0298 - Todesfalle Rummelplatz
er. »Falls Sie Pit damit meinen sollten, so muss ich mir das verbitten. Er ist mein Diener und Chauffeur.«
»Und dazu braucht er ein ganzes Waffenarsenal? Lassen Sie sich nicht auslachen, Mr. Chase. Dieser Pit ist alles andere als ein harmloser Bediensteter. Im Übrigen haben Sie ihn neulich angekurbelt, mir eine Tracht Prügel zu verabreichen, weil Sie glaubten, Sie könnten damit wegkommen.«
»Ich lege nicht den geringsten Wert darauf, einen guten Eindruck auf Sie zu machen«, grinste er arrogant. »Es ist schon ärgerlich genug, dass zwei der hübschesten und attraktivsten Mädels auf dem Platz umgebracht wurden. Ich habe durchaus keine Lust, auch noch lästige Fragen zu beantworten.«
»Aber Sie werden nicht umhin können, das zu tun, Mr. Chase. Wir sind der Überzeugung, dass der Mörder hier im Willow Park zu suchen ist. Sie sind der Eigentümer dieses Rummelplatzes, und wenn jemand uns einen Hinweis geben kann, so sind Sie das. Ich möchte Sie ausdrücklich darauf aufmerksam machen, dass das Zurückhalten von Beweismaterial in einer Mordsache schwer bestraft wird. Außerdem interessiert uns, wo Sie diesen Peter Gross aufgegabelt haben, und was Sie für Feinde haben, vor denen er Sie beschützen soll.«
»Jeder Mensch hat Feinde - und vor allem in diesem Geschäft sind es zahlreiche«, entgegnete er. »Sie glauben gar nicht, was für eine Bande diese Schausteller sind.«
»Vielleicht weiß ich das noch besser als Sie, Mr. Chase.«
Der Panther, der uns die ganze Zeit misstrauisch beobachtet hatte, fing an, böse zu knurren.
Er stand dicht an den Gitterstäben, und seine Augen funkelten tückisch.
»Da ist noch jemand, der Sie offensichtlich nicht leiden mag«, stichelte Phil. »Vielleicht haben Sie die Güte uns klar zu sagen, was Sie mit Betty Oaktree hatten? Ich frage nun schon zum dritten Mal.«
»Und ich kann nur beteuern, dass Sie von falschen Voraussetzungen ausgehen«, sagte Chase. »Ich kannte Betty nicht mehr als jede andere auf dem Platz. Ich mochte sie sogar sehr gern, aber damit ist auch alles gesagt.«
»Unsere Informationen lauten anders«, meldete ich mich. »Aus allem geht hervor, dass Sie, Mr. Chase, sowohl mit Mildred als auch mit Esther Carlow etwas hatten. Die Mädchen waren aufeinander eifersüchtig, obwohl beide ein Verhältnis mit Ihnen abstritten. Es sieht so aus, Mr. Chase, als ob dieser Rummelplatz Ihr privater Harem ist.«
»Harem ist wohl etwas zu grob ausgedrückt, Mr. Cotton«, grinste er. »Ich bin ledig und noch nicht alt. Ich gebe einem netten Mädchen keinen Korb, wenn es mir nachläuft.«
»Sie wollen doch wohl nicht behaupten, Betty Oaktree sei Ihnen nachgelaufen?«
»Keineswegs. Betty war eine der wenigen, die nicht versucht hat, mit mir anzubändeln.«
»Aber Sie mit ihr. Und das hätte Mildred Veranlassung geben können, die Nebenbuhlerin auf die Seite zu schaffen. Nur glaube ich nicht, dass sie eine so unappetitliche Manier gewählt haben würde.«
»Wieso? Ich trau einem eifersüchtigen Weib alles zu.«
»Und dann«, fuhr ich fort, »wurde Mildred auf dieselbe Art ermordet wie vorher Betty. Das weist eigentlich daraufhin, dass der Mörder in beiden Fällen derselbe war.«
»Dazu kann ich mich nicht äußern«, sagte Chase achselzuckend. »Von solchen Sachgn verstehe ich nichts. Das herauszufinden, ist Ihre Angelegenheit.«
»Wir werden es herausfinden. Mr. Chase«, sagte ich wütend. »Ob Ihnen das passt oder nicht.«
In diesem Augenblick - es war schlag sieben Uhr - geschahen eine Menge Dinge auf einmal.
Die Beleuchtung flammte auf, schrille Musik setzte ein, ein Lautsprecher quakte, der Panther brüllte, und Mr. Chases eleganter, hellbrauner Hut segelte durch die Gegend, als habe ihn ihm jemand vom Kopf geschlagen.
Einen Augenblick standen wir alle reglos, und dann sprang Pit hinzu und hob die Kopfbedeckung seines Herrn auf.
Er fuhr vorsichtig mit dem Ärmel darüber, um den Staub abzuwischen, und hielt mitten in dieser Beschäftigung inne.
Der Ausdruck seines Gesichts veranlasste mich, den Stetson ebenfalls zu betrachten.
Er hatte zwei kleine Löcher, eines vorn und eines an der Rückseite, Kugellöcher.
Das Geschoss musste kleinkalibrig gewesen sein, aber wäre es nur zwei Zoll tiefer eingedrungen, so würde es jetzt im Kopf des Rummelplatz-Boss stecken.
»Wollen Sie immer noch behaupten, Sie hätten nichts mit den beiden Morden zu tun?«, fragte ich und hielt ihm seinen Hut hin.
Er war blass geworden, und dann keifte er: »Was stehen Sie
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