0298 - Todesfalle Rummelplatz
zu erfahren, was er in Afrika getrieben hat. Versuchen Sie, herauszubekommen, aus welchem Land oder welcher Kolonie er kam. Fragen Sie dort nach.«
Ich versprach das und setzte mich mit dem Zoll in Verbindung. Der Zoll musste wissen, wann und woher Chase gekommen war.
Es dauerte gar nicht lange, bis die Auskunft eintraf.
***
Al Chase war aus Leopoldville gekommen, also aus dem Kongo.
Jetzt wurde es kompliziert.
Wir mussten INTERPOL einschalten und drahteten sofort nach Paris.
Dann mussten wir uns gedulden.
Aber wir erhielten am gleichen Tag eine Information über Francis Drake.
Er war einige Jahre im Circus Ringling als Tierpfleger angestellt gewesen und entlassen worden, weil seine Methoden der Direktion zu brutal waren.
Er sollte angeblich einen Tiger so misshandelt haben, dass dieser an den Folgen einging.
Kurze Zeit darauf eröffnete er dann seine Show im Willow Park.
»Well, jetzt wissen wir, dass dieser Drake ein brutaler Kerl ist«, meinte Phil. »Hoffentlich behandelt er Esther Carlow nicht auf dieselbe Manier wie seine Raubkatzen.«
»Wenn er sie überhaupt noch einmal zu Gesicht bekommt«, sagte ich. »Ich glaube, dass sie den Staub New Yorks bereits von den Füßen geschüttelt hat. Ganz abgesehen davon, dass sie wegen ihrer damaligen Lockvogeltätigkeit immer noch gesucht wird, hat sie jetzt mit einer Anklage wegen Mordversuchs an zwei G-men zu rechnen. Und das dürfte ihr unter Umständen zwanzig Jahre oder mehr eintragen… Das heißt, wenn sie jemals erwischt wird.«
Es wurde Nachmittag, und es wurde Abend.
»Was machen wir jetzt?«, fragte mein Freund, während wir beim Dinner saßen. »Zwar wächst mir der Rummelplatz bereits zum Hals heraus, aber trotzdem zieht es mich immer wieder dorthin. Ich habe das Gefühl, als ob jeden Augenblick dort etwas passieren müsste.«
»Phil, mir geht’s genauso. Fahren wir also hinüber nach Queens.«
***
Es war acht Uhr abends vorbei und bereits dunkel, als wir ankamen.
Es begann zu regnen.
Als wir den Jaguar auf dem Parkplatz abstellten, bemerkte ich Al Chases blauen Cadillac.
Auf dem Beifahrersitz erkannte ich den unvermeidlichen Pitt.
Es saß, rauchte und las in einem zerfledderten Magazin.
Also war Mr. Chase unterwegs, um den Platz und seine Pächter zu kontrollieren.
Wir schlugen die Mantelkragen hoch und gingen durch das Tor. Der Betrieb war heute - entsprechend dem Wetter - flauer als gewöhnlich.
Gemächlich schlenderten wir an den Reihen der Buden und Zelte entlang.
Es war alles schon so vertraut.
Ich hätte fast jedem einzelnen Theater und jeder Bude sagen können, welches Sprüchlein der Anreißer aufsagte.
In diesem Augenblick sah ich Oaktree.
Er trug einen langen Regenmantel und eine Reisemütze, die er tief in die Stirn gezogen hatte.
Die Hände hatte er in die Taschen vergraben.
Es sah aus, als ob er hinke. Irgendetwas an seinem Gang irritierte mich.
Ich stieß Phil an.
Wir folgten ihm in einigem Abstand, ohne ihn aus den Augen zu verlieren.
Hinter der Achterbahn bog er vom Weg ab und verschwand zwischen den Zelten.
Vorsichtig, um nicht gesehen zu werden, schlichen wir ihm nach.
Dieser Oaktree hatte irgendetwas vor, und sicherlich nichts Gutes.
Hier hinten war es finster.
Deshalb schlossen wir auf.
Ein paar Mal blieb Oaktree stehen, lauschte und ging dann weiter.
Zwischen der Bude der »Ägyptischen Weissagerin« und dem Catcher-Zelt war ein schmaler Durchgang.
In diesem Durchgang verschwand er.
Wir näherten uns vorsichtig und sahen, dass er sich im Schatten niedergehockt hatte.
Über ihn hinweg blickten wir auf den Hauptweg, über den sich die Besucher des Rummelplatzes an den Zelten vorbeischoben.
Oaktree rührte sich nicht.
Aber dann hörte ich ein leises Knacken.
Als sich meine Augen an die Beleuchtung gewöhnt hatten, sah ich, dass er einen langen Gegenstand in der Hand hielt.
Ich konnte diesen Gegenstand nicht erkennen, und doch wusste ich, was es war.
Ich stieß meinen Freund an, und auf Fußspitzen pirschten wir uns näher.
Wieder knackte es, und ich stand stocksteif.
Aber Oaktree rührte sich nicht.
Nur zehn Schritte von ihm entfernt, pressten wir uns gegen die Wand der Bude.
Wir warteten.
Ich warf einen Blick auf das Leuchtzifferblatt meiner Armbanduhr.
Es war genau neun.
Plötzlich tauchte Al Chase in unserem Blickfeld auf.
***
Offenbar hatte er es nicht sehr eilig.
Wiederholt blieb er stehen und betrachtete den Laden eines Schaustellers.
Als er dann fast auf gleicher Höhe mit
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