach ihm griff…
    ***
    Arthur O’Keefe drückte den Klingelknopf und gab Dauerfeuer.
    »Verdammt, so tief schläft man doch nicht. Das muß man doch hören«, knurrte er unwillig und wartete gar nicht erst die Zustimmung seiner Begleiter ab. Mit geballter Faust hämmerte er gegen das Holz der Tür.
    Nichts. Keine Reaktion.
    »Vielleicht schläft er gerade seinen Rausch aus«, vermutete Gilbert Atkins. »Wir kennen ihn doch…«
    Sie kannten ihn, ja, dachte O’Keefe mürrisch und nicht ohne schlechtes Gewissen. Solange alles bei Dorsay in bester Ordnung gewesen war, waren sie die dicksten Kumpel gewesen. Aber als seine Frau so plötzlich starb und er der Trunksucht verfiel, da hatten sie alle nicht mehr sehr viel von ihm wissen wollen, hatten sie ihn mit seinen Problemen ziemlich allein gelassen…
    »Sollen wir nicht lieber bis morgen früh warten« fragte Linus Fleetwood unbehaglich.
    »Nein!« entschied der Wirt barsch. »Gehen wir hintenrum. Soweit ich weiß, hat er dort nie abgeschlossen.«
    Nach einigem Hin und Her einigten sie sich schließlich. Sie umrundeten das freistehende Bauernhaus, das sich etwa zweihundert Meter von O’Keefes Pub entfernt befand, und marschierten in den großen Hinterhof, wo sich auch der Viehstall, die Scheune und ein alter Abstellschuppen befanden. Schon ehe sie ihre Füße auf den Hof setzten, hörten sie von weitem das aufgeregte Gebrüll der Kühe, denen die Milch auf die Euter drückte. Sie hätten längst gemolken sein müssen. Aber von wem?
    »Shit!« fluchte Atkins, dem das Gebrüll an die Nieren ging.
    »Wir werden uns gleich um sie kümmern«, besänftigte ihn Tom Daniels. »Aber erst sollten wir nach Hugh sehen.«
    Arthur O’Keefe hatte sich inzwischen an der rückwärtigen Haustür versucht und festgestellt, daß sie nur angelehnt war.
    »Kommt her«, rief er den anderen zu. »Es ist offen. Bringt die Fackeln.« Er selbst trug keine. Deshalb wartete er, bis die anderen anrückten.
    Als sie den Hausflur betraten, fiel ihnen als erstes der üble Geruch auf, der in der Luft hing. Es roch penetrant säuerlich,

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