0299 - Das Lagunen-Monstrum
Pater Aurelian in eine Seitengasse, wo sie ungestört waren.
»Es war die einzige Möglichkeit für mich, einen Zauber zu wirken!« sagte er dann dem brummenden Zamorra. »Du weißt, daß wir vom Orden der Väter der Reinen Gewalt uns grundsätzlich nur der Weißen Magie bedienen dürfen. Ein Schwarzmagier hat es einfacher. Der kann sich durch Teufel und Dämonen an jeden Ort der Welt tragen lassen. Wir haben diese Möglichkeit jedoch nicht. Oder glaubst du, daß Asmodis dich gutwillig durch die Lüfte tragen würde?« Die letzten Worte sagte der Pater mit leisem Spott.
»Du hast natürlich recht damit!« sagte Zamorra. »Ich hätte daran denken müssen. Mit fortschreitendem Alter vergißt man einiges!«
»Hoffentlich wirst du mal so alt, wie du jetzt schon aussiehst!« scherzte Aurelian und fing sich einen bissigen Blick Zamorras ein.
»Ich danke dir jedenfalls für den freundlichen Transport, Aurelian!« sagte der Meister des Übersinnlichen nach einer kurzen Minute des Schweigens, während er mit Bedauern auf seinen ehemals weißen Anzug hinunterblickte. »Ich wünsche dir eine gute Heimkehr!«
»Die ist gar nicht so einfach!« sagte Aurelian. »Wie du weißt, verpflichtet die Mitgliedschaft in unserem Orden zu freiwilliger Armut. Wenn ich mich in meiner Studierstube im Vatikan befinde, habe ich niemals Geld bei mir!«
»Das tut nichts zur Sache. Du bist doch gleich wieder dort!« sagte Professor Zamorra. Doch eine Ahnung sagte ihm, daß es nicht so war.
»Das Amulett und der Brustschild haben sich angezogen und uns mitgenommen!« erklärte Aurelian. »Wir sind zwar auf magischem Wege hierhergekommen. Doch zurück geht es nur auf dem natürlichen Weg!«
»Das bedeutet mit dem Schiff, dem Zug oder dem Auto!« sagte Professor Zamorra.
»Ich nehme auch ein UFO!« sagte der Pater belustigt.
»Und wer soll das bezahlen?« wollte der Meister des Übersinnlichen wissen.
»Da ich kein Geld besitze, bist du es, der die Kosten trägt!« kicherte Aurelian. »Immerhin mußte ich selbst mit hierherkommen. Sonst hätte der Zauber nicht gewirkt. Da ist es nur recht und billig, daß du die Spesen übernimmst…!«
»… die ich Carsten Möbius auf die Rechnung setzen werde!« sagte Zamorra mit grimmigem Ton. Doch in den Augen erkannte Aurelian, daß er es nicht so meinte. »Gut, daß ich Nicole nicht dabei habe. Die hätte die durchnäßten Kleidungsstücke zum Anlaß genommen, neue einzukaufen!«
»Das wollte ich eben vorschlagen!« sagte Pater Aurelian. Seine Stimme wurde ernst. »Beeilen wir uns mit dem Einkauf. Ich habe das unbestimmte Gefühl, daß Venedig von einer schrecklichen Gefahr bedroht wird. Wer weiß, wozu es gut ist, daß wir zusammen sind.«
»Da hinten ist eine Boutique!« wies Professor Zamorra anstelle einer Antwort auf einen kleinen Laden. Gemeinsam steuerten die beiden Freunde darauf zu.
Wenige Minuten später verließen sie in topmodischen Freizeitanzügen die Boutique. Verwundert gab die Verkäuferin ihnen Auskunft, wo das Hotel Marco Polo zu finden sei.
Auf dem Weg dorthin machten sie Station in einem der berühmten Fischrestaurants, und Pater Aurelian erwies sich als Gourmet, indem er Professor Zamorra dazu verurteilte, die vorzüglichsten Delikatessen zu bestellen.
»Wer weiß, was uns bevorsteht!« sagte er. »Es ist besser, gestärkt in den Kampf zu gehen!«
»Der Qualität des Essens und dem Preis nach zu urteilen ist das eher eine Henkersmahlzeit!« unkte der Meister des Übersinnlichen. Doch dann genoß er selbst die Speisen, und der Franzose in ihm wurde wach, als der vorzügliche Rotwein, den Aurelian bestellt hatte, eingeschenkt wurde.
Von vorzüglicher Küche und erlesenen Weinen verstand der Freund eine ganze Menge. Schon während des Essens kamen sie ins Reden. Es gab so viele Dinge, die gesagt werden mußten. Auch neue Erkenntnisse, die Pater Aurelian beim aufmerksamen Studium geheimer Schriften erst jetzt aus den verschlüsselten Texten herausgelesen hatte.
Professor Zamorra hatte ein phänomenales Gedächtnis und verglich das, was er in den letzen Wochen und Monaten seit der letzten Zusammenkunft mit Aurelian erlebt hatte mit dem, was nun an neuer Erkenntnis gewonnen war.
So kam es, daß die Zeit verrann, kostbare Stunden, in denen die Macht der Finsternis wuchs. Weder das Amulett noch der Brustschild zeigten das Wirken von Asmodis und des Dämonenanwärters an. Auch die Beschwörung der Blutgötzen von Atlantis wurde von Zamorra und Aurelian nicht erkannt.
Sie waren
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