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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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Jahrhunderte alt war. Irgendwie störte es mich, mit welcher Selbstverständlichkeit er sich hier eingerichtet hatte. Dies war das Reich von Larissas Großvater. Der Bibliothekar kam mir vor wie ein Eindringling, der wie ein Kuckuck den ersten besten Moment nutzte, um sich in einer fremden Behausung breitzumachen.
    »Habt ihr das Register?«, fragte er, als wir eintraten. Er streckte uns eine Hand entgegen. »Darf ich es sehen?«
    Eher widerwillig gab ich ihm das Büchlein. Er hielt es ungeöffnet in der Hand und betrachtete es sinnierend.
    »Das Register von Leyden«, sagte er schließlich. »Wisst ihr, was für eine Ehre es ist, dieses Buch in den Händen halten zu dürfen?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Die Ehre interessierte mich weniger. Für mich war das Register einfach ein Weg zu den Vergessenen Büchern. Aber für ihn hatte es sichtlich eine völlig andere Bedeutung.
    Vorsichtig schlug er das Bändchen auf und studierte die Seiten. »Dies sind die Zeugnisse aller Bewahrer der letzten Jahrhunderte«, flüsterte er nahezu ehrfürchtig. »Die Generationen, die vor uns den ewigen Kampf des Lichts gegen das Dunkel geführt haben. Endlich darf auch ich es in den Händen halten.«
    Larissa trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Können wir das Register jetzt bitte zurückhaben?«, fragte sie. »Wir wollen nach Hinweisen suchen.« Ihr Ton war schärfer als gewöhnlich. Sie empfand die Anwesenheit des Bibliothekars in diesem Raum offenbar als ebenso unangemessen wie ich.
    Widerwillig schloss er das Bändchen und reichte es uns zurück. »Natürlich«, murmelte er, doch es war zu spüren, wie schwer es ihm fiel, sich davon so schnell schon wieder trennen zu müssen. Dabei waren wir es doch gewesen, die Kopf und Kragen riskiert hatten, um das Register in unseren Besitz zu bringen!
    »Hat jemand angerufen?«, wollte Larissa noch wissen. »Gab es etwas Neues aus dem Krankenhaus?«
    »Nichts«, erwiderte er einsilbig, den Blick bereits wieder auf seinen alten Schmöker gesenkt. »Fangt nur schon an! Ich muss hier noch einige Dinge herausfinden, das wird noch ein wenig dauern.«
    Wir schluckten unsere Verärgerung herunter und zogen uns in mein Zimmer zurück. Larissas Raum befand sich dauerhaft in einem Zustand von Chaos. Sie hatte sich zwar von ihren Schlangen und Echsen getrennt, die inzwischen in einem örtlichen Reptilienzoo untergebracht waren, aber immer noch war jeder freie Quadratzentimeter mit allen möglichen Geräten und Bauteilen belegt, die sie zu ständig neuen Gebilden zusammenfügte, deren Zweck sich mir nicht erschloss. Ab und an versuchte sie zwar, mir ihre Projekte zu erklären, meistens jedoch ohne Erfolg. Ich war, was Computer anging, nun wirklich kein Laie, aber Larissas technisches Verständnis überstieg meins um ein Vielfaches. Wahrscheinlich würde sie später einmal eine exzellente Ingenieurin abgeben.
    Es dauerte eine Weile, bis wir den Eintrag für das Buch der Leere gefunden hatten. Liber Vacui stand da und dahinter eine Reihe von Hinweisen in unterschiedlicher Schrift und Tinte, die bis auf zwei Worte allesamt durchgestrichen waren. Sie lauteten »Edwin trommelt«.
    Ich stieß einen Seufzer aus, schob das Buch von mir und senkte meinen Kopf auf die Tischplatte. Das war die kürzeste und auch unklarste Andeutung, die wir bislang im Register gelesen hatten.
    »So schlimm?«, fragte Larissa, die in der Zwischenzeit den Computer hochgefahren hatte.
    »Edwin trommelt«, sagte ich. »Können sich diese Leute nicht ein einziges Mal etwas klarer ausdrücken? Was sollen wir damit anfangen?«
    »Fällt dir gar nichts dazu ein?«
    »Edwin kenne ich nur einen: den Torhüter von Manchester United, Edwin van der Sar«, erwiderte ich. »Der kann aber mit Sicherheit nicht gemeint sein, und trommeln tut er schon mal überhaupt nicht. Ansonsten: nada. Und du?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Nichts. Ich kenne niemanden, der so heißt.«
    Ich seufzte erneut. »Dann können wir uns ja auf eine lange Suche gefasst machen.«
    »Solange du uns nicht wieder in die Irre führst wie beim vorigen Mal ...« Sie ließ die Worte vielsagend in der Luft hängen.
    Ich verkniff mir eine bissige Antwort. Der Hinweis, den wir im letzten Jahr entschlüsseln mussten, war so vieldeutig gewesen, dass wir anfangs auf einer völlig falschen Fährte gelandet waren, auch wenn sie sich im Nachhinein nicht als total nutzlos herausgestellt hatte. Aber es war klar, was Larissa damit sagen wollte. Diesmal konnten wir uns so

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