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0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen

0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen

Titel: 0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Schatten kommt auf leisen Sohlen
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in diesem Augenblick bewußt, daß die Leiter leicht schwankte. Abermals drohte eine Panik in ihm emporzusteigen. Du brauchst nur eine falsche Bewegung zu machen, dachte er, und schon ist es passiert. Du würdest gerade noch brüllen können.
    Aber zurück kannst du schon gar nicht. Wenn du jetzt versuchst, zurückzurutschen, könnte es sein, daß auch die Leiter millimeterweise mit zurückrutscht. Bis sie keinen Halt mehr hat, drüben, auf der anderen Seite…
    Es hilft nichts, du mußt vorwärts!
    Langsam schob er sich weiter. Jetzt war er in der Mitte. Jetzt ging es weiter. Und weiter. Verdammt, hören denn fünf Yards nie auf? Noch ein Stück und noch eins.
    Da war das Podest der schwarzen, stählernen Feuerleiter.
    Erlöst griff Stuck Canebridge zu, zog sich noch ein Stück vor und stand auf. Wilder Triumph erfüllte ihn.
    Er hatte es geschafft.
    Er hatte gesehafft, was alle nur Delane zugetraut hatten, dem verwegenen Fassadenkletterer.
    Er zog die Nylonleine straff, die er hinter sich hergezogen hatte, und band sie am Geländer der Feuerleiter fest.
    Die anderen hatten nun sogar schon etwas wie eine Brücke mit Geländer.
    Aber noch lag der schwierigste Teil vor ihm.
    Jetzt mußte er von der Feuerleiter her auf dem Haussims zum nächsten Fenster balancieren.
    Unterhalb des Fensters gab es einen Fahnenmast.
    Dort sollte er die zweite Nylonschnur anbinden und eine dritte neben dem Fenster an der in die Wand eingemauerte Krampe, in der die Fensterputzer während der Arbeit ihre Sicherheitsgürtel hakten.
    Stuck Canebridge stand lange auf dem Podest der Feuerleiter und starrte auf den Sims, von dem er in der Dunkelheit nur den Anfang erkennen konnte.
    Sollte er es wirklich wagen?
    Aber was blieb ihm schon anderes übrig?
    Wenn er jetzt aufgab und versuchte, über die Leiter wieder zurückzuklettern, würde Lemitt ihn vor Wut mitsamt der Leiter in die Tiefe stoßen.
    Jetzt konnte er nicht mehr zurück.
    Kinderspiel, versuchte er sich einzureden, um seine Nerven zu beruhigen.
    Der Sims ist doch breit genug.
    Und in Schulterhöhe läuft eine vertiefte Zierleiste in der Fassade entlang, wo man sich bestimmt gut mit den Fingerspitzen festkrallen kann.
    Er kletterte über das Geländer des Podestes und setzte den rechten Fuß zuerst auf den Sims.
    Tatsächlich war er breit genug, um dem ganzen Schuh Standfläche zu bieten.
    Canebridge probierte es mit der Zierleiste.
    Die Finger paßten hinein.
    Na also, sagte er sich.
    Los geht's.
    Ist ja nur ein kurzes Stück.
    Er schob den rechten Fuß voran, griff mit der rechten Hand weiter, schob den linken Fuß nach und zuletzt die linke Hand.
    Aus den am Gürtel befestigten Rollen liefen die beiden Nylonseile ab, fast ohne daß er es spürte.
    Er hatte nur etwa drei Meter zurückzulegen, wie sich herausstellte.
    Aber er brauchte für diese drei Meter sechs Minuten, und als er endlich das Fenster erreicht hatte, klopfte sein Herz.
    Er hielt sich mit der linken Hand an der starken Krampe fest, klebte mit der rechten geschickt ein Zugpflaster ans Fenster, schnitt mit dem Glasschneider herum und zog es am Pflaster heraus.
    Genau wie abgesprochen schob er das Stück Glas mit dem daran klebenden Pflaster in seine innere Rocktasche.
    Danach faßte er durch das Loch und wirbelte die Verriegelung auf.
    Mit dem Kopf stieß er die beiden Fensterflügel nach innen.
    Er band die Seile fest, wie es ihm aufgetragen war.
    Dann stieß er den leisen Pfiff aus, der als Signal für die anderen verabredet war.
    Denn für diesen Abschnitt ihres Weges hatte selbst Lemitt nicht gewagt, eine Zeit anzusetzen.
    Die anderen begannen ihre nun schon weniger gefährliche Klettertour.
    Stuck Canebridge aber lehnte am offenen Fenster, fühlte, wie weich seine Knie waren, und rauchte mit Genuß eine Zigarette.
    Zwar hatte Lemitt es strikt verboten, aber Canebridge brauchte einfach eine Zigarette.
    Außerdem schirmte er sie mit der hohlen Hand so ab, daß die Glut nicht zu sehen war.
    Ich habe es geschafft, dachte er immer wieder.
    Ich habe den tollsten Coup der letzten zehn Jahre geschafft.
    Ich! Stuck Canebridge.
    ***
    Das Warten war endlos.
    Es wurde elf Uhr, ohne daß sich irgend etwas gerührt hätte. Heller, der dicht neben mir stand, flüsterte:
    »Sie haben sich geirrt, G-man!«
    »Abwarten«, erwiderte ich ebenso leise. »Es kann noch eine Stunde dauern, bis sie hier sind. Sie werden viel Zeit brauchen für ihren langen Weg. Es muß doch alles geräuschlos vor sich gehen.«
    »Eine halbe Stunde in dieser

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