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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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müssen wir ja anfangen. Wo gibt es denn heute die meisten Bücher in Edinburgh?«
    »In der Schottischen Nationalbibliothek«, antwortete Campbell. »Allerdings lagern dort über 14 Millionen Bände und mehr als hunderttausend Manuskripte. Und an die Mehrzahl davon kommt man als einfacher Besucher nicht heran. Allein dort könntet ihr monatelang suchen.«
    »Klingt zumindest nicht schlecht«, sagte ich ungerührt. Campbell wusste offenbar nichts von meiner Gabe, ein gesuchtes Buch unter Tausenden im Handumdrehen zu finden. Ich hatte auch nicht vor, ihn darüber aufzuklären.
    »Können Sie uns Zutritt zur Nationalbibliothek verschaffen?«, fragte Larissa.
    Er wiegte den Kopf leicht hin und her. »Das wird nicht einfach sein. Ich habe natürlich einen Ausweis, aber in die geschlossenen Bereiche komme ich damit auch nicht rein. Ich kenne allerdings einige wichtige Leute dort. Wir Antiquare arbeiten eng mit der Bibliothek zusammen und treffen uns einmal im Jahr. Vielleicht lässt sich da etwas arrangieren.«
    Dabei beließen wir es zunächst. Ich wollte zwar gerne Campbells Hilfe in Anspruch nehmen, ihn aber nicht zu sehr in unsere Nachforschungen einbeziehen. Dafür traute ich ihm noch zu wenig. Und die Art, wie er mich mit seiner Frage reingelegt hatte, hatte mich misstrauisch gemacht.
    »Und was habt ihr jetzt vor?«, fragte er, nachdem wir alle einen Moment geschwiegen hatten. »Wie wollt ihr vorgehen?«
    Das war eine Frage, die wir nicht beantworten konnten. Wie auch bei den anderen Städten, die wir besucht hatten, waren wir ohne einen handfesten Hinweis hierhergekommen. Unsere Erfahrungen hatten uns gelehrt, dass wir, wenn wir nur lange genug durch die Stadt zogen, irgendwo eine Spur finden würden. Aber wie sollte man das jemandem erklären?
    »Wir werden morgen erst mal die Altstadt erkunden«, sagte ich. »Dann sehen wir weiter.«
    »Verstehe«, sagte Campbell in gekränktem Tonfall. »Ihr wollt mir nicht sagen, was ihr plant.«
    »Nein, nein, so ist das nicht«, versicherte Larissa. »Wir haben wirklich kein bestimmtes Ziel. Das wird sich alles erst herausstellen, wenn wir Edinburgh näher kennen.«
    Campbell schien nicht überzeugt, aber er bohrte auch nicht weiter nach. »Dann will ich euch mal den Weg zu unserer Wohnung beschreiben«, sagte er.
    »Sie wohnen nicht hier im Haus?«, fragte ich.
    »Auf gar keinen Fall.« Er machte eine ausholende Handbewegung. »Wisst ihr, was hinter diesem Haus liegt?«
    »Der Greyfriars Friedhof«, sagte ich.
    »Richtig. Und in dessen Nähe würde ich mich nachts nur ungern befinden.«
    »Glauben Sie etwa die Geschichten von Geistern, die es dort geben soll?«, fragte Larissa erstaunt.
    »Das hat nichts mit Glauben zu tun«, wiederholte er exakt meine Worte von vorhin. »Es ist eine Tatsache. Vielleicht werdet ihr das verstehen, wenn ihr euch einige Tage hier in der Stadt aufgehalten habt.«
    Aus einer Schublade unter der Theke zog er einen Stadtplan hervor. »Ihr müsst zur Oxford Street gehen. Sie liegt etwa zwanzig Minuten Fußweg von hier entfernt.« Er markierte die Stelle im Stadtplan und erklärte uns den kürzesten Weg dorthin. »Ich muss noch zwei Stunden arbeiten, aber Caitlin, meine Frau, erwartet euch zu Hause.«
    Ich nahm den Plan, wir verabschiedeten uns und verließen den Buchladen. Sobald wir das Ende der Candlemaker Row erreicht hatten, belebten sich die Bürgersteige wieder. Dies war das Universitätsviertel von Edinburgh, und überall kamen Studenten aus den Gebäuden, um sich auf den Weg nach Hause oder in eines der vielen hell erleuchteten Cafés zu machen, die sich in der Gegend befanden.
    Wir folgten der Chambers Street mit ihren imposanten Sandsteingebäuden, bis wir die belebte South Bridge erreichten. Die Brücke war im Laufe der Jahrhunderte Stück um Stück von unten zugebaut worden, sodass von der ursprünglichen Konstruktion nicht mehr viel zu sehen war.
    Die Bürgersteige der South Bridge waren voll von Menschen, die ihre Arbeit oder ihr Studium für diesen Tag beendet hatten. In beiden Richtungen schoben sich Doppeldeckerbusse die Straße entlang, die nahezu im Minutentakt Passagiere aufnahmen oder ausspuckten. Buchläden, Imbissbuden und Restaurants aller Arten und Nationalitäten, Cafés, Elektronikgeschäfte, Bekleidungsläden und Supermärkte säumten die Straße.
    Wir bahnten uns unseren Weg durch das Gewusel.
    »Ich dachte immer, Großbritannien sei das Land der Teetrinker«, wunderte sich Larissa. »Aber hier gibt es nur Cafés und

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