0298 - Todesfalle Rummelplatz
Einzige, was wir tun konnten, war, im Office die Fahndung nach Esther Carlow anzukurbeln.
Ihr Bild hatten wir uns bereits von Oaktree geben lassen, in dessen Schaukasten es gewesen war.
***
Am nächsten Morgen erwartete uns im Office eine Überraschung.
Die Fahndung hatte bereits einen Erfolg gehabt.
Sie war auch an die Stadtpolizei gegangen, bei der wir vorher nicht nachgefragt hatten.
Dabei hatte sich herausgestellt, dass ein Mädchen, dessen Bild mit dem der Esther Carlow genau übereinstimmte, die vor zwei Jahren einer Gang - die sich auf das Ausräubern angetrunkener Provinzlern spezialisiert hatte - als Lockvogel gedient hatte.
Dieses Mädchen war der Polizei durch die Lappen gegangen und bis heute nicht gefunden worden.
Als wir die Bilder verglichen, stand es für uns fest, dass es sich bei Esther Carlow und ihr um ein und dieselbe Person handelte.
Also war sie doch kein so weißes Schäfchen, wie die Polizei von Rapid City uns mitgeteilt hatte.
Im Laufe des Vormittags ging auch die sehnlichst erwartete Auskunft über Al Chase ein.
Er war tatsächlich ein Sohn des Sam Chase, an dessen Ableben Neville mitgewirkt hatte.
Damals war Al neun Jahre alt gewesen und in ein öffentliches Kinderheim gekommen.
1941 wurde.er Soldat und war während des Krieges im Pazifik.
Danach verlor sich seine Spur, bis er vor ungefähr fünfzig Jahren aus Afrika zurückkam und von dort eine Anzahl wilder Tiere mitbrachte, die er an Francis Drake verkaufte.
Seitdem hatte dieser seine Tierschau, im Willow Park.
Der damalige Pächter stellte ein Jahr später seine Zahlungen ein.
Chase, der inzwischen auf irgendeine Art zu Geld gekommen war übernahm den Rummelplatz.
Über diesen Drake hatten wie keine Informationen eingeholt. Jetzt bemühten wir uns darum.
Bei dieser Gelegenheit interessierten wir uns auch für die Vergangenheit von Pit. Peter Cross, der bei Chase Leibwächter spielte.
Es war elf Uhr, als ich zu Mr. High gerufen wurde.
Phil war gerade in einer anderen Sache unterwegs, und so verfügte ich mich allein zu unserem Chef.
Im Besuchersessel saß, elegant und geschniegelt wie immer, Al Chase.
»Die Herren kennen sich ja bereits«, lächelte Mr. High. »Mr. Chase hat mich aufgesucht, um darum zu bitten, dass wir dem Spuk im Willow Park schnellstens ein Ende machen. Er ist der Überzeugung, dass für die sämtlichen Verbrechen ein Mädchen namens Esther Carlow verantwortlich ist. Aber vielleicht, Mr. Chase, erklären Sie Ihren Standpunkt selbst.«
Der Boss des Willow Park zog ein goldglänzendes Zigarettenetui aus der Tasche, bot an und bediente sich selbst.
Dann schlug er die Beine übereinander, ließ ein paar Rauchringe gegen die Decke steigen und sagte: »Ich muss etwas weiter ausholen. Seit fünf Jahren bin ich Besitzer des Rummelplatzes. Wenn ich noch einmal von vorn anfangen könnte, würde ich ihn nicht wieder kaufen. Ich habe von Anfang an nichts als Ärger damit gehabt. Sie haben gar keine Ahnung, was diese Schausteller für unzuverlässige und anrüchige Gesellen sind.«
»Ganz so dumm, wie Sie glauben, sind wir ja nun wiederum nicht«, sagte ich. »Über eine ganze Anzahl Ihrer Pächter wissen wir ziemlich genau Bescheid.«
»Das ist umso besser, dann werden Sie mich wenigstens begreifen. Wie Sie, Mr. Cotton, ja wohl selbst bemerkt haben, gibt’s dort eine ganze Reihe recht netter und interessanter Mädchen. Nun, ich bin Junggeselle und niemandem Rechenschaft schuldig. Ich gebe zu, dass ich mir des Öfteren ein kleines Verhältnis suchte. Vielleicht war ich dabei unvorsichtig. Kurz, ich merkte, dass diese Girls begannen Anstrengungen zu machen, um sich gegenseitig den Rang abzulaufen. Eine Zeit lang war diese Esther Carlow - ich wollte ich hätte sie nie gesehen - meine Freundin. Aber sie hatte ein loses Mundwerk und andere schlechte Eigenschaften, sodass ich mit ihr Schluss machte. Als ich dann etwas mit der Bauchtänzerin des VARIETE ORIENTAL, Mildred Salling, begann, wurde Esther verrückt vor Eifersucht. Es ging so weit, dass sie mich mit einem Messer angriff. Dann war ich kurze Zeit mit dieser Mildred liiert, aber sie war ein Blender. Es steckte nichts dahinter, und daher machte ich Schluss. Ich hätte ja nun eigentlich gewarnt sein müssen, aber da lief mir die kleine Betty Oaktree über den Weg und machte gar keinen Hehl daraus,-dass ich ihr gefiel. Ich kannte das Mädchen schon länger und wusste, dass es bei ihr nicht, wie bei den anderen, um Geld ging. Trotzdem war ich vorsichtig.
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