03 Arthur und die Stadt ohne Namen
systematisch durchzuarbeiten. Dann würden wir jetzt nicht so unter Druck stehen.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Je mehr Zeit man hat, desto mehr kann man sich auch verrennen. Vor allem, wenn die Hinweise so mehrdeutig formuliert sind.«
Ich grinste. »Du plädierst also plötzlich für die Intuition?«
Als Antwort streckte sie mir die Zunge heraus und verzog das Gesicht. Wir mussten beide lachen.
»Also, noch mal von vorn«, sagte Larissa. »Ist uns das genug oder nicht?«
»Für mich reicht es«, antwortete ich. »Es fühlt sich einfach richtig an. Und Córdoba war ja damals auch nicht so völlig falsch, wie wir zunächst gedacht haben.«
Sie nickte nachdenklich. »Ich denke auch, wir müssen in Edinburgh suchen.«
»Aber nur, wenn du versprichst, mir hinterher keine Vorwürfe zu machen, falls es sich doch als ein Irrtum herausstellen sollte«, sagte ich.
»Fürchtest du dich vor meinem Zorn?« Diesmal war sie es, die grinste.
»Wer würde das nicht tun?«, erwiderte ich, halb im Ernst und halb im Scherz.
Larissa sprang auf und wuschelte mir mit ihrer Hand durchs Haar. »Das solltest du auch«, lachte sie. »Aber ich verspreche dir, ich werde nicht böse sein, wenn Edinburgh nicht das richtige Ziel ist.« Sie machte eine kleine Pause. »Zumindest jetzt. Was später sein wird, das kann ich natürlich nicht sagen ...«
Ich versetzte ihr einen spielerischen Stoß gegen die Schulter. »Das ist gemein«, sagte ich.
Sie boxte mich zurück. »Gar nicht. Das ist nur mein Recht.«
Ich zwickte sie in die Seite. »Autsch«, schrie sie gespielt und machte einen Hüpfer weg von mir.
»Das hast du von deinem Recht«, sagte ich. »Davon kannst du gerne noch mehr haben.«
»Hört, hört!«, rief sie. »Eine furchtbare Drohung!«
Ich stand ebenfalls auf und ging langsam auf sie zu, die Arme ausgebreitet. Larissa hielt abwehrend ihre Handflächen hoch. »Friede«, bot sie an.
Etwas enttäuscht ließ ich die Arme sinken. »Na gut, für den Moment. Was später sein wird, das kann ich natürlich nicht sagen ...«
»Jetzt bist du aber gemein.« Sie hatte sich bis zur Zimmertür zurückgezogen. »Du würdest mich sowieso nicht kriegen.« Mit diesen Worten riss sie die Tür auf und verschwand im Flur.
Ich stürzte hinter ihr her, aber ihr Vorsprung war zu groß. Die Tür zu ihrem Zimmer schlug vor meiner Nase zu und der Schlüssel drehte sich.
»Schildkröte! Schildkröte!«, klang ihre Stimme dumpf durch die Tür.
Ich würde ihr zeigen, wer hier eine Schildkröte war! Ohne zu antworten, hockte ich mich neben den Türrahmen, sodass sie mich beim Herauskommen nicht gleich sehen konnte. Jetzt musste ich nur noch warten.
In dem Augenblick hörte ich den Bibliothekar die Treppe heraufkommen. Sofort rappelte ich mich wieder auf.
»Alles in Ordnung bei euch?«, fragte er, noch bevor er die oberste Stufe erreicht hatte. »Ich habe Lärm gehört ...«
»Kein Problem«, beruhigte ich ihn. »Wir sind nur ein wenig ausgerastet, weil wir den Hinweis des Registers entschlüsselt haben.«
Larissa hatte den Bibliothekar wohl auch wahrgenommen, denn ihre Tür öffnete sich wieder. »Aha. Und wo befindet sich das Buch der Leere eurer Meinung nach?«
»In Edinburgh«, sagte Larissa.
»Sieh an.« Er machte eine kleine Pause. »Und wie seid ihr gerade darauf gestoßen?«
»Durch einen Tippfehler«, erwiderte ich und berichtete, wie ich statt Edwin nur Edin eingegeben hatte.
»Ein Tippfehler«, murmelte er. »Sehr interessant. Ist dir das schon häufiger passiert, dass du durch solche Zufälle auf eine Lösung gestoßen bist?«
»Das ist eigentlich meistens so«, sagte Larissa. »Arthur ist der Meister des Zufalls.«
Der Bibliothekar wiegte den Kopf hin und her. »Bemerkenswert. Und darauf verlasst ihr euch?«
Wir nickten. »Natürlich kann man sich so auch mal ordentlich vertun«, erklärte ich. »Das ist uns auch schon passiert. Aber meistens haut es hin.«
»Hmm«, brummte er. »Ich bevorzuge es, meine Schlüsse aufgrund nachprüfbarer Tatsachen zu ziehen. Der Zufall mag das eine oder andere Mal behilflich sein, aber man sollte sich darauf nicht verlassen.«
»Bei Arthur kann man das schon«, widersprach ihm Larissa. »Das ist sein Bewahrertalent. Die Kunst besteht nur darin, dann auch die richtigen Schlussfolgerungen daraus zu treffen. Und das ist nicht immer ganz einfach.«
Einen Moment lang sah es so aus, als wolle der Bibliothekar die Diskussion darüber fortsetzen. Doch dann wechselte er das Thema. »Edinburgh
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