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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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wortlos eine Hand auf ihre Schulter. Ein stummes Schluchzen zuckte durch ihren Körper. Auch ich musste meine Kiefer fest zusammenpressen. Es waren weniger seine Verletzungen, die mich so berührten, sondern die Tatsache, dass der Mann, der sonst immer so selbstbewusst auftrat, plötzlich so hilflos auf mich wirkte.
    Auch der Arzt war herangekommen. »In gewisser Weise ist das Koma gut für ihn«, erklärte er. »So liegt er ruhig und der Körper kann sich ganz auf die Heilung der Wunden und Brüche konzentrieren. Außerdem empfindet er so keine Schmerzen.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Larissa.
    »Sicher können wir uns bei Komapatienten nie sein. Dafür gibt es zu viele unterschiedliche Fälle.« Er deutete auf das Gestell mit den Infusionsbehältern. »Euer Großvater erhält auf jeden Fall ein starkes Schmerzmittel. Und weil das Koma wie ein tiefer Schlaf ist, in dem unser Schmerzempfinden ebenfalls deutlich geringer ist, können wir wohl annehmen, dass er nicht leidet.«
    Larissa hatte die ganze Zeit leicht die Hand des Bücherwurms gestreichelt. Der ließ keinerlei Reaktion erkennen.
    »Glauben Sie auch, dass Menschen im Koma nichts von ihrer Umwelt wahrnehmen?«, fragte sie den Arzt.
    »Es gibt eine Reihe von neueren Untersuchungen, die das Gegenteil nahelegen«, erwiderte er. »Auf jeden Fall ist erwiesen, dass menschlicher Kontakt noch keinem Komapatienten geschadet hat.« Er lächelte ihr aufmunternd zu und ging dann zur Tür. »Ich lasse euch kurz mit ihm allein.«
    Larissa trat an das Bett des Bücherwurms und erzählte ihm leise von der Aufgabe, die vor uns lag. Ab und an machte ich eine zusätzliche Bemerkung. Obwohl es nicht den Anschein hatte, als ob der Bücherwurm uns hören konnte, tat es gut, unsere Geschichte loszuwerden.
    Dann ging die Tür auf und der Arzt streckte seinen Kopf ins Zimmer. »Ihr solltet jetzt gehen. Sonst bekomme ich noch Ärger mit dem Chefarzt.«
    Zögernd ließ Larissa die Hand ihres Großvaters los. Sie beugte sich über ihn und gab ihm einen leichten Kuss auf die Backe. Dann folgten wir dem Arzt zurück zum Ausgang.
    »Ihr könnt morgen gerne wiederkommen«, sagte er. »Fragt einfach nach Doktor Sander. Ich habe das ganze Wochenende bis acht Uhr abends Dienst.«
    Wir bedankten uns bei ihm und machten uns auf den Heimweg. Larissa war ungewohnt still und sprach erst, als wir uns kurz vor unserem Ziel befanden.
    »Was meinst du?«
    Ich verstand sofort, was sie meinte. »Ich bin überzeugt, er wird wieder gesund.«
    Sie seufzte. »Ich wünschte, ich könnte so zuversichtlich sein wie du.«
    War meine Zuversicht wirklich so groß? Oder wollte ich sie nur trösten? Ich wusste es in dem Moment selbst nicht. »Er ist dein Großvater. Er ist stark. Er wird zu uns zurückkommen.«
    »Vielleicht. Aber wann?«
    »Spätestens dann, wenn wir die Schatten besiegt haben.«
    »Du glaubst also auch, sie stehen hinter dieser Sache?«
    »Wer sonst? Pluribus oder die Slivitskys? Ich traue denen eine ganze Menge zu, aber was hätten sie davon, deinen Großvater zu töten?«
    »Und was haben die Schatten davon?«
    Darüber hatte ich mir bereits Gedanken gemacht. »Sie haben ein Druckmittel mehr gegen dich in der Hand. Jetzt sind es nicht nur deine Eltern, sondern auch dein Opa. Wenn sie wirklich für diese Sache verantwortlich sind, dann können sie das zusätzlich einsetzen, um dich ihnen gefügig zu machen.«
    Sie überlegte einen Moment. »Versprichst du mir etwas, Arthur?«
    »Alles, was du willst.«
    »Wenn wir den Schatten tatsächlich gegenüberstehen sollten, nimmst du dann das Buch der Leere? Ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn sie verlangen, dass ich es ihnen aushändige.«
    »Kein Problem. Aber du hast ihnen doch auch in Dubrovnik nicht gegeben, was sie haben wollten.«
    Sie schwieg erneut. »Ich weiß. Und ich mache mir seitdem Vorwürfe deswegen. Vielleicht hätte ich meine Eltern wirklich befreien können, wenn ich ihnen das Buch der Wege übergeben hätte. Und vielleicht wäre Opa jetzt nicht im Krankenhaus.«
    Ich fasste sie an der Schulter und hielt an. »Du weißt genau, dass das nicht stimmt«, sagte ich und blickte ihr in die Augen. »Der Schatten hätte das Buch genommen und wäre verschwunden.«
    »Ich weiß nicht ... Wahrscheinlich hast du recht, aber irgendwie ...«
    »Ich habe mit Sicherheit recht«, bekräftigte ich. Davon war ich absolut überzeugt. »Aber beim nächsten Mal wird es anders sein. Dann halten wir das Buch der Leere in den Händen und dann werden wir

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