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0298 - Im Haus der schlimmen Träume

0298 - Im Haus der schlimmen Träume

Titel: 0298 - Im Haus der schlimmen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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fragte Gilbert Atkins und schob sich zwischen den Wirt und den Franzosen.
    Wieder hob Zamorra die Schultern. »Ich weiß nicht.« Er blickte an seinem Oberkörper hinab, suchte das Amulett, das harmlos vor seiner Brust baumelte, aus dem offenen Hemd herausschaute und nichts von der unheimlichen Energie verriet, die es vor wenigen Minuten noch nach allen Seiten geschleudert hatte.
    »Laß den Mann in Ruhe«, wandte sich jetzt ein anderer aus der Gruppe gegen den Wirt, der immer noch mit zornfunkelnden Augen aus etwa zwei Metern Höhe auf Zamorra herabblickte. »Der kann doch nichts dafür, daß Myrja weg ist!«
    »Klappe, Linus!« fuhr O’Keefe den schmächtigen Mann mit dem biederen Gesicht an. Aber dann beruhigte er sich, während Linus Fleetwood den Kopf zwischen die Schultern zog.
    »Ich verstehe Ihre Nervosität«, sagte Zamorra zu dem Wirt.
    »So? Verstehen Sie?« preßte O’Keefe verächtlich zwischen den Zähnen hervor.
    Zamorra musterte ihn und beschloß, das Thema zu wechseln. Obwohl er den Mann wirklich verstand und ihm nachfühlen konnte. Schließlich sorgte er sich selbst mindestens ebenso um Nicole wie er um seine Tochter.
    Zwei der Fackelträger waren in der Zwischenzeit mutig etwas weiter in jene Richtung marschiert, wo einmal das Spukhaus gestanden hatte. Von dem war nicht mehr die geringste Spur zu entdecken. Nur der halbzerstörte Traktor stand immer noch dort, wo er gegen die unsichtbare Hauswand geprallt war.
    Gilbert Atkins mußte den anderen auf dem Hermarsch bereits erzählt haben, welches Bild sie vorgefunden hatten.
    »Ist das verdammte Gebäude nun wirklich verschwunden oder nur wieder unsichtbar geworden?« dachte der Mann, den O’Keefe mit Linus angesprochen hatte, laut nach.
    »Probier’s doch aus«, forderte ihn ein anderer grinsend auf.
    »Mache ich auch«, brummte der Kolonialwarenhändler und tat dies recht unkonventionell, indem er mit aller Kraft seine Fackel dorthin schleuderte, wo das Gebäude hätte stehen müssen.
    Die Fackel flog ungehindert durch die brisante Zone und schlug irgendwo dahinter auf dem Acker auf, wo sie funkenstiebend erlosch.
    »Jetzt wissen wir’s«, grunzte O’Keefe.
    »Wir müssen Hugh Bescheid sagen«, mischte sich Flint O’Flaherty, der Bäcker, ein und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.
    Atkins hatte inzwischen einen Augenblick dazu genutzt, Zamorra mit den anderen bekannt zu machen, die, wie der Parapsychologe vermutet hatte, auch in der gestrigen Nacht dabeigewesen waren.
    »Verdammt, ja«, stimmte Tom Daniels zu, der bislang zu allem geschwiegen hatte. »Am besten - gehen wir gemeinsam…«
    »Soll ich auch mitkommen?« bot sich Zamorra an.
    »Das«, erwiderte Arthur O’Keefe mit neuer Feindseligkeit im Blick, »bleibt Ihnen überlassen. Aber wollen Sie nicht lieber sehen, wo Ihre Freundin geblieben ist?«
    Ich fürchte, das weiß ich bereits, dachte Zamorra niedergeschlagen.
    »Nein«, sagte er und versuchte, sich seine gedrückte Verfassung nicht zu sehr anmerken zu lassen. »Das hat wohl im Moment keinen Zweck.«
    Ër glaubte immer noch, diesen wahnsinnigen, gequälten Schrei zu hören, als die Amulettflammen die Haussubstanz angriffen. Nicoles Schrei…?
    Von seiner anderen Entdeckung, die mit dem Ursprung des Hauses zu tun hatte, erwähnte er vorläufig noch nichts. Die Dorfbewohner hätten ihn ausgelacht, ihm seine Theorie nie und nimmer abgenommen. Sie waren bereit, alles Mögliche in dem verhexten Gebäude zu sehen, aber gewiß nichts Lebendiges!
    »Dann kehren Sie in den Pub zurück, und warten Sie dort auf uns«, erklärte O’Keefe kategorisch. »Ich habe Ihnen ein Zimmer vorbereitet. Das gebietet schon unsere Gastfreundschaft. Aber das andere erledigen wir allein. Das geht nur uns und Dorsay etwas an. Verstanden?«
    Zamorra zuckte die Achseln.
    Wenig später marschierte der seltsame Fackelzug zum Dorf zurück.
    Wo sich das Böse in ihrer Abwesenheit bereits manifestiert hatte…
    ***
    Vor dem Pub trennten sie sich. Es war kurz vor Mitternacht. Zamorra sah den anderen nach, wie sie in der Dunkelheit der Dorfstraße verschwanden, bis nur noch die auf und ab tanzenden Flammen der Fackeln zu erkennen waren.
    Zamorra seufzte, steckte den Schlüssel ins Schloß der massiven Fronttür und betrat den Schankraum des Pubs, den O’Keefe bei seinem Aufbruch kurzerhand geleert und verschlossen hatte. Der Wirt mußte schon ein seltsames Regiment im Dorf führen, wenn sich seine Gäste das einfach gefallen ließen…
    Sparsames Licht

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