0299 - In diesem Zimmer haust die Angst
zumindest«, gab er ehrlich zu.
»Dann sag es.«
»Wir befinden uns in Krols Körper.«
»Ja!« stieß Mandraka hervor und lachte. »Krol hat uns geschluckt. Wir befinden uns tatsächlich im Innern deines Lebensretters.«
Der kleine Magier drehte sich. »Wie ist so etwas möglich?« wollte er wissen. »Eigentlich müßte eine feste Masse vorhanden sein. Wir aber schreiten hindurch.«
»Krol ist wandelbar. Für ihn gibt es auch einen anderen Ausdruck. Er ist ein Phänomen.«
Wenn Mandraka dies so bestimmend behauptete, mußte schon etwas Wahres daran sein.
»Und wo führst du mich hin?« fragte Myxin. »Wie ich vorhin hörte, wolltest du mir etwas zeigen.«
»Das kommt noch, keine Sorge, mein Lieber. Du wirst alles genau sehen können, geh nur weiter. Und denke immer daran. Krol und der See sind auch das Tor zur Gegenwart und in die andere Welt.«
Die Worte vergaß Myxin nicht. Öfter schaute er sich um. Er vergaß auch nicht, in die Höhe zu blicken und entdeckte dort die weißgrünlich schimmernde Masse, die stets vibrierte wie ein riesiger Pudding, der angestoßen oder geschüttelt wird.
Ein Gefühl für Zeit gab es in diesen seltsamen Welten überhaupt nicht. Das war Myxin egal, denn er wollte endlich wissen, woran er war.
Lange brauchte er nicht mehr zu warten, denn Mandraka blieb stehen. Myxin stoppte ebenfalls und schaute den Schwarzblut-Vampir von der Seite her an.
»Hast du mir nichts zu sagen?« fragte der Magier.
»Schon. Schau nach vorn, und du wirst feststellen, daß wir uns am Ende des Kraken befinden.«
»Nein, ich…«
»Sei ruhig, Myxin. Krol wird uns beweisen, welch eine Kraft er besitzt. Ich fühle es, er naht, sein Geist kommt auf uns zu und wird uns erfüllen.« Die letzten Worte waren als scharfes Flüstern aus dem Mund des Schwarzblut-Vampirs gedrungen. Er legte nur eine kurze Pause ein, bevor er ebenso leise weitersprach. »Mensch und Krake!« hauchte Mandraka. »Krol hat es geschafft, beide Gestalten anzunehmen, und das ist noch keinem gelungen. Er ist zugleich Mensch und Wesen aus tiefster Vergangenheit. Atlantis und die Leichenstadt leben…«
Diese Worte waren so dramatisch vorgetragen worden, daß sie auch Myxin mitrissen. Er glaubte fest daran, daß sich in den nächsten Sekunden etwas tat, und tatsächlich lief vor seinen Augen ein Phänomen ab, das er kaum begreifen konnte.
Grenzen im eigentlichen Sinne sah er nicht, aber vor ihm bewegte sich etwas, so daß ein Gebilde entstand, das wie eine Halbkugel wirkte. Flaschengrün schimmernd und dennoch durchsichtig.
Dahinter lag etwas…
Eine andere Welt - die Gegenwart.
Eine Gegenwart, in der sich Menschen bewegten. Eine Stadt, ein Haus, ein Zimmer, schräg oberhalb versetzt, so daß der Betrachter hinauf- und hineinschauen konnte.
Unter dem wie gläsern wirkenden Fußboden lauerten zahlreiche Kraken. Möbel befanden sich in dem Raum. Ein alter Ofen sogar, ein Stuhl, ein Tisch, sehr klein und viereckig.
Und eine Tür.
Sie stand offen.
»Schau genau hin!« hauchte Mandraka. »Gleich wirst du ihn sehen.«
»Wen?«
»Warte es ab.«
Jemand erschien. Ein Schatten verdunkelte das ohnehin düstere Türrechteck. Myxin hatte den Kopf erhoben, schielte auf diese rechte Seite und sah zunächst zwei Menschen.
»John Sinclair!«
Hah, ha, ha…! Stoßweise drang das Lachen aus dem Maul des Schwarzblut-Vampirs. »Ja, John Sinclair. Und er wird von jemandem festgehalten. Du hast doch nach Krol gefragt, Myxin. Da ist er in seiner menschlichen Gestalt. Das ist Krol!«
Im nächsten Moment stieß Krol den Geisterjäger vor. Er katapultierte ihn in das Zimmer hinein, Sinclair fiel zu Boden, und Mandraka rieb sich seine Klauen.
»Jetzt gib genau acht, was geschieht«, sagte er und öffnete sein Maul, so daß die beiden spitzen Vampirzähne lauernd wie zwei weiße Dolche hervorschauten…
***
Drei völlig überraschte Frauen standen da und starrten dorthin, wo der kleine Magier verschwunden war. Mochten die drei auch noch so unterschiedlich sein, eines hatten sie gemeinsam. Sie waren von einer ihnen noch unbekannten Größe regelrecht geleimt worden.
Man hatte ihnen Myxin vor der Nase weggeholt, und daran gab es nichts zu rütteln.
Selbst Kara zeigte sich enttäuscht. Ihr war es nicht darauf angekommen, Myxin zu töten, sie wollte ihm trotz allem helfen. Sie brachte ihn nur unter ihrer Kontrolle, denn der Trank des Vergessens hatte ihr die Kraft dazu gegeben.
Wikka, Jane Collins und der Satan hatten einen Dämonenpakt
Weitere Kostenlose Bücher