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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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wieder verwerfen, denn beim näheren Hinsehen fand ich heraus, dass das erste Tattoo 1950 stattgefunden hatte, lange nach der Zeit des Bewahrers, der den Eintrag vorgenommenen hatte.
    Ich wollte gerade tiefer in die Geschichte der schottischen Kapellen einsteigen, als Larissa »Ich hab was!« rief. Ich unterbrach meine Lektüre und sah auf.
    »Es gibt eine Legende, die mit Edinburgh Castle, der großen Burg der Stadt, zu tun hat«, sagte sie. »Hier steht, dass zu Anfang des 19. Jahrhunderts in den Kerkern der Burg der Eingang zu einem Tunnel entdeckt wurde. Der Stadtrat wollte den Stollen erforschen lassen, allerdings war er so schmal, dass kein erwachsener Mann hindurchpasste. Also beschloss man, einen zehnjährigen Jungen in den Geheimgang zu schicken.«
    »Einen Zehnjährigen?«, rief ich. »Wer kommt denn auf so eine Idee?«
    »Das schien damals in Edinburgh nicht unüblich zu sein. Vor allem Waisenkinder wurden schon früh zum Arbeiten gezwungen. Sie wurden zum Beispiel von Schornsteinfegern eingesetzt, um in die Kamine zu klettern und diese von innen zu säubern. Und wenn sie an den Folgen ihrer Arbeit umkamen, dann galt das als nicht weiter schlimm, denn es waren ja nur Waisen.«
    Mir schauderte bei der Vorstellung, zu jener Zeit dort gelebt zu haben. Ich stellte mir vor, meine Eltern hätten mich in dem Alter gezwungen, in enge und schwarze Schornsteine zu steigen. Und dann da drin hängen zu bleiben ...
    »Jedenfalls gaben sie dem kleinen Jungen eine Trommel und wiesen ihn an, diese so laut wie möglich zu schlagen«, fuhr Larissa fort. »Er verschwand in dem Tunnel. Die Erwachsenen folgten über der Erde dem Geräusch der Trommelschläge. Es führte aus der Burg heraus und dann weiter die High Street entlang, bis es plötzlich vor der Tron-Kirche verstummte. Die Stadträte warteten eine Weile, aber nichts passierte. War der Junge umgekehrt und zurückgekrochen? Doch in der Burg war er nicht wieder aufgetaucht. Irgendwas musste ihm also zugestoßen sein.
    Sie beratschlagten, was zu tun sei. Sollte man ein weiteres Kind hinterherschicken? Und was, wenn das ebenfalls verschwand? Die Vorstellung, ein Kind nach dem anderen in den Tunnel zu schicken, schien selbst dem Stadtrat nicht besonders verlockend. Also beschlossen sie, den Gang zuzumauern und die ganze Angelegenheit zu vergessen.«
    Sie schwieg und sah mich an.
    »Eine unheimliche Geschichte«, sagte ich. »Aber das ist nichts als eine zweihundert Jahre alte Legende. Wer sagt uns, dass sie etwas mit dem Hinweis zu tun hat?«
    »Der Eintrag im Register ist doch bestimmt auch über hundert Jahre alt«, widersprach mir Larissa. »Und außerdem geht es noch weiter. Denn bis heute soll man in manchen Nächten rund um die Tron-Kirche ein leises Trommeln unter dem Straßenpflaster vernehmen können, wenn man genau hinhört.«
    Sie beugte sich über ihr Notebook und klickte auf einen anderen Reiter ihres Browsers. »Und hier wird von einer Touristin berichtet, die im Jahr 1994 bei einer Führung durch die unterirdischen Gewölbe unter der Altstadt in Ohnmacht fiel, als die Geschichte des Trommlers vorgetragen wurde. Als sie wieder zu sich kam, erzählte sie, sie habe gerade kurz zuvor hinter sich laut und deutlich jemanden trommeln hören.«
    Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. Unterirdische Räume waren überhaupt nicht mein Ding, vor allem seit unseren Erlebnissen in Bologna. Deshalb konnte ich die Touristin gut verstehen. Zugleich beschlich mich eine böse Vorahnung. Wenn der Hinweis auf Edinburgh schon etwas mit einem Tunnel unter der Stadt zu tun hatte – was bedeutete das für uns? Mussten wir auch wieder unter die Erde? Und das in einer Stadt, die für ihre Geister bekannt war ...
    Larissa unterbrach meine dunklen Gedanken. »Was meinst du, reicht das als Erklärung für den Hinweis im Register?«
    Obwohl mir mein Gefühl sagte, dass Edinburgh der richtige Ort war, wollte ich dieses Mal doch etwas vorsichtiger an die Sache herangehen. »›Edwin‹ scheint mir ziemlich eindeutig zu sein«, erwiderte ich. »Zumindest habe ich keine andere Stadt gefunden, die so eng mit diesem Namen verknüpft ist. Aber diese Trommelgeschichte – findest du nicht, die ist recht dünn?«
    »Ich weiß nicht.« Larissa seufzte. »Es ist ärgerlich, dass wir immer nur so wenig Zeit haben, um die Informationen aus dem Register zu entschlüsseln.«
    »Das ist doch unsere eigene Schuld«, sagte ich. »Wir hätten ja die letzten beiden Jahre nutzen können, um das Register

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