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0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen

0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen

Titel: 0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Schatten kommt auf leisen Sohlen
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Wer soll denn jetzt am Sims rüberklettern bis zur Feuerleiter?«
    »Der Boss hat gesagt, wenn es Delane nicht machen kann, weil er tot ist, müssen wir losen. Der Coup ist so vielversprechend, daß wir ihn nicht aufgeben wollen.«
    »Klar. Aber wenn ich dran denke, daß ich da oben entlangklettern soll! Pfui Spinne. Dann dreht sich mein Magen jetzt schon um.«
    »Einer muß es doch tun. Außerdem soll der Sims fast einen Fuß breit sein.«
    »Ein Meter wäre mir lieber.«
    »Na ja, einer wird es schon schaffen.«
    »Und wenn er abstürzt?«
    Einen Augenblick drang nur ein schwaches Rauschen aus der Lüftungsklappe. Dann war wieder die erste Männerstimme, zu vernehmen:
    »Verpfeifen kann er uns dann jedenfalls nicht. Immerhin ist es der 24. Stock.«
    »Ja«, seufzte der andere. »Das trägt auch nicht gerade zu meiner Erheiterung bei. Ach so: Wann verschwinden wir aus dem Kino?«
    »Erst wenn der Hauptfilm angefangen hat. Ich werde mir extra Karten für die Loge links geben lassen. Die liegt gleich neben den Toiletten, so daß uns niemand sehen kann, wenn wir verschwinden.«
    »Okay. Bleibst du noch hier? Ich muß noch zum Friseur.«
    »Ja, ich muß doch auf Lionel warten.«
    »Also dann bis nachher.«
    »So long.«
    Peter Jackson fühlte, daß in seinen Handflächen Schweiß war. Was er da gehört hatte — konnte es noch einen Zweifel geben, daß er einem geplanten Verbrechen auf die Spur gekommen war? Die Verfolgung seines Mannes war jetzt nicht mehr interessant. Jetzt mußte er so schnell wie möglich zur Dienststelle. Bis halb elf waren es nur ein paar Stunden, und es galt, einige Vorbereitungen zu treffen.
    Peter Jackson genehmigte sich in aller Eile einen zweiten Schnaps an der Theke und lief dann zum nächsten Taxistand. Ein paar Minuten später war er bereits unterwegs zum Distriktsgebäude.
    ***
    Die Spedition war ein mittelgroßes Unternehmen.
    Als wir im Chefzimmer saßen, hockte uns ein hemdsärmeliger, kräftiger Mann gegenüber, der eine Zigarre im rechten Mundwinkel hielt und vom Steuern eines schweren Lastwagens sicherlich mehr verstand als von den Formularen der Steuererklärung, die gerade vor ihm lagen.
    »Verdammter Dreck!« fluchte er und zeigte auf die Formulare. »Bin richtig froh, daß mich jemand unterbricht. Aber wenn's so weitergeht, habe ich meine Steuererklärung in einem Jahr noch nicht fertig. Setzt euch doch, Jungs. Was kann ich für euch tun?«
    »Ich heiße Cotton, das ist mein Kollege Decker«, erwiderte ich. »Wir sind G-men.«
    »FBI, he?« raunzte er. »Donnerwetter! Hatte noch nie einen G-man in meiner Bude. Wie wär's mit einem kräftigen Schluck? Ein guter Whisky macht gute Männer, sage ich immer. Meine Frau glaubt's nur nicht. Also?«
    Er sah uns grinsend an. Er hatte einen eckigen Schädel.
    Das eisengraue Haar war zu einer kurzen Bürste geschoren. Um die Augen hatte er kleine Lachfältchen.
    »Okay«, sagte ich. »Gegen einen anständigen Whisky ist nichts einzuwenden.«
    »Fein. Ich wette zehn gegen eins, daß Sie wegen der dämlichen Sarggeschichte gekommen sind.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Da kommen wir gleich drauf. Erst einen Schluck. Auf euer Wohl, Jungs!« Wir nippten an dem kalten Getränk, in dem die Eiswürfel leise klapperten.
    »Wer kam zu Ihnen wegen der Sargkiste?« fragte ich dann.
    »Es kam überhaupt niemand. Wir wurden angerufen.«
    »Wann war das?«
    »Gestern abend. Zwischen halb sieben und acht. Genauer kann ich's leider nicht sagen. Ich war mit dem Jahresabschluß so beschäftigt, daß ich nicht auf den Gedanken kam, auf die Uhr zu sehen.«
    »Sprach ein Mann oder eine Frau?«
    »Ein Mann.«
    »Was sagte er?«
    »Er sagte, er wäre der Oberbürgermeister und ob wir einen Auftrag annehmen könnten. Ich habe zugesagt. Und da kam er dann damit raus, daß auf dem Central-Bahnhof eine große Kiste für ihn lagere. Wir möchten sie ihm doch morgen früh — also heute früh — ins Rathaus bringen.«
    »Können Sie sich an den Wortlaut des Gespräches erinnern?«
    »Ich will's versuchen. Also ich nahm den Hörer und sagte unseren Firmennamen. Darauf er: ›Hier ist der Mayor. Können Sie einen Auftrag für morgen annehmen?‹ — Halt, nein, es war anders. Ich meldete mich und er sagte: ›Guten Abend. Hier ist der vielgeplagte Mayor. Ich warte den ganzen Tag schon auf eine Kiste. Können Sie für morgen einen Auftrag annehmen?‹ — Ja, so war das. Ich sagte zu. Darauf er: ›Die Kiste ist groß. Sie steht im Central-Bahnhof bei der Gepäckstelle.

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